Dabei hatte auf dem Platz doch Schluss sein sollen mit der Verbundenheit zwischen den alten Rivalen, schließlich steht für beide in der Fußball-Rheinlandliga viel zu viel auf dem Spiel, um sich mit einem Punkt zufrieden zu geben.
Vor knapp 1000 Zuschauern, für die neben dem sportlichen Anreiz wohl auch das schöne Wetter und der freie Eintritt gute Argumente waren, ins Stadion zu kommen, nahm das Derby zwischen der im Abstiegskampf verstrickten EGC und den im Aufstiegsrennen zuletzt strauchelnden Sportfreunden schnell Fahrt auf. Auf dem Kunstrasenplatz des Theodor-Heuss-Stadions entwickelte sich ein schnelles, teils aber auch zerfahrenes Spiel. Auf beiden Seiten waren die Trainer gezwungen, personelle Änderungen vorzunehmen, wobei sich Eisbachtals Thorsten Wörsdörfer noch kurz vor dem Anpfiff für einen Wechsel im Tor entscheiden musste.
Koch steht zwischen den Pfosten
Weil der im Spielbericht aufgeführte Stammkeeper Niklas Kremer beim Warmmachen merkte, dass seine Blessur aus dem Wissen-Spiel ihn zu sehr behinderte, nahm dann doch der junge Felix Koch den Platz zwischen den Pfosten ein und bekam schnell die Gelegenheit, sich zu bewähren.
Traf Jonas Simek in der 8. Minute nach einer langen Hereingabe den Ball noch nicht richtig, zog wenig später Lasse Bieg aus 20 Metern ab. Doch Koch klärte die erste gefährliche Situation des Abends sicher (12.). Auf der Gegenseite war es Tommy Brühl, der den ersten Akzent Richtung EGC-Gehäuse setzte. Den langen Ball des Eisbachtalers, der wohl mehr als Flanke gedacht war, denn als Torschuss, lenkte der Wirgeser Keeper Marius Schröder mit den Fingerspitzen über die Latte (24.).
Die EGC, rein vom Tabellenbild der Außenseiter in diesem Duell, versuchte, Ordnung in die Partie zu bringen und agierte vor allem in der Defensive aufmerksam, sodass sich die Sportfreunde oft vergebens mühten, in die Gefahrenzone vorzudringen. „In der ersten Halbzeit haben wir zu wenig Fußball gespielt“, erkannte Sportfreunde-Coach Wörsdörfer ein Manko im Spiel seiner Elf. Sein zweiter Kritikpunkt mit Blick auf die aus seiner Sicht „ausgeglichene erste Halbzeit“ war „ein dummes Tor, das wir gefangen haben“.
Es war ein sehr emotionales Spiel, in dem es um sehr viel ging.
Sven Baldus
War Schlussmann Koch bei einem Drehschuss von Berkan Yavuz zur Stelle (27.), streckte er sich trotz seiner Körpergröße von 1,96 Meter dann vergebens, als sich ein langer Ball von Lasse Bieg aus rund 30 Metern hinter ihm ins Tor senkte (30.). Wirges war im Derby tatsächlich in Führung gegangen – und nach den jüngsten Trends beider Mannschaften überraschte das nicht mal.
Doch die Antwort des Favoriten aus Nentershausen ließ nicht lange auf sich warten. Nach einer Ecke nahm Nils Wettengl, beim Eisbachtaler 5:2 in der Hinrunde Torschütze zum 1:0, den Ball mit der Seite und beförderte diesen als Aufsetzer zum 1:1 in den Winkel (40.). Ein Unentschieden, das wusste jeder, war für beide Mannschaften zu wenig, wenngleich Eisbachtals Thorsten Wörsdörfer hinterher meinte: „Am Ende sind wir mit dem Punkt zufrieden“, und EGC-Trainer Sven Baldus feststellte: „Den Punkt haben wir uns heute verdient.“
Wir hatten in der zweiten Halbzeit die besseren Chancen, konnten uns aber leider nicht belohnen.
Thorsten Wörsdörfer
Doch es blieben beiden Mannschaften ja noch 45 Minuten plus Nachspielzeit, um am Ergebnis etwas zu ändern. Allein, ein weiteres Tor wollte nicht gelingen. „Wir hatten in der zweiten Halbzeit die besseren Chancen, konnten uns aber leider nicht belohnen“, haderte Wörsdörfer und meinte damit den 20-Meter-Freistoß von Lukas Tuchscherer, den Schröder parierte (53.), genauso wie zwei Chancen von Steffen Decker. Dessen ersten Versuch aus spitzem Winkel klärte der EGC-Keeper zur Ecke (58.), und Deckers zweiter Abschluss nach einem Querschläger wurde noch abgefälscht (70.). Die letzte gute Möglichkeit der Gäste machte Luis Krissel zunichte, der einen Schuss aus dem Gewühl auf der Linie des Wirgeser Tors klärte (73.).
Doch auch Wirges hatte Gelegenheiten, das Prestigeduell zu seinen Gunsten zu entscheiden. In der 53. Minute lag der Ball sogar schon im Eisbachtaler Tor, doch der Treffer von Berkan Yavuz wurde nicht anerkannt, weil der Schütze aus Sicht des Unparteiischen Markus Wozlawek zuvor ein Foul begangen hatte.
In der Schlussphase drängte die EGC auf den Lucky Punch. Der inzwischen eingewechselte Adrian Bruch versäumte es dabei, als Joker zum Mann des Tages zu werden. In aussichtsreicher Position an der Strafraumgrenze legte sich der Stürmer den Ball wohl einmal zu viel vor (83.).
Kompliment ans eigene Team
Und dann war da diese letzte brenzlige Szene, die alle Wirgeser noch lange hadern ließ. Der EGC-Anhang erkannte drei Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit ein Foul am jungen Cedric Höber, doch der Pfiff blieb zum Entsetzen der Einheimischen aus. Auch Trainer Sven Baldus beschäftige diese Szene nach dem Schlusspfiff. Dabei vergaß der Wirgeser Coach aber nicht, seiner Elf ein Kompliment zu machen: „Es war ein sehr emotionales Spiel, in dem es um sehr viel ging. Das war vor einer solchen Kulisse nicht leicht für die vielen jungen Spieler. Aber jeder ist hier sehr engagiert zur Sache gegangen.“ Vielleicht habe sich seine Mannschaft in Halbzeit zwei nur zu viele Ballverluste erlaubt.
Für Eisbachtals Trainer Thorsten Wörsdörfer endete das Derby nicht auf seinem gewohnten Platz. Er sah in der Schlussphase Gelb-Rot. Wie auch neben dem Platz zu hören war, gehörte sein Kommentar aber längst nicht in die Kategorie „Giftpfeil“. Mit den Worten „bei aller Liebe“ kommentierte der Ex-Profi eine Entscheidung des Schiedsrichters – danach will er nichts mehr gesagt haben, wie Wörsdörfer auf Nachfrage betonte. Da hat es in der langen Derby-Historie zwischen Wirges und Eisbachtal wohl schon Schlimmeres gegeben...
Spvgg EGC Wirges: Schröder – Sand, Lewer, Krissel, Horz – Radermacher, Klein, Klöckner (81. Höber) – Simek – Yavuz (81. Bruch), Bieg.
Spfr Eisbachtal: Koch – Muth (86. Jung), Trabusch, Plum, Erol – Tuchscherer, Brühl, Müller, Jost – Wettengl (90.+2 Heuser), Decker (88. Thewalt).
Schiedsrichter: Markus Wozlawek (Bad Breisig).
Zuschauer: 1000.
Tore: 1:0 Lasse Bieg (30.), 1:1 Nils Wettengl (40.).
Besonderheit: Gelb-Rote Karte für Eisbachtals Trainer Thorsten Wörsdörfer wegen wiederholten Meckerns (85.).