„Wir wollen, sie müssen“
Betzdorf-Coach Caglayan sieht den Druck bei Trier II
Ein klares Ziel vor Augen: Trainer Enis Caglayan peilt mit der SG 06 Betzdorf den Durchmarsch in die Rheinlandliga an.
Jörg Niebergall

Gelingt der SG 06 Betzdorf in der Aufstiegsrunde zur Rheinlandliga noch die Wende? Nach der 2:6-Niederlage in Rübenach muss der Bezirksliga-Ost-Vize im Heimspiel gegen Trier II nicht nur gewinnen, sondern auch sein Torverhältnis aufpolieren.

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Jahrelang haben die Tabellenzweiten der Bezirksligen dumm aus der Wäsche geguckt, wenn es um den Aufstieg ging. Ganz gleich, wie stark ihre Saison verlaufen war und wie viele Punkte sie geholt hatten. Dies zu ändern, war ein Ansinnen bei der Reform der Spielklassen im Fußballverband Rheinland, aus der auch die Aufstiegsrunde der Vizemeister zur Rheinlandliga folgt. Doch ist diese Form der Entscheidungsfindung gerecht? So, wie sie jetzt zu enden droht, muss Enis Caglayan nicht lange überlegen. „Gerecht? Nein!“, sagt der Trainer der SG 06 Betzdorf, dessen Team am Samstagnachmittag ab 17 Uhr gegen den SV Eintracht Trier II um den Aufstieg in die höchste Verbandsklasse kämpft.

Folgt das Happy End?

„Wenn es schiefgeht, droht die überragende Saison, die wir als Aufsteiger gespielt haben, etwas ins Hintertreffen zu geraten“, führt der Betzdorfer Trainer aus, was er damit meint, wenn er die Frage nach Gerechtigkeit verneint. Als Neuling war die SG 06 die einzige Mannschaft in der Bezirksliga Ost, die mit Meister Spvgg EGC Wirges Schritt halten konnten. Letztlich stiegen die von den Ex-Betzdorfern Sven und Alexander Baldus trainierten Unterwesterwälder mit 76 Punkten auf, während Caglayans Teams mit ähnlich überragenden 73 Zählern versuchen muss, über den Umweg Aufstiegsrunde doch noch den Durchmarsch zu realisieren. Vor einem Jahr war der SG Westerburg als Vizemeister der Sprung nach oben gelungen.

23 Siege, vier Unentschieden, nur drei Niederlagen – so liest sich die Betzdorfer Bezirksliga-Bilanz. Doch ausgerechnet in den entscheidenden Momenten schlug das Pendel gegen den A1-Meister der Saison 2023/24 aus. Am fünftletzten Spieltag kam die Caglayan-Elf gegen den direkten Konkurrenten aus Wirges nicht über ein 1:1 hinaus und ließ eine Woche später beim 2:2 in Hundsangen erneut zwei Punkte liegen. Das bedeutete die Vorentscheidung im Titelrennen. Ganz bitter war dann der Einstieg in die Aufstiegsrunde: In Rübenach erwischten die Betzdorfer einen schwarzen Tag und kassierten eine 2:6-Pleite. Das schmerzte, weil dem Gegner aus dem Koblenzer Stadtteil im Duell gegen Trier II bereits eine 1:3-Niederlage reichte, um den Aufstieg perfekt zu machen.

„Ein Aufstieg wäre grandios, aber man darf nie vergessen, dass wir Aufsteiger sind und es für uns ein Durchmarsch wäre.“
Enis Caglayan, Trainer SG 06 Betzdorf

Und Betzdorf? Gegen die Eintracht-Reserve muss im insgesamt dritten und bereits letzten Spiel der Aufstiegsrunde unbedingt ein Sieg her. Mehr noch: Um das Torverhältnis auszugleichen und im direkten Vergleich an Trier II vorbeizuziehen, „wäre ein 3:0 gut“, wie Caglayan vorrechnet. „In der Hauptsache geht es darum, einen besseren Tag zu erwischen als in Rübenach“, stellt der Trainer der SG 06 klar. Dann sei alles möglich. „Wir haben gerade in Heimspielen gezeigt, dass wir auch zu spektakulären Leistungen fähig sind“, erinnert er an Siege wie das 6:0 gegen Niederroßbach am drittletzten Bezirksliga-Spieltag. Insgesamt herrsche „mehr Vorfreude als Sorge“, betont der frühere Stürmer. Letztlich sei die Rechnung ja auch einfach: „Wir müssen einfach drei Spieler finden, die ein Tor machen, und dürfen hinten nichts kassieren.“ Dafür gelte es in den letzten 90 Minuten der Saison plus Nachspielzeit alles reinzuwerfen.

Von Panik, es nicht schaffen zu können, will Caglayan nichts wissen. „Ein Aufstieg wäre grandios, aber man darf nie vergessen, dass wir Aufsteiger sind und es für uns ein Durchmarsch wäre“, betont er mit Blick auf die ohnehin schon starke Leistung. „Wenn wir es nicht schaffen sollten, dann werden wir uns kurz schütteln und alles daran setzen, die nächste tolle Saison in der Bezirksliga anzugehen.“ Darin sieht Betzdorfs Trainer einen entscheidenden Unterschied zwischen seinem Team und dem Gegner aus Trier. „Wir wollen, sie müssen“.

Caglayan hofft auf frühes Tor

Die Vorgaben bei der Reserve des Tabellen-13. der Regionalliga Südwest seien komplett andere. „Dort will man unbedingt, dass die 2. Mannschaft in der Rheinlandliga spielt“, sieht Caglayan die Rollen klar verteilt – und den Druck. „Trier tritt mit einer starken Mischung aus talentierten Jungs und gestandenen Spielern an“, weiß der Betzdorfer Trainer. „Wenn sie drei Mann aus der Ersten dabei haben und vier, fünf Jungs aus der A-Jugend, dann kommt schon Qualität auf uns zu.“ Das sei so ähnlich wie beim Konkurrenten aus Wirges, der in der eigenen Staffel knapp die Nase vorn hatte. „Es kommt darauf an, dass wir Kampf und Leidenschaft dagegensetzen, um doch noch auf den Zug Richtung Rheinlandliga aufzuspringen.“

Was den optimalen Spielerverlauf angeht, liebäugelt Caglayan mit einem Szenario wie diesem: „Ein Tor in der ersten Halbzeit würde Wirkung zeigen, und ein zweites Tor könnte dann schon Folgen haben.“ Wie sich die Partie danach entwickele, sei völlig offen. „Klar ist, dass es für uns mehr zu gewinnen als zu verlieren gibt.“ Die 73 geholten Punkte seien unabhängig vom Ausgang des Spiels gegen Trier II „überragend“, und man dürfe nicht den Fehler machen und „die Leistungen einer ganzen Saison auf die Relegation reduzieren“.

Plan B mit Mülheim-Kärlich

In der fußballerischen Nachspielzeit der Saison 2024/25 haben die Aufstiegsanwärter zur Rheinlandliga noch einen Plan B, auf den sie allerdings selbst keinen Einfluss nehmen können. Gelingt der SG 2000 Mülheim-Kärlich als Vizemeister der Rheinlandliga noch der Sprung in die Oberliga, würden alle drei Teams der Aufstiegsrunde zur Rheinlandliga nach oben gehen. Also neben dem FV Rübenach auch der SV Eintracht Trier II und die SG 06 Betzdorf – unabhängig vom Ausgang des direkten Aufeinandertreffens am Samstagnachmittag. Die Mülheimer haben das erste Spiel der Runde gegen den FSV Jägersburg allerdings mit 0:2 verloren und benötigen zu Hause gegen den TSV Gau-Odernheim (ebenfalls Samstag, 17 Uhr) einen möglichst hohen Sieg, um ihre Chance zu wahren. ros

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