SG 99 2:5 gegen Wittlich
Andernach: Rudelbildung nach dem Schlusspfiff
Andernachs Schlussmann Jordi Bolz packt energisch zu. Am Ende musste er gegen Wittlich dennoch fünf Mal den Ball aus dem Netz holen.
René Weiss

Geht der SG 99 Andernach so langsam die Puste aus? Der Rheinlandligist zählt bislang zu den positiven Überraschungen der Saison, ließ beim 2:5 gegen Wittlich aber vor allem eine Tugend vermissen.

Es gibt Mannschaften, die werden miteinander nicht warm, da passt die Chemie einfach nicht. Die Flutlicht-Abbruchpartie in Wittlich liegt anderthalb Jahre zurück, aber trotzdem befindet sich die Causa immer noch in den Hinterköpfen der Beteiligten. So wurde auch – ob es nun ansatzweise noch damit zusammenhing oder nicht - das vierte Spiel danach zwischen dem SV Rot-Weiß Wittlich und der SG 99 Andernach emotional und endete nach dem Abpfiff von Schiedsrichter Christopher Fuxen mit einer Rudelbildung auf dem Andernacher Kunstrasen. Gästespieler Mohammad Rashidi handelte sich dabei noch eine Rote Karte ein. Wittlichs Ralf Rizvani soll nach seiner Auswechslung Worte unterhalb der Gürtellinie in Richtung der Andernacher Bank gerichtet haben, danach war Feuer drin. „Gerade deshalb und nach der ganzen Vorgeschichte hätte ich dieses Spiel so gerne gewonnen“, ärgerte die 2:5 (0:0)-Heimniederlage SG-Coach Kim Kossmann gleich doppelt.

Gute Andernacher Defensive in der ersten Halbzeit

In den ersten 45 Minuten hatten sich die „Bäckerjungen“ noch schadlos gehalten – allerdings auch mit einer Portion Glück. Denn die spielstarken Gäste besaßen durch Ömer Kahyaoglu (27., 40.), Ralf Rizvani (30.) und Mohammad Rashidi mit einem Pfostenschuss (42.) mehrere gute Gelegenheiten auf die Führung. Es sah gut aus, wie der Tabellendritte den Ball durch seine Reihen laufen ließ. Auf den letzten Metern spielte er jedoch häufig einen Pass zu viel und machte es etwas zu kompliziert. Die Einheimischen pushten sich währenddessen an ihren guten Verteidigungsaktionen hoch, so wie zum Beispiel ein durch Benjamin Saftig geblockter Kahyaoglu-Schuss und Sven Schiffers starker Grätsche auf Höhe des eigenen Strafraums gegen Matthias Heck.

„Die Gegentore sind insgesamt zu einfach gefallen.“
Andernachs Trainer Kim Kossmann

Die Gastgeber hatten vor der Pause keinen einzigen gefährlichen Abschluss. Das änderte sich im zweiten Durchgang. Aber mit mehr Sinn für die Offensive erhöhte sich auch die defensive Anfälligkeit der Fünferkette. „Die Gegentore sind insgesamt zu einfach gefallen“, monierte Trainer Kossmann. Yannick Lauer, der zuvor in sechs Ligaspielen in Folge nicht getroffen hatte, eröffnete den Wittlicher und seinen persönlichen Torreigen. Dreimal sollte der Mittelstümer der Rot-Weißen Luca Jordi Bolz zwischen den Andernacher Pfosten überwinden. Direkt nach Wiederbeginn ging es Schlag auf Schlag. Zwischen Lauers 0:1 (47.), Gian Luca Dolons Ausgleich mit toller Flugbahn (49.) und Kevin Arbecks 1:2 (50.) lagen keine 180 Sekunden. Die Gastgeber sollten durch den zweiten Streich von Geburtstagskind Gian Luca Dolon, dessen Schuss vom Innenpfosten in den Kasten sprang (65.), erneut zurückkommen, und um ein Haar hätte der Kopfball an den Pfosten von Nils Wambach, der Vorbereiter der beiden SG-Tore, sogar die Führung bedeutet (67.), aber in der letzten Sequenz der Begegnung wurde erneut deutlich, dass die Luft bei der SG 99 in dieser Saison raus zu sein scheint. Das macht sich vor allem in der Arbeit gegen den Ball bemerkbar.

Trainer fordert mehr Mentalität

Der starke Rashidi mit einer starken Einzelaktion über die rechte Seite (71.) und noch zwei weitere Male Lauer (85., 90.+1) sorgten für die vierte Andernacher Begegnung aus den fünf zurückliegenden Partien mit vier oder mehr Gegentoren. „Ich wünsche wir in den nächsten Wochen wieder mehr Mentalität auf dem Platz“, blickt Kossmann voraus und hofft damit einhergehend noch auf den einen oder anderen Sieg. „Wir haben so lange eine richtig tolle Saison gespielt. Jetzt wollen wir uns das nicht kaputtmachen.“ Dass den Andernachern die letzte fußballerische Hingabe auf dem Platz in diesen Wochen fehlt, hat genauso mit der Talsohle zu tun wie die personelle Situation. Von den sieben auf dem Spielberichtsbogen vermerkten Ersatzfeldspieler kamen nur vier für einen Einsatz infrage.

SG 99 Andernach - SV Wittlich 2:5 (0:0)

Andernach: Bolz – Schmitz, Wilbert, Saftig – Demiraj (54. Regehr), Neunheuser – Schiffers, Dolon, Herbst (74. Dshabrailow) – Wingenbach (74. Seker), Wambach.

Wittlich: Bernhard – Stefan (46. Wollny), Klein, Rizvani (76. Lentes), Harig – Ercan (90.+1 Berisha), K. Arbeck (52. Saim), Kahyaoglu, Heck – Lauer, Rashidi (86. M. Arbeck).

Schiedsrichter: Christopher Fuxen (Bitburg).Zuschauer: 150.Tore: 0:1 Yannick Lauer (47.), 1:1 Gian Luca Dolon (49.), 1:2 Kevin Arbeck (50.), 2:2 Gian Luca Dolon (64.), 2:3 Mohammad Rashidi (71.), 2:4, 2:5 beide Yannick Lauer (85., 90.+1).

Rote Karte: Mohammad Rashidi (Wittlich, nach Spielende) wegen Unsportlichkeit.

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