In der letzten Viertelstunde brach die Zeit der Gesten an. Nacheinander wechselte die SG 99 Andernach in Person von Hannes Lutz, Marius Spurzem und Dimitri Regehr drei Spieler ein, die im letzten Saisonheimspiel der „Bäckerjungen“ ihre Abschiedsvorstellung im blauen Trikot gaben. Das Trio zieht verletzungsbedingt einen Schlussstrich unter das Kapitel Rheinlandliga-Fußball. Regehr schnürte für die letzten zwei Minuten trotz eines Kreuzbandrisses noch einmal die Stiefel. Die Wechsel vorgenommen hätten die Gastgeber so oder so, weil sie zu diesem Zeitpunkt gegen Absteiger SG Malberg/Elkenroth/Rosenheim/Kausen aber mit 7:2 (5:0) führten und das Ergebnis so auch beim Abpfiff lautete, konnten die Abgänge ihre letzten Minuten in Diensten der SG 99 auf dem heimischen Kunstrasenplatz noch einmal in vollen Zügen genießen. Insgesamt werden sechs Spieler den Verein verlassen. Neben Lutz, Regehr und Spurzem gehen auch Torhüter Dominik Klein (TuS Mayen), Nils Wambach (FV Engers), Fabian Weber (HSV Neuwied) und Oliver Kubatta (VfB Linz).
Die Andernacher hatten am Mittwochabend keine Mühe, die 50-Punkte-Marke vollzumachen. Die Gäste aus dem Westerwälder leisteten eine Stunde lang kaum Gegenwehr, sodass das Ergebnis für die Kombinierten noch bitterer ausfiel als bei der 2:5-Niederlage im Hinspiel im Dezember. „Die ersten vier Tore haben wir uns so gut wie selbst geschossen. Durch das schnelle 0:1 haben wir den Faden verloren und waren sehr verunsichert“, sagte Malbergs Co-Trainer Ulrich Weidenbruch.
„Wir haben uns in der Pause an der Ehre gepackt. Danach traft eine Besserung ein. Die zweite Halbzeit war in Ordnung.“
Malbergs Co-Trainer Ulrich Weidenbruch
Der designierte Rheinlandliga-Torschützenkönig Nils Wambach eröffnete den Torreigen schon nach drei Minuten mit seinem 31. Saisontreffer. Auch Gian Luca Dolon bei seinem 2:0 (12.) und 3:0 (18.) sowie Filip Reintges beim 4:0 (34.) konnte schalten und walten wie sie wollten. „Reißt euch jetzt am Riemen“, hieß es aus Malberger Reihen bereits gegen Mitte der einseitigen ersten Halbzeit. Das schönste der am Ende insgesamt neun Tore war das fünfte der Andernacher: Der vor Spielfreude sprühende Filip Reintges tanzte auf Höhe des eigenen Strafraums zwei Gegenspieler aus, stürmte nach vorn, bediente Gian Luca Dolon auf der rechten Seite, setzte nach und vollendete den von ihm selbst eingeleiteten Angriff (45.+1). „Wir haben uns in der Pause an der Ehre gepackt. Danach traft eine Besserung ein. Die zweite Halbzeit war in Ordnung“, schilderte Weidenbruch seine Eindrücke. „Nach der ersten Halbzeit mussten wir befürchten, dass wir zweistellig verlieren.“
Wilde Schlussphase mit Chancen auf beiden Seiten
Dolon machte in der 50. Minute bereits das halbe Dutzend voll. Danach schaltete die SG 99 zurück. „Wenn wir durchgezogen hätten, wäre das Ergebnis wohl noch deutlicher geworden“, sagte Kim Kossmann. Die beiden Gegentore, erzielt durch Justin Nagel (57.) und Sven Heidrich (67.), bezeichnete Andernachs Trainer als „menschlich“. Die Partie wurde jetzt auch ohne die letzte Offensiveinstellung wild. Auch Malberg besaß neben den beiden Toren weitere Möglichkeiten durch Bastian Bleeser (65.) und Philip Krahn (86.). Für die Einheimischen erhöhte Gafur Seker auf 7:2 (68.). Seker hätte in der 88. Minute nachlegen können, als er nach einem Alleingang nur den Pfosten traf.
„Das war eine gefällige Leistung. Jetzt werden wir versuchen, am Samstag in Morbach mindestens noch einen Punkt zu holen und somit unsere beste Rheinlandliga-Saison perfekt zu machen.“
Andernachs Trainer Kim Kossmann
„Das war eine gefällige Leistung. Jetzt werden wir versuchen, am Samstag in Morbach mindestens noch einen Punkt zu holen und somit unsere beste Rheinlandliga-Saison perfekt zu machen“, erklärte Kim Kossmann das Ziel für die Partie am Samstag ab 15 Uhr beim FV Hunsrückhöhe.
Weidenbruch setzt derweil darauf, dass die Malberger Spieler sich am Samstag ab 16 Uhr im Heimspiel gegen den VfB Linz wieder besser aus der Affäre ziehen. „Wir stehen in der Pflicht, alles zu geben und wollen uns nicht die Blöße geben, dass wir Linz einfach gewinnen lassen.“
Weil die Partie am Mittwoch die vorgezogene vom letzten Spieltag war, schließen Andernach und Malberg die Rheinlandliga-Saison als erste Mannschaften bereits am Samstag ab.
SG 99 Andernach - SG Malberg/Elkenroth/Rosenheim/Kausen 7:2 (5:0)
Andernach: Klein - Schmitz, Neunheuser (86. Spurzem), Saftig – Demiraj, Weidenbach – Wingenbach (84. Lutz), Reintges (78. Welter), Dolon (53. Seker), Dshabrailow – Wambach (89. Regehr).
Malberg: Zeiler – Weller, Becker, Kostka, Hassel – Steinau (43. Heidrich), Weishar (46. Wölfer) – Henning (75. Floris), Thom, Bleeser (80. Krahn) – Nagel.
Schiedsrichter: Gregor Loosen (Treis-Karden).
Zuschauer: 70.
Tore: 1:0 Nils Wambach (4.), 2:0, 3:0 Gian Luca Dolon (12., 18.), 4:0, 5:0 Filip Reintges (34., 45.+1), 6:0 Gian Luca Dolon (50.), 6:1 Justin Nagel (57.), 6:2 Sven Heidrich (67.), 7:2 Gafur Seker (68.).