32 Minuten war die Rheinlandliga-Partie zwischen der SG 99 Andernach und der SG Schneifel alt, da schlug das Herz von Kim Kossmann zum ersten Mal höher. Passend zur närrischen Jahreszeit und der fußballerischen Köln-Vorliebe des Andernacher Trainers erklangen auf der Andernacher Sportanlage die kölschen Töne von „Wenn et Trömmelche jeht“ als musikalische Toruntermalung der Gastgeber – genauso wie bei Kossmanns FC. Am Ende lief der Karneval-Klassiker dreimal vom Band, das erste Liga-Heimspiel des Jahres war eine klare Sache für die „Bäckerjungen“.
Zumindest mit Blick auf den Endstand. „Das Ergebnis hört sich klarer an, als das Spiel verlaufen war“, kommentierte Kossmann den 3:0 (1:0)-Sieg seiner Mannschaft in der vom kommenden Wochenende vorgezogenen Begegnung. Andernach überholte in der Tabelle den FV Hunsrückhöhe Morbach und ist jetzt Tabellenfünfter. Fünf freie Tage gönnt der Trainer nun seinen Spielern. „Sie haben es sich verdient.“
Gästen fehlt es an Zielstrebigkeit
In der ersten Halbzeit waren die Gäste keinesfalls die schlechtere Mannschaft. „Ich bin mit der spielerischen Leistung gar nicht unzufrieden“, sagte Schneifels Trainer Stephan Simon dennoch. Der Vierte der Vorsaison war selbst schuld daran, dass er nach 45 Minuten mit einem Rückstand in die Kabine ging. Die Gäste waren in der Nähe des Andernacher Strafraums nicht so konsequent und zielstrebig, wie Yannik Moitzheim, Jan Pidde und Co. es normalerweise sein können. Und in der Deckung sah Linksverteidiger Samuel Filho Szillat in der Dreierkette im Zweikampf gegen Sven Schiffers nicht gut aus, als dieser über die Folgestationen Gian Luca Dolon, Daniel Neunheuser und Torschütze Nils Wambach das 1:0 einleitete (32). Die Einheimischen ließen es taktisch etwas abwartender angehen, weil Kossmann einen auf Konter lauernden Gegner erwartet hatte. Sie standen tiefer, pressten nicht so früh wie gewohnt, kamen bei ihren Angriffsbemühungen spielerisch aber auch nur selten auf einen grünen Zweig. Lange Bälle auf Zielspieler Wambach waren in der ersten Halbzeit fast das einzige Mittel. In der Abwehr hatte die Kossmann-Elf Glück, dass Philipp Schmitz bei der Hereingabe von Moitzheim ein Schritt vor Michael Zeimes an den Ball kam (25.) und dass Moitzheim beim Abschluss vor Schlussmann Luca Jordi Bolz zu lange zögerte (34.).
Wir haben gegen Cosmos Koblenz am Samstag besser gespielt als heute, aber verloren.
Andernachs Trainer Kim Kossmann
Auch nach der Pause gehörten die ersten Aktionen dem Rheinlandpokalfinalisten von 2024. Zwei Vorstöße wurden wegen Abseitsstellungen zurückgewunken, und dann kam der nächste Abwehrfehler, über den sich Stephan Simon ärgerte. „Wir haben zwei 1,90-Meter-Spieler gegen Nils Wambach gestellt, und trotzdem kommt er zum Kopfball“, beschrieb der Schneifel-Coach die Situation, die zum 2:0 führte. Andernachs Torjäger leitete einen Eckstoß von der linken Seite weiter und Dolon schob ein (52.). Dieser Treffer gab den Platzherren mehr Sicherheit, die bekamen die Begegnung nun besser unter Kontrolle. Filip Reintges scheiterte mit einem Flachschuss an Dennis Koziol (56.), Oliver Kubatta am Pfosten und Dolon schoss den Abpraller in Koziol Arme (67.).
Sein zweites Tor sollte Dolon aber noch bekommen. Erneut nutzte die SG 99 eine Vorlage des Gegners eiskalt aus. Der flinke Sven Schiffers fing den von Koziol in Richtung Nicolas Görres adressierten Abwurf ab, spielte auf der rechten Seite seine Schnelligkeit aus und bediente den im Zentrum wartenden Dolon (79.). Andernachs erster Sieg gegen die SG Schneifel seit Mai 2022 war perfekt. „Manchmal ist Fußball verrückt. Wir haben gegen Cosmos Koblenz am Samstag besser gespielt als heute, aber verloren. Am wichtigsten bleibt für uns allerdings, dass es für uns nicht selbstverständlich ist, gegen eine Mannschaft wie Schneifel zu gewinnen. Das nehmen wir mit und das wissen wir auch einzuschätzen“, resümierte Trainer Kossmann nach drei Toren und dreimal kölschen Tönen.
SG 99 Andernach – SG Schneifel 3:0 (1:0)
Andernach: Bolz – P. Schmitz, L. Schmitz (65. Demiraj), Weidenbach – Neunheuser, Reintges – Schiffers, Kubatta (74. Regehr), Saftig (83. Kryeziu) – Dolon (83. Herbst), Wambach (83. Welter).
Schneifel: Koziol – Zapp, Bauer, Filho Szillat (46. Babendererde) – Backes (80. Grün), Zunk – Stolz (46. Görres), Zeimes, Bück – Moitzheim, Pidde. Schiedsrichter: Christian Baum (Dickenschied). Zuschauer: 50. Tore: 1:0 Nils Wambach (32.), 2:0, 3:0 Gian Luca Dolon (52., 79.).