Kirchberg verteidigt clever
0:0 – Cosmos hilft auch die Brechstange nicht
Die Kirchberger Akteure (in Gelb) warfen sich gegen Cosmos buchstäblich in jeden Ball und verdienten sich mit dem 0:0 einen wertvollen Punkt.
Jörg Niebergall

Für den FC Cosmos war der Weg an die Tabellenspitze der Rheinlandliga eigentlich geebnet. Doch daraus wurde nach dem 0:0 gegen Kirchberg nichts - weil der Kopf nicht mitspielte. Nun werden die Nerven zum entscheidenden Faktor.

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Es sieht ganz danach aus, dass am Ende die besseren Nerven entscheiden, wer in der Fußball-Rheinlandliga als Erster und Zweiter durchs Ziel geht. Wie schon in der Vorwoche hat der FC Cosmos den Patzer von Tabellenführer Mülheim-Kärlich nicht nutzen können und ist seinerseits ebenfalls gestrauchelt. Durch das 0:0 gegen den TuS Kirchberg verpasste das Team um Trainer Yusuf Emre Kasal den Sprung an die Tabellenspitze und liegt nun punktgleich mit vier Toren Rückstand hinter der SG 2000. Die Kirchberger wiederum verdienten sich mit Leidenschaft, aber auch Cleverness einen Punkt, der im Kampf um den Klassenverbleib fast schon entscheidend sein könnte.

„Das hat jetzt nicht mehr viel mit Taktik und Technik zu tun.“
Cosmos-Trainer Yusuf Emre Kasal über das Duell an der Spitze der Rheinlandliga

„Wir sind sehr enttäuscht“, machte Kasal anschließend aus seinem Herzen keine Mördergrube, „wir haben nicht die richtigen Lösungen gefunden.“ Natürlich, so räumte er ein, hatten alle Spieler um die große Chance gewusst, die beeindruckende Aufholjagd der vergangenen Monate mit der Tabellenführung zu krönen, „man hat aber auch gesehen, dass in dieser Phase der Saison die Köpfe die entscheidende Rolle spielen. Das hat jetzt nicht mehr viel mit Taktik und Technik zu tun.“

Kirchbergs Torwart Tizian Christ (links) war auch in dieser Szene gegen Cosmos-Stürmer Tony Djim (rechts) zur Stelle und hatte entscheidenden Anteil am 0:0.
Jörg Niebergall

Was auf dem Platz deutlich zu sehen war. In Mendig hatten die „Cosmonauten“ über weite Phasen durchaus Feldvorteile, konnten diese aber nur selten in eine wirkliche Dominanz münden lassen. Hinzu kam, dass den gut strukturierten Kirchbergern nicht anzusehen war, dass sie im unteren Tabellendrittel beheimatet sind. Die Elf von Trainer Artem Sagel suchte wie von ihm angekündigt immer wieder den Weg nach vorn, lief Cosmos früh an - hatte aber auch in den Phasen, in denen sie tief verteidigen musste, die Ruhe weg. „Die Jungs haben das überragend gemacht“, sagte Sagel, während seine Spieler fix und fertig, aber glücklich auf dem Kunstrasen lagen. In der Schlussphase zog etlichen Akteuren ein Krampf die Wade, der TuS zeigte beispielhaft, warum der Begriff Leidenschaft eben oft mit Leiden einhergeht. „Wir wussten. dass wir über das Limit gehen müssen, wenn wir hier etwas holen wollen - und das haben wir geschafft“, war Sagel mächtig stolz.

Cosmos verpasst den „Dosenöffner“

Wahrscheinlich wären die Dinge ganz anders gelaufen, wenn Cosmos be den ersten Torannäherungen etwas entschlossener zu Werke gegangen wäre. Tony Djim traf nach Hereingabe von Yusupha Sawaneh den Außenpfosten (8.), in der 20. Minute verkürzte Kirchbergs Torwart Tizian Christ gegen Ayman Ed-Daouidi geschickt den Winkel. Das Duell des umtriebigen, aber bisweilen etwas eigensinnigen Außenstürmers gegen den TuS-Schlussmann fand in der 63. Minute seine Fortsetzung, als Christ einen 18-Meter-Schuss von Ed-Daoudi erst spät sah, aber den Ball reaktionsschnell zur Ecke lenkte. Es sollte die beste Möglichkeit des Spiels werden. „Wenn du diesen Dosenöffner nicht hast, fängt es im Kopf an zu arbeiten“, merkte Kasal an.

So geriet der Auftritt insgesamt fahrig, Kasal erkannte, dass seine sonst so spielstarke Mannschaft mit ihren eigentlichen Mitteln nicht zum Erfolg kam. Im Fußball spricht man dann meist von der Brechstange, die eingesetzt werden muss - und dieses Mal den Namen Admir Softic trug. Der 38-Jährige war einst bei TuS Koblenz Innenverteidiger, ist jetzt Co-Trainer bei Cosmos - und wurde in der Schlussphase zur  Anspielstation in vorderster Front. Auch dies war eine Maßnahme, die bei Kirchberg wenig Eindruck hinterließ. „Sie haben ja vorher auch schon viel mit langen Bällen gespielt, insofern mussten wir dann nur einen Spieler abstellen“, sagte Sagel.

Schröder hat die beste Kirchberger Chance

Auf Kirchberger Seite zwang übrigens Dennis Schröder nach einer halben Stunde Cosmos-Schlussmann Josue Duverger zu einer Großtat, „mit ein bisschen Glück hätten wir vielleicht sogar noch die eine oder andere Umschaltsituation nutzen können“, fand Sagel. Doch das wäre wohl des Guten zu viel und für Cosmos zum Tiefschlag geworden.

Weil Fußball aber kein Konjunktiv ist, stand am Ende einer turbulenten Schlussphase ein 0:0, wobei Cosmos-Trainer Kasal im nächsten Spiel auf zwei Stützen verzichten muss: Tufan Kelleci beschwerte sich angesichts der Kirchberger Krampf-Pausen etwas zu laut und sah eben wie „Dodo“ Guerrier (wiederholtes Foulspiel) Gelb-Rot.

Jetzt kann Cosmos vorlegen

Allerdings hat Cosmos am kommenden Wochenende anders als zuletzt die Gelegenheit, im Duell an der Spitze mit Mülheim-Kärlich vorzulegen. Während die SG 2000 erst am Sonntag gegen Wittlich antritt, könnte sich Cosmos tags zuvor gegen Schneifel an die Spitze setzen. Wenn die Nerven mitspielen. Und die Kirchberger? Die werden wohl erst einmal ein paar Tage brauchen, um sich von den Strapazen in Mendig zu erholen.

FC Cosmos Koblenz - TuS Kirchberg 0:0

FC Cosmos: Duverger - Kelleci, Klein, Fezui, Guerrier - Ed-Daoudi, Krasniqi (68. Kanoute), Farajli, Sawaneh (46. Ech-Chabel/81. Softic) - Djim, Lunga.

TuS Kirchberg: Christ - Rode, Müller, Reifenschneider, Gohres - Heimer (89. Weber), Schneider - Schröder, Samoila, Milz (70. Krenn) - Auler.

Schiedsrichter: Maximilian Fohr (Niederfischbach).

Gelb-Rote Karten: Kelleci (88., Cosmos), Guerrier (90.+5, Cosmos).

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