Harmonisch ist es beim 31. Verbandstag des Fußballverbands Rheinland (FVR) in der Simmerner Hunsrückhalle zugegangen. Nur einmal (bei der Abstimmung zum Wiedereinwechseln in der A- und B-Klasse, Antrag wurde angenommen) mussten die anwesenden Delegierten aus 112 Vereinen (80 Vereine weniger als beim Verbandstag 2022 in Trier) zur neuen Methode der elektronischen Abstimmung greifen, ansonsten gab es nur vereinzelte Gegenstimmen und Enthaltungen, sei es bei den (Neu-)Wahlen des Präsidiums oder bei den zahlreichen Anträgen zur Änderung der Satzung und der Ordnungen, die Achim Kroth als Vizepräsident Recht einbrachte und ausführlich begründete.
Die zunehmend ermüdeten Delegierten stimmten allen diesen Anträgen zu, Diskussionen gab es keine, und trotzdem nahm dieser Tagesordnungspunkt rund die Hälfte der insgesamt fünfeinhalb Stunden Tagungsdauer ein. Beim Schlusswort des einstimmig wiedergewählten Präsidenten Gregor Eibes waren etliche Delegierte bereits auf dem Heimweg. Auf Grußworte der prominenten Gäste hatten die Organisatoren des Verbandstags diesmal in weiser Voraussicht verzichtet, stattdessen stellten sich unter anderem der rheinland-pfälzische Innen- und Sportminister Michael Ebling, DFB-Präsident Bernd Neuendorf und LSB-Präsident Rudolf Storck in zwei Talkrunden den Fragen von Moderator Stefan Pauly.
Talkrunde mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf
Präsidiumsmitglied Lutz Thieme schätzte den Sanierungsbedarf für Sportstätten allein in Rheinland-Pfalz auf rund 1,5 Milliarden Euro, trotzdem dürfte sich die Sehnsucht von LSB-Präsident Storck nah einem „Sonderpaket von einer Milliarde für den Sport“ wohl nicht erfüllen. Ebling forderte „bessere Rahmenbedingungen für den Sport“, lobte das Ehrenamt ( „Es wird nie bezahlbar sein und unbezahlbar bleiben“) und verwies auf Infrastrukturprobleme in vielen Bereichen. Der Minister hofft auf „eine übergreifende politische Debatte, die den Sport nicht vergessen darf. Es fehlt nicht am Geld, sondern an der Umsetzung, wenn man drei Behörden einschalten muss für einen Sportplatzbau“. Neue Erkenntnisse brachte diese Diskussion erwartbar nicht, Sportprofessor Thieme kommentierte: „Das Schönste an den Sonntagsreden ist der Montag, da muss man es nämlich umsetzen.“
DFB-Boss Neuendorf hatte es einfacher, er durfte sich zunächst ausführlich zur Nationalmannschaft äußern („Ich bin ungebrochen optimistisch, was die WM im kommenden Jahr betrifft“) und verteidigte vehement die neuen Spielformen im Kinderfußball, die auch im Rheinland längst Standard sind: „Bei den Kleinsten geht Erlebnis vor Ergebnis.“ Thomas Bergmann, Präsident des Regionalverbands Südwest, ergänzte: „Der Leistungsgedanke kommt früh genug.“ Aufmerksam verfolgte Neuendorf die Verabschiedungen, Ehrungen und Wahlen und verließ die Versammlung erst, nachdem er Gregor Eibes zur Wiederwahl gratuliert hatte: „Gregor hat das Vertrauen verdient, da habt ihr einen Guten.“
Emotionaler Abschied für Dirk Janotta und Peter Lipkowski
Gefühlig wurde es bei der Verabschiedung zweier verdienter FVR-Präsidialer. Der Koblenzer Dirk Janotta (36 Jahre im FVR-Präsidium) gab aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als „Finanzminister“ des Verbands auf, der Holzfelder Peter Lipkowski (37 Jahre im FVR-Präsidium) war bereits eine Woche zuvor beim Verbandstag der Jugend verabschiedet worden. Die Delegierten feierten die verdienten Präsidialen mit „Standing Ovations“ und ernannten sie einstimmig zum „Ehren-Schatzmeister“ und zum „Ehren-Jugendleiter“ – das gab es noch nie im FVR. Zu Nachfolgern wählte die Versammlung den Argenthaler Andreas Rockenbach (Vizepräsident Finanzen) und den Plaidter Michael Wilkes (Vizepräsident Jugend), alle anderen Präsidiumsmitglieder wurden einstimmig wiedergewählt. Zu Ehrenmitgliedern im FVR wurden auch Alois Stroh (2010 bis 2019 Vizepräsident für Qualifizierung, Vereinsberatung und Schule & Fußball) und Walter Kirsten (20 Jahre Kreisvorsitzender Mosel und sechs Jahre lang Präsidiumsmitglied) aus dem Kreis Mosel ernannt. Schiedsrichter Fabian Mohr aus Strohn bekam den Matthias-Weber-Preis.
„Trotzdem hat die Versammlung zu lang gedauert, das muss man ehrlich zugeben.“
Gregor Eibes, Präsident Fußballverband Rheinland
Achim Kroth, der Vizepräsident Recht, beschäftigte sich offenbar intensiv mit der Satzung des Verbands und stellte etliche Aktualisierungen zur Abstimmung. So erfuhren Delegierte und Zuhörer unter anderem, dass in der bisherigen Satzung die Verweigerung des Sportgrußes noch immer unter Strafe stand. Jüngeren Fußballer, die damit gar nichts anfangen können, sei geraten, sich bei älteren Kollegen schlauzumachen, für die das „Hipp-Hipp-Hurra“ am Mittelkreis nach dem Schlusspfiff jahrzehntelange Pflichtübung war.
Bleibt die Frage, ob diese Form des „Satzungs-Marathons“ neben Wahlen, Ehrungen und anderen Lobpreisungen in der Delegiertenversammlung richtig aufgehoben ist. Präsident Gregor Eibes stellte zum Schluss der Versammlung fest: „Wir waren heute zwar eineinhalb Stunden schneller als vor drei Jahren beim Verbandstag in Trier, trotzdem hat die Versammlung zu lang gedauert, das muss man ehrlich zugeben.“ Vielleicht findet die Studentengruppe, die unter Leitung von Professor Thieme die in Trier beschlossene neue Strukturierung des Verbands evaluiert hat und einige bedenkenswerte Erkenntnisse einbrachte, auch für dieses Problem eine zufriedenstellende Lösung. Am besten schon bis zum nächsten Verbandstag, der in Anpassung an die DFB-Praxis nicht in drei, sondern erst in vier Jahren 2029 in Altenkirchen stattfindet.