„Die Software liefert beachtliche Ergebnisse“, hatte Jens Bachmann schon vor zwei Jahren gesagt, als im Fußballverband Rheinland (FVR) die neuen Staffeln zum ersten Mal nicht nach den Regeln der Kreiszugehörigkeit eingeteilt worden waren, sondern auf Grundlage der zurückzulegenden Fahrtstrecken. Seitdem scheint sich der damals neu eingeführte und heiß diskutierte „kreisübergreifende Spielbetrieb“ zurecht geruckelt zu haben. Beim dritten Mal bleibt der große Aufschrei aus, obwohl es auch in den hohen Klassen wieder Verschiebungen und Grenzfälle gibt.
Überhang im Osten
Insgesamt galt es, unterhalb der Rheinlandliga mit ihren 18 Teams instesamt 48 Mannschaften in drei Bezirksligen aufzuteilen, 126 Mannschaften in der Kreisliga A (9 Staffeln), 201 Mannschaften in der Kreisliga B (15 Staffeln), 287 Mannschaften in der Kreisliga C (21 Staffeln) und 26 Mannschaften in der Reserveklasse (2 Staffeln). Während die Lage in der höchsten Verbandsklasse naturgemäß klar war, stellte sich schon eine Etage darunter eine Frage: Wie wird der „Überhang“ im Osten gelöst?
Mit der SG Malberg und der SG Westerburg kamen zwei Absteiger aus der Rheinlandliga runter, während nur die Spvgg EGC Wirges die Bezirksliga Ost nach oben verlassen hat. Hinzu kamen die SG Herschbach/Girkenroth/Salz (Meister A1) aus dem Kreis Ww/Sieg sowie das Trio FC Kosova Montabaur (Zweiter A3), SV Windhagen (Meister A2) und SG St. Katharinen-Vettelschoß (Zweiter A2) aus dem Kreis Ww/Wied. Bei vier Absteigern ergab sich schon daraus ein Überhang von einer Mannschaft, zu dem die SG Augst Eitelborn (Meister A4) kam, die zwar dem Fußballkreis Koblenz angehört, als Team aus dem Westerwaldkreis wie die benachbarten SF Höhr-Grenzhausen aber ebenso ein Ost-Kandidat gewesen ist.
„Die Bezirksliga Mitte bietet tolle Duelle, die unserer Meinung nach auch mit kürzeren Fahrzeiten verbunden sind.“
Stefan Fink, Trainer HSV Neuwied
Um dieser Konstellation schon im Vorfeld die Schärfe zu nehmen, setzten die Verantwortlichen vor der Staffeleinteilung auf Kommunikation. Die Lösung: Nicht nur die SG Augst Eitelborn spielt als Aufsteiger künftig in der Bezirksliga Mitte, sondern auch der bisherige Ost-Klub HSV Neuwied. Ein Schock war das bei der Veröffentlichung der neuen Klassen am Samstagnachmittag nicht mehr.

„Der Staffelleiter hat gefragt, ob sich eine grenznahe Mannschaft vorstellen könnte, in die Bezirksliga Mitte zu wechseln“, berichtet Neuwieds Trainer Stefan Fink. „Wir haben uns dazu entschlossen und dafür bereit erklärt.“ Den Grund, sich als Westerwald/Wied-Klub der neuen Herausforderung zu stellen, erklärt Fink so: „Die Bezirksliga Mitte bietet tolle Duelle, die unserer Meinung nach auch mit kürzeren Fahrzeiten verbunden sind.“ Zudem habe man so die Gelegenheit, „unseren noch jungen Verein auch in anderen Regionen des Verbandsgebietes zu präsentieren“.
„Für mich war die Klasse nicht entscheidend und kein großes Thema. Wir werden uns mit jedem messen können am Ende der Vorbereitung – egal ob Ost, Mitte oder West.“
Robin Reifenberg, Spielertrainer SG Augst Eitelborn
Auch in der Augst können sie gut mit der (zu erwartenden) Einteilung in die Mitte statt in den Osten leben. „Wir freuen uns auf die neue Saison in der Bezirksliga“, sagt SG-Spielertrainer Robin Reifenberg. „Für mich war die Klasse nicht entscheidend und kein großes Thema. Wir werden uns mit jedem messen können am Ende der Vorbereitung – egal ob Ost, Mitte oder West“, strotzt er nach dem Gewinn der Meisterschaft in der Kreisliga A4 vor Selbstvertrauen. „Ich schätze die Mitte spielerisch stärker und ausgeglichener ein“, meint Reifenberg beim Blick auf die Konkurrenz insgesamt. Die Ost-Staffel sei dafür „robuster und in der Spitze von Platz eins bis vier stärker“, dafür aber im Bereich der ungeliebten hinteren Plätze schwächer. „Unser Ziel wäre für beide Klassen aber das gleiche“, betont Reifenberg.
Auf ein Derby gegen Höhr-Grenzhausen muss die SG Augst Eitelborn verzichten, spielen die Sportfreunde doch auch in der dritten Saison nach der Einführung des kreisübergreifenden Spielbetriebs als potenzieller Grenzgänger in der Bezirksliga Ost. „Wir haben uns in den letzten zwei Jahren in der Bezirksliga Ost sehr wohlgefühlt. Das Miteinander unter den Mannschaften und mit dem Staffelleiter klappt wirklich super, und wir spielen gerne sehr gerne weiter im Osten“, heißt es seitens der Sportlichen Leitung der Höhrer. Die Bezirksliga-Mitte hätte aufgrund der vielen Derbys „natürlich ebenfalls ihren Reiz“ gehabt, „sodass auch ein Wechsel für uns vollkommen in Ordnung gewesen wäre“, erklären die Verantwortlichen der Sportfreunde weiter.
Lange Ungewissheit als Problem
Das Schwierigste seit „eigentlich immer die Ungewissheit bis in den Juli hinein“, findet man rund ums Flürchen. Dass nun Klarheit bestehe, wird als positiv betrachtet. „Wir freuen uns auf die nächste Saison im Osten und viele bekannte und wenige unbekannte Mannschaften.“
„Wir profitieren bei der Staffeleinteilung im nun dritten Jahr schon sehr stark von den Erfahrungen, die wir in den ersten beiden Spielzeiten des kreisübergreifenden Spielbetriebs gesammelt haben“, sagt der Spielausschussvorsitzende Jens Bachmann, der von Beginn an überzeugt war von der Neuerung, die auch der teils erheblichen Unterschiede zwischen den neun Kreisen im Verband Rechnung trägt. Schicken zum Beispiel die beiden Westerwälder Kreise Sieg und Wied recht stabil um die 100 Mannschaften in die Saison, ist es im Kreis Rhein-Lahn, der im Verband den ehemaligen Bezirk Ost komplettiert, nicht mal die Hälfte. Das sorgt für teils gravierende Verschiebungen.
Ein Abbild der Größenverhältnisse
Wer sich die Staffeln anschaut, erkennt auf den ersten Blick, dass die früheren Rhein-Lahn-Klassen mehr und mehr von Westerwälder Teams geflutet werden. Das mag aus Sicht der Verantwortlichen südlich der Lahn nicht schön sein, spiegelt aber schlichtweg die Größenverhältnisse wider.

Keine großen Überraschungen gibt es in der Kreisliga A1, die von Ww/Sieg-Teams dominiert wird und mit Aufsteiger SG Herschbach-Schenkelberg nur einen Ww/Wied-Farbtupfer bekommt. In Staffel 2 nimmt der FC Lion’s Ransbach (Zweiter B7) als Aufsteiger den Platz der benachbarten SG Haiderbach ein, für die es nach einem Jahr zurück in die B-Klasse ging. Dass auch die SG Horressen-Elgendorf, der souveräne B7-Meister, es künftig mit den starken Gegnern aus dem Kreis Neuwied zu tun bekommt, war nicht unbedingt zu erwarten. Auf dem Weg nach oben dürfte der ehemalige Verbandsligist mit einer Einteilung zu den Rhein-Lahn-Teams geliebäugelt haben.
Bunte Mischung in der B-Klasse
Diese spielen zum Großteil in Staffel 3 und können sich schon jetzt über die beste Strecke nach Rennerod, Guckheim oder Westerburg informieren, wo Gegner warten, mit denen sie es wohl noch nie in einem Pflichtspiel zu tun hatten. Neben diesen drei Ww/Sieg-Vertretern komplettieren die Ww/Wied-Klubs SG Ahrbach II, SG Elbert-Horbach, SG Hundsangen II, SG Unterwesterwald Nomborn und TuS Niederahr das unter „Rhein-Lahn“ firmierende Kreisoberhaus.
Bei allen Verschiebungen ist interessant, dass manche Klassen doch „an früher“ erinnern. So kommt zumindest eine der beiden unter Regie des Kreises Westerwald/Wied stehenden B-Liga-Staffeln im alten Gewand daher. Staffel 3 ist ausschließlich mit Teams aus dem Neuwieder Kreisteil besetzt und erinnert somit stark an die einstige Kreisliga B Nord. In Staffel 4 vermischen sich dafür gleich drei Kreise: Teams aus den Ww/Wied-Kreisteilen Westerwald und Neuwied treffen auf Koblenzer Mannschaften und die SG Grenzbachtal, die von der Papierform her in dieser Saison als Ww/Sieg-Verein gilt.
„Interessant ist, dass man in einigen Spielgebieten auch in diesem Jahr wieder deutlich andere Konstellationen innerhalb der Staffeln vorfindet.“
Jens Bachmanm
„Interessant ist, dass man in einigen Spielgebieten auch in diesem Jahr wieder deutlich andere Konstellationen innerhalb der Staffeln vorfindet“, stellt Jens Bachmann vom Verbandsspielausschuss fest. „Letztlich macht das genau den Reiz des kreisübergreifenden Spielbetriebs aus“, findet er nach der sehr intensiven Woche der Staffeleinteilung, die hinter ihm, den hauptamtlichen Mitarbeitern Nils Heinen und Jürgen Hörter sowie den Kreissachbearbeitern und dem Verbandsspielausschuss liegen. „Neue Gegner, neue Chancen – wir freuen uns daher auf eine spannende Saison.“