Das Endspiel um den Fußball-Kreispokal 2 Hunsrück/Mosel zwischen den C-Klässlern SSV Buchholz und SG Biebertal/Unterkülztal II wird am kommenden Mittwoch (11. Juni) um 19.15 Uhr in Biebern wiederholt. Die Buchholzer, am vergangenen Samstag 1:0-Sieger nach Verlängerung beim Endspieltag in Biebern, hatten den gesperrten Spieler Florian Papberg unerlaubterweise eingesetzt.
Es ist die Krönung einer Runde im Kreispokal 2, die es aus sportrechtlicher Sicht im Verband Rheinland so noch nicht gegeben hat, wie der Vorsitzende der Kreisspruchkammer, Jürgen Skala, anmerkt – mit dem Zusatz: „Der Pokal hat eben seine eigenen Gesetze.“ Die Chronologie der Ereignisse im Kreispokal 2:
28. März: Im Viertelfinale schlägt die Reserve-SG Braunshorn/Ehrbachtal den TuS Ellern mit 3:1. Braunshorn/Ehrbachtal II setzt dabei einen Stammspieler zu viel, nur zwei Stammspieler aus der ersten Mannschaft sind erlaubt. Das merkt und beanstandet zu diesem Zeitpunkt keiner. Braunshorn II steht im Halbfinale, Ellern ist raus.
19. April: Der SSV Buchholz gewinnt sein Viertelfinale gegen die SG Bremm II mit 6:3. Abwehrspieler Florian Papberg sieht dabei die Gelb-Rote Karte und ist für das nächste Pokalspiel gesperrt.
30. April: Buchholz fährt ohne Papberg nach Ney und verliert im Halbfinale bei Braunshorn/Ehrbachtal II mit 1:4. Braunshorn/Ehrbachtal II steht im Endspiel in Biebern gegen die SG Biebertal/Unterkülztal II.
15. Mai: Der TuS Ellern lässt – nach einem Hinweis des SSV Buchholz – eine Überprüfung der Viertelfinalpartie bei Braunshorn/Ehrbachtal II anordnen. Das Ergebnis: Drei Stammspieler haben bei der Reserve-SG (Ben Bunzel, Sebastian Liesenfeld und Niklas Kneip) mitgespielt, das ist einer zu viel gewesen. Allerdings sind Fristen einzuhalten. Vereine und Staffelleiter haben nur eine Woche Zeit, Einspruch einzulegen. Die Frist ist zu dem Zeitpunkt lange (sechs Wochen nach dem Viertelfinale) abgelaufen. Aber: Im Pokalwettbewerb greift im Nachgang Paragraf 14. Nach der Rechtsordnung, fristunabhängig, werden Mannschaften nach Einsetzen eines nicht-spielberechtigten Akteurs nachträglich aus dem Wettbewerb ausgeschlossen. Braunshorn/Ehrbachtal II ist raus. Der nächste Gegner profitiert – also Buchholz – und bekommt ein Freilos.
31. Mai: Buchholz gewinnt nach hartem Kampf nach Verlängerung und nach einem Treffer in der 118. Minute von Spielertrainer Lino Dörr das Finale in Biebern vor 350 Zuschauern gegen Biebertal/Unterkülztal II mit 1:0 und feiert den Pokalsieg. Verteidiger Papberg spielt 120 Minuten durch. Die Buchholzer Party über das Double (der SSV ist auch Meister in der C Staffel 9) kann im Bieberner Regen steigen.
5. Juni: Das Finale hat ein Nachspiel, es gibt die „Retourkutsche“ der SG Braunshorn/Ehrbachtal II, die aus dem Wettbewerb nach dem Buchholzer Hinweis auf zu viele Stammspieler im Viertelfinale gegen Ellern nach dem Halbfinalsieg gegen Buchholz ausgeschlossen worden ist. Die Braunshorn/Ehrbachtaler geben nun den Biebertal/Unterkülztalern den Hinweis, dass Papberg im Finale eigentlich gesperrt gewesen sein müsste, weil das Halbfinale nach dem Braunshorner Ausschluss ja im Nachgang „rausgeholt“ worden ist – und dann als letztes Spiel das Viertelfinale vom 19. April maßgebend ist, und da sah Papberg Gelb-Rot.
Auf den Einspruch der Biebertal/Unterkülztaler reagiert Spruchkammer-Chef Jürgen Skala sofort. Die Sachlage ist schnell klar: Das Halbfinalspiel Braunshorn II gegen Buchholz, das ausgetragen worden ist, gibt es nach dem Urteil gegen Braunshorn II und dem Ausschluss der Reserve-SG nicht mehr. „Das Halbfinale ist nichtig, Buchholz hatte ein Freilos in der Runde, das wussten auch die Buchholzer, denn sie wurden darüber informiert. Das nächste Pokalspiel für Buchholz war das Finale“, sagt Skala. Und da hätte Papberg nicht mitwirken dürfen. „Er war nicht einsatzberechtigt, weil er seine Sperre aus dem letzten Pokalspiel nicht abgeleistet hat“, sagt Skala.
„Wir wollen den Pokal sportlich gewinnen und nicht am Grünen Tisch.“
Sandro Hoffmann, Sportlicher Leiter SG Biebertal/Unterkülztal
Für Skala gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder eine Verhandlung ansetzen mit dem wahrscheinlichen Ergebnis, dass Biebertal II zum Pokalsieger erklärt wird. Oder den Vereinen anbieten, es auf sportliche Weise zu regeln mit einem Wiederholungsspiel. Biebertal II zeigt sich direkt kooperativ, der Sportliche Leiter Sandro Hoffmann sagt: „Wir wollen den Pokal sportlich gewinnen und nicht am Grünen Tisch.“ Skala ist froh über das „schnelle Einlenken“ der beiden Vereine: „Dadurch ist keine Verhandlung nötig, die Partie wird neu angesetzt.“ Und zwar nach einigem Hin und Her bereits am Mittwoch um 19.15 Uhr in Biebern.
Dann wird Florian Papberg nicht mitwirken dürfen, denn er hat seine Sperre aus dem Viertelfinale gegen Bremm II noch nicht abgeleistet. Weil er im „ersten“ Finale am vergangenen Samstag mitgewirkt hat, wird es gegen Papberg noch ein Urteil wegen „Einsatz trotz Sperre“ geben. Aber Skala sagt: „Für den Spieler ist es einfach unglücklich gelaufen, er wird daher auch nur die Mindestsperre von zwei Wochen bekommen und kann in der nächsten Saison direkt wieder mitspielen.“
„Das ist ein sportliches Dilemma.“
Sebastian Wagner, Abteilungsleiter SSV Buchholz
Sebastian Wagner, Abteilungsleiter des SSV Buchholz, muss sich arg zusammenreißen, wenn er über den Fall redet: „Aus unserer Sicht ist es sehr schlecht gelaufen. Wir haben uns vorher bei einem Verbandsmitarbeiter rückversichert, dass unser Spieler Papberg spielen kann, weil das Halbfinale gegen Braunshorn II angepfiffen wurde. Er hatte seine Strafe damit abgesessen, hieß es von Verbandsseite. Und auch im Aufstellungstool des DFBnet war unser Spieler nicht mehr gesperrt. Für uns war die Sache erledigt. Wir haben alles getan, um der Sache vorzubeugen. Über das Verhalten des Verbandes können wir nur den Kopf schütteln, das ist ein sportliches Dilemma.“
Skala, dem Wagner keine Vorwürfe macht („Er hat sich sehr konstruktiv verhalten und uns alles erklärt“), verweist auf einen Passus in der Satzung, dass mündliche Aussagen von Verbandsmitarbeitern nicht bindend sind. Nun kommt es zum Wiederholungsspiel am Mittwoch in Biebern. „Viele Spieler haben nach der Saison ihren Urlaub geplant, bis jetzt sind wir neun Mann, Biebertal II ist der Nutznießer dieser Aktion“, sagt Wagner: „Wir werden versuchen, eine Mannschaft zu stellen. Aber: Das Gefühl, im ersten Finale nach einem 120-Minuten-Fight Pokalsieger geworden zu sein, das wird uns keiner mehr nehmen.“