VfL und TuS bündeln Kräfte
Lenz: „Das ist eine perspektivische Angelegenheit“
Das vorerst letzte Duell der künftigen SG-Partner stieg am Sonntag am Altendiezer Lahnblick, wo sich die Teams mit einem schiedlich, friedlichen 1:1 trennten.
René Weiss

Der demografische Wandel und das geänderte Freizeitverhalten zwingt Verantwortliche der Fußball-Vereine dazu, sich Gedanken über die zukünftige Ausrichtung zu machen. So bündeln der VfL Altendiez und der TuS Gückingen demnächst ihre Kräfte.

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Vieles von dem, was es am Sonntagnachmittag am Altendiezer Lahnblick zu sehen gab, wird in der näheren Zukunft nicht mehr geben. Zweikämpfe und Laufduelle zwischen Spielern des VfL Altendiez und des TuS Gückingen gehören der Vergangenheit an. Ab der neuen Saison bilden die beiden jahrelangen „Schwergewichte“ aus der Fußball-Kreisliga A Rhein-Lahn eine Spielgemeinschaft. Der Trend, dass eigenständige Klubs Schwierigkeiten haben, alleine gescheit fortzubestehen, setzt sich weiter fort.

„Irgendwann werden unsere Spieler die Eigenständigkeit der Vereine nicht mehr kennen, sodass wir sie so hoffentlich besser bei uns halten können.“
VfL-Vorstand Maximilian Lenz und seine Kollegen in Gückingen sahen die Notwendigkeit, sich für die Zukunft zu rüsten.

„Wir haben uns gesagt, dass wir es so lange es geht machen, VfL Altendiez auf dem Trikot stehen zu lassen“, erklärte der Vorsitzende Maximilian Lenz. Jetzt sahen die Vorstände beider Vereine die Zeit gekommen, um die Kräfte zu bündeln und sich gut für die nähere Zukunft aufzustellen. „Es handelt sich um eine perspektivische Angelegenheit. Irgendwann werden unsere Spieler die Eigenständigkeit der Vereine nicht mehr kennen, sodass wir sie so hoffentlich besser bei uns halten können“, ergänzte Lenz. Im Jugendbereich besteht schließlich bereits die gemeinsame Spielgemeinschaft JSG Lahn mit dem TuS Heistenbach und dem SV Diez-Freiendiez als weiteren Partnern.

Unlängst unterschrieben die Verantwortlichen der beiden Klubs den gemeinsamen SG-Vertrag. „Wir werden drei Mannschaften in den Kreisligen A, B und C melden“, kündigte der Altendiezer Abteilungsleiter Philippe Diehl an. Einen „geografischen Kunstnamen“ werde es nicht geben, beide Ortschaften abwechselnd an erster Stelle auftauchen. Welcher in der Premierensaison den Anfang macht, ist noch offen. Auch die Trainerteams stünden so weit fest. Namen wollte Diehl allerdings keine nennen. Der ehemalige Bundesliga-Profi Mehmet Dragusha, der den TuS in der gerade beendeten Saison betreute, wird es dem Vernehmen nach nicht sein. Gehandelt wird stattdessen der bisherige VfL-Coach Marcel Hannappel, die Bestätigung der Oberen der neuen SG steht noch aus.

Im kreisübergreifenden Spielbetrieb abgerutscht

Als Tabellensechster war die Elf vom traditionsreichen Lahnblick der zweitbeste der Rhein-Lahn-Vertreter in der Kreisliga A3. Der kreisübergreifende Spielbetrieb hat sie abrutschen lassen. Die Westerwälder „Gäste“ FC Kosova Montabaur, die SG Hundsangen/Steinefrenz-Weroth II, der TuS Niederahr und die SG Elbert machten das Rennen, nur die SG Bogel/Reitzenhain/Bornich brach als Viertplatzierte in die Phalanx der Kreisnachbarn ein. „Es war schon immer so, dass der Rhein-Lahn-Kreis fußballerisch schwächer war als die Westerwälder“, weiß der VfL-Vorsitzende Maximilian Lenz natürlich auch aus der Vergangenheit. Jetzt, da die Grenzen verschwommen sind, bekommt es südlichste Kreis aus dem Verbandsgebiet Ost deutlich vor Augen geführt, was sich ansonsten immer nur in der Bezirksliga widerspiegelte. „Natürlich willst du als Fußballer so erfolgreich wie möglich sein und so hoch wie möglich spielen. Aber vielleicht sollte man auch offenlassen und sich die Frage stellen, ob die Bezirksliga wirklich auch ein Ziel sein muss. Wenn es so ist, dann reicht es eben nur für die A-Klasse. Ein Aufstieg ist für uns kein Thema, und das ist auch kein großes Problem“, so Lenz weiter.

Die schwarz-gelben und weißen Trikots sind vorerst Geschichte: Demnächst werden die Kicker des TuS Gückingen und des VfL Altendiez gemeinsam auf Torejagd gehen.
René Weiss

Die Bezirksliga-Spielzeit 2025/26 wird nach dem Abstieg der SG Rheinhöhen Dahlheim/Dachsenhausen/Prath nach 2023/24 und 2021/22 eine weitere sein, in der der Rhein-Lahn-Kreis durch nur eine Mannschaft vertreten wird. Die TuS Burgschwalbach schlägt sich im Vergleich mit den Westerwald-Teams weiterhin wacker. Die Perspektiven sind ebenfalls nicht rosig. „Ich sehe momentan keinen Verein aus unserem Kreis auf dem Niveau, das ausreicht, um in der Bezirksliga bestehen zu können“, sagt Jan Noppe, Trainer des TuS Katzenelnbogen/Klingelbach, der als aktiver Spieler mit den Einrichern im überkreislichen Spielbetrieb auf dem Platz stand. „Auch damals hatten die Westerwälder eine größere Spielstärke und sie traten körperbetonter auf“, erinnert sich der Niederländer.

Mit dem TuS KK konnte er den Abstieg in die B-Klasse in dieser Saison nicht verhindern. An einem aktuellen Beispiel aus den eigenen Reihen macht Noppe ein weiteres Problem im Rhein-Lahn-Fußball fest: Die Klassenzugehörigkeit ist kein Faktor, der dazu beiträgt, talentierte Spieler zu halten beziehungsweise stehen sie direkt im Fokus größerer Vereine aus dem Umland. „Junge Spieler, die Perspektive haben, wählen meistens den Weg nach Koblenz oder Eisbachtal, weil sie sich in ihren Heimatvereinen nicht weiterentwickeln. Später siehst du die meisten von ihnen nicht wieder“, weiß Noppe. In Richtung des 20-jährigen Katzenelnbogener Torjägers Felix Wick (mit 27 Saisontreffern zweitbester Torschütze hinter Hundsangens Niklas Löw) streckten unter anderem die TuS Burgschwalbach und sogar Oberligist Eisbachtaler Sportfreunde die Fühler aus. Wick wird allerdings aufgrund eines Auslandsjahres in Ghana vorerst gar nicht dem Ball hinterherjagen. Auch Gückingens Johannes Moog (23 Saisontore) wurde am Sonntag nach dem Spiel in Altendiez seitens der Gelb-Schwarzen verabschiedet.

Die Rhein-Lahn-Klubs verlieren weitere für sie kaum ersetzbare Spieler, was die Kluft zu den Westerwäldern in der eigenen Klasse noch weiter anwachsen lassen dürfte. Es wäre keine Überraschung, wenn die Saison 2025/26 nicht die letzte mit nur einem Rhein-Lahn-Bezirksligisten bleiben würde…

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