Kontinuität auf der Position des Trainers ist in der laufenden Saison bei den A-Liga-Fußballern der Sportfreunde Bad Ems keineswegs angesagt. Beim Heimspiel gegen den FC Kosova Montabaur (Sonntag, ab 14.30 Uhr) wird bei den Silberauern nach Jens Mosel, Norbert Klein und Bernd Kannegieser bereits der vierte Übungsleiter binnen neun Monaten an der Seitenlinie stehen. Der Neue ist in der lokalen Szene alles andere als ein Unbekannter: Süleyman Düzce, zuvor jahrelang in Diensten der Jugend und der Senioren des FSV RW Lahnstein, übernimmt in der Kurstadt das Kommando sofort.
„Wenn’s läuft, ist alles gut. Wird es aber mal unangenehm ziehen sich gerade die jungen Leute in ihr Schneckenhaus zurück. Heute sitzen sie lieber in gepolsterten Sesseln als sich alles hart zu erarbeiten.“
Spfr-Abteilungsleiter Kay Ludwig prangert die Mentalität vieler Spieler an
„Wir haben uns in beiderseitigem Einvernehmen getrennt“, bestätigte Spfr-Abteilungsleiter Kay Ludwig und betonte ausdrücklich, dass der Verein und A-Schein-Inhaber Bernd Kannegieser im Guten auseinandergehen. „Er konnte sein know how nicht anbringen, da bei den Spielern der Unterschied zwischen bezahltem Fußball und der Kreisliga beträchtlich ist. Da herrscht eine gewaltige Diskrepanz“, so Ludwig. „Das Generationen-Problem ist stärker als der Willen, alles für sein Hobby zu geben. Wenn’s läuft, ist alles gut. Wird es aber mal unangenehm ziehen sich gerade die jungen Leute in ihr Schneckenhaus zurück. Heute sitzen sie lieber in gepolsterten Sesseln als sich alles hart zu erarbeiten.“
Dass sich das Anforderungsprofil an einen Trainer im Breitensport komplett geändert habe, stellen Ludwig als auch Kannegieser heraus. „Früher stand das Formen einer Mannschaft und individuelle technische Schulung an oberster Stelle. Heutzutage musst Du als Trainer eher Psychologe, Mentor und eine Art Animateur sein“, hat Ludwig beobachtet und daraus schon vor längerer Zeit seine persönlichen Konsequenzen gezogen. „Deshalb habe ich als Trainer aufgehört.“ Er suchte jemanden, der mit der Kreisliga-Mentalität klar kommt und wurde bei seinem langjährigen Freund Süleyman Düzce fündig.

Vorgänger Kannegieser, der nach einem Riss der Achillessehne und daraus resultierenden gesundheitlichen Problemen ohnehin nicht mehr aktiv eingreifen konnte, räumt ohne Frust ein, sich sein Engagement in der Kurstadt insgesamt anders vorstellt zu haben. „Ich komme ja aus dem ambitionierteren Fußball und habe unterschätzt, dass die meisten Kreisliga-Fußballer ihren Sport mit möglichst wenig Aufwand betreiben und sonntags einfach nur zocken wollen. Ich hingegen wollte ihnen etwas vermitteln, doch sie wollen offenbar überwiegend eher unterhalten als trainiert werden. Entertainer zu sein ist aber nicht meine Art.“
In Kellerduellen für Ligaerhalt punkten
Mit dem Wechsel auf der sportlichen Kommandobrücke erhofft sich der noch sehr junge Verein aus der Kurstadt, der erstmals in seiner Geschichte eine sportliche „Delle“ managen und einen Abstieg befürchten muss, den berühmten neuen Impuls. „Gegen Kosova Montabaur haben wir am Sonntag nichts zu verlieren. Doch dann kommen Spiele, in denen wir punkten können und punkten müssen“, hofft Kay Ludwig, dass der „neue Besen“ Süleyman Düzce schnell gut kehrt und Maßnahmen greifen. Bei der SG Birlenbach/Schönborn (Mittwoch, 30. April), gegen den TuS Katzenelnbogen/Klingelbach (Sonntag, 4. Mai), beim TuS Singhofen (Sonntag, 11. Mai) und gegen den SV Diez-Freiendiez (Sonntag, 18. Mai) gilt es für die Kicker von der Lahn-Insel, das Ticket für eine weitere Saison in der A-Klasse zu buchen. Zum Abschluss der Runde steht dann für die Sportfreunde am Sonntag, 25. Mai, dann noch das Gastspiel beim TuS Niederahr an, für den es dann möglicherweise noch um den Aufstieg geht.
Ob Süleyman Düzce, dessen Sohn Savas seit dem Frühjahr dem Bad Emser Kader angehört, beim amtierenden Kreispokalsieger nur zum klassischen „Feuerwehrmann“ oder das Engagement über den Sommer hinaus ausgedehnt wird, wird sich noch zeigen. „Wir schauen, ob’s passt und setzen uns dann zu gegebener Zeit zusammen. Wir brauchen auf jeden Fall einen Trainer und keinen Kumpel, der zu nah an der Mannschaft dran ist“, erwartet Kay Ludwig in sportlich ernster Lage die nötige Distanz zwischen dem neuen Chef und den Kickern. Abgerechnet wird erst Ende Mai...