Nach 53 Jahren kommt es in der Meisterschaft zu völlig neuen Duellen – vor allem für die Vereinen, die in den Grenzbereichen der Kreise beheimatet sind.
Am Freitag um 17 Uhr begann die Arbeitstagung beim Verband in der Sportschule Oberwerth, mit dabei natürlich die neun Kreissachbearbeiter, aus dem Hunsrück/Mosel-Kreis war Karl Scheid vor Ort. Die Computersoftware spuckte die Staffeleinteilungen unter Berücksichtigung der Spielorte nach Kilometerentfernung aus. Danach gingen die Spielleiter an eine große Karte, verglichen Staffeln mit Fahrtwegen und geografischer Lage der Vereine. „Wir haben geschaut, ob alles so passt“, sagt Scheid.
Schnell wurde klar, dass es doch schwieriger werden würde, als auch Scheid glaubte: „Es war alles andere als leicht, das sieht man auch an der Einteilung. Aber die Software ist der Wegweiser. Nimmt man dann Veränderungen vor, um eine Mannschaft in eine andere Staffel zu stecken, damit es für sie besser passt, werden andere Teams dann gravierend benachteiligt. Es ist wie beim Domino: Wenn du einen Stein umschmeißt, fallen auch andere.“
Am Samstagmorgen wurden in Koblenz die letzten Feinheiten besprochen, um 13 Uhr drückte der Fußballverband dann den „E-Mail-Knopf“ und verschickte die neue Staffeleinteilung an alle Vereine im Rheinland. In der Saison 2023/24, die offiziell mit dem ersten Spieltag am 12./13. August beginnt, gibt es im FVR eine Rheinlandliga (18 Teams), drei Bezirksligen (49 Teams), neun A-Klassen (130 Teams), 15 B-Klassen (216 Teams) und 23 C-Klassen (316 Teams) – und es gibt Härtefälle. „Es gibt viele Mannschaften, die durch den kreisübergreifenden Spielbetrieb zu den Gewinnern zählen, weil sie weniger fahren müssen, aber es gibt natürlich nicht nur Gewinner“, sagt Karl Scheid.
Wer sich zu den Verlierern der Spielklassenreform zählt, kann Einspruch einlegen. Bis zum 25. Juni geht der Rückmeldezeitraum für die Vereine, um sich zu beschweren. Die Spielpläne sollen ab dem 4. Juli verschickt werden. Ab dem 15. Juli werden die Staffeltage in den verschiedenen Regionen durchgeführt.
Aus dem Fußballkreis Hunsrück/Mosel zählt ganz klar B-Klässler SG Hambuch/Kaifenheim/ Brohl zu den Verlierern. Die Eifeler müssen wie in der vergangenen Saison wieder mehrheitlich in den Hunsrück fahren. In der B Staffel 11 ist Hambuch der einzige Eifel-Klub, darf dreimal an die Mosel (Ellenz, Cochem II und Bremm II) und muss zehnmal in den Hunsrück reisen – und hat kein Derby mehr. Alles, was die Spielklassenreform versprochen hat, wurde im Fall Hambuch nicht eingehalten. „Hambuch ist ein Fall für sich“, hat auch Spielleiter Karl Scheid ganz schnell erkannt: „Sie gehören definitiv nicht zu den Gewinnern. Ich hätte nie geglaubt, dass Hambuch wieder nach Unzenberg/Sargenroth fahren muss, aber es ist nicht zu ändern.“
544 Kilometer einfache Wegstrecke muss die SG Hambuch in der kommenden Saison zu den 13 Auswärtsspielen in der B Staffel 11 zurücklegen. Kein anderer der 216 B-Klässler im Rheinland muss so weit fahren. Hambuch muss doppelt so viele Kilometer in der kommenden Saison zurücklegen wie der neue Ligakonkurrent FC Peterswald-Löffelscheid. „Ich weiß, das ist Rekord in der B-Klasse, aber ich wiederhole mich: Für Hambuch ist es nicht zu ändern“, sagt Scheid: „Wir haben in dem Fall eine halbe Stunde hin- und herdiskutiert. Das Problem ist, dass es in der B-Klasse 14er- oder 15er-Staffeln gibt. Ziehe ich Hambuch in eine andere Staffel, haben andere Vereine Nachteile. Und wir können keine 13er- oder 16er-Staffeln machen, weil dann die Auf- und Abstiegsregelung nicht mehr einheitlich ist.“
Im „alten“ System gab es zuletzt eine A-, zwei B- und zwei C-Klassen im Kreis Hunsrück/Mosel. Die 70 Hunsrück/Mosel-Mannschaften (Minusrekord, 2011 waren es noch 100 Teams, zwei Teams weniger als im Vorjahr – siehe auch Zahl des Tages auf dieser Seite) verteilen sich jetzt auf drei A-Klassen, drei B-Klassen und vier C-Klassen.
Ein Blick auf die 15 A-Klässler aus der Hunsrück/Mosel-Region: Zwölf von ihnen bilden die A Staffel 7 – dazu kommen die SG Mosel Löf (Kreis Rhein/Ahr) und der SV Blankenrath (Kreis Mosel). Der SV Binningen und der SV Masburg spielen nun in der A Staffel 3 gegen ausnahmslos Mannschaften aus dem Rhein/Ahr-Kreis. Und: Die SG Bremm hat nun 13 neue Gegner – alle aus dem Kreis Mosel, darunter Derbys gegen die SG Zell und die SG Mont Royal Kröv/Reil. „Binningen, Masburg und Bremm haben nun völlig neue Gegner, aber ich denke, sie können alle mit der Einteilung leben“, mutmaßt Scheid.
Nach 53 Jahren innerhalb der neun Kreisgrenzen kommt es ab der kommenden Saison durch den kreisübergreifenden Spielbetrieb zu völlig neuen Duellen von Vereinen, die geografisch nah beieinander liegen, aber seit 1970 fußballerisch keine Berührungspunkte hatten: In der A-Klasse gibt es jetzt wieder – wie früher – Paarungen wie Blankenrath gegen Ober Kostenz, Löf gegen Oppenhausen/Nörtershausen, Zell oder Traben-Trarbach gegen Bremm. In der B-Klasse heißt es nun wieder Ulmen gegen Auderath, Demerath gegen Lutzerath, Peterswald-Löffelscheid gegen Hunsrückhöhe Bärenbach. In der C-Klasse spielt unter anderem Waldesch gegen Boppard II, Rhens/Spay II gegen Bad Salzig, Zell II gegen Sohren II.