FC Rot-Weiss Koblenz gegen FV Engers lautet am 24. Mai das Finale im Fußball-Rheinlandpokal. Während in Engers der Oberligist den Regionalligisten und großen Favoriten Eintracht Trier vor 1300 Zuschauern mit 2:1 zu Fall brachte, blieb in Kirchberg vor rund 450 Fans die Überraschung aus. Der Rheinlandligist wehrte sich nach Kräften, verlor aber verdient mit 0:2 (0:1) gegen den Oberligisten.
Viel bitterer als das Aus könnte die Hunsrücker im Abstiegskampf die Rote Karte gegen Tim Reifenschneider und die Verletzung von Jannick Rode treffen, denn beide dürften im Kellerduell am Samstag (17 Uhr) in Trier-Tarforst fehlen – Reifenschneider ziemlich sicher, denn sein Platzverweis dürfte eine Pflichtspielsperre nach sich ziehen, das letzte Wort hat hier aber wohl die Verbandsspruchkammer. TuS-Coach Artem Sagel war deshalb auch sehr zwiegespalten nach der Partie: „Mit der Niederlage kann ich eigentlich gut leben, mit den möglichen zwei Ausfällen weniger.“ Denn: Sollte auch Rode – er verletzte sich nach 20 Minuten am Sprunggelenk nach einem Foul, spielte aber bis zur 64. Minute weiter – ausfallen, muss Sagel die Innenverteidigung komplett neu ausrichten.
Cift steht zum zweiten Mal als Rot-Weiss-Trainer im Finale
Während bei Sagel also schon der Blick Richtung Tarforst und dem Duell 13 bei 15 (zwei Punkte Differenz) ging, musste sich Rot-Weiss-Coach Fatih Cift noch ein paar Minuten gedulden, bis der Endspielgegner feststand. Es wurde Engers mit Cifts Kumpel Sascha Watzlawik, der nach der Saison in Engers aufhört. „Schenken werde ich ihm zum Abschied aber nichts, das weiß er auch“, sagte Cift, der sich sicher war, dass das Finale nun auf dem Oberwerth stattfindet, bei einem Trierer Sieg war das Moselstadion in der Verlosung. „Das wäre ja unfair gewesen, in der Höhle des Löwen“, sprach sich Cift sowieso für das Oberwerth aus, in dem er 2018 schon einmal mit den Rot-Weißen den Pott holte – durch den Treffer vom heutigen Rübenacher Sascha Engel zum 1:0 gegen den Stadtrivalen TuS Koblenz.
Es war ein verdienter Finaleinzug, da waren sich beide Trainer einig. Cift sagte: „Wir wollten es nicht zu einem typischen Pokalspiel werden lassen, das haben wir geschafft. Wir haben das sehr souverän gemacht.“ Zweimal hatte er die Kirchberger im Vorfeld beobachtet, beim 3:2 gegen Wissen am Sonntag und beim 1:0-Viertelfinalsieg gegen Trier-Tarforst. „Kirchberg kann gut Fußball spielen, wenn man sie lässt, sie laufen aber nicht so gern dem Ball hinterher“, hatte Cift ausgemacht.

Wobei der TuS auch das gut machte – und sehr diszipliniert aus einer defensiven Ordnung heraus agierte. Sagel fand, dass „wir eine gute erste Hälfte gespielt haben, da habe ich kein großes Chancenplus gesehen. Rot-Weiss hat nicht so eine Dominanz ausgestrahlt. Wenn wir alle 16, 17 Spieler fit gehabt hätten und nicht die Sorgenfalten in der Liga, hätte ich eine Chance gesehen“. So beschlich einen schon in der 38. Minute nach dem 0:1 durch Armin Sivic auf Vorarbeit von Younes Azahaf, der Süleyman Özer den Ball „geklaut“ hatte, das Gefühl, dass damit die Messe vielleicht schon gelesen sein könnte. Erst recht, als Tim Reifenschneider nach 51 Minuten nur die Hacken des schnellen Aboudoul Tchadjei sah – und ihn an selbigen traf. Schiedsrichter Jan-Hagen Engel zeigte berechtigt Rot, da Reifenschneider letzter Mann war und eine klare Chance vereitelt hatte.
Koblenz war in Überzahl, in den ersten Minuten danach machte es Kirchberg aber gut, versuchte sich, spielerisch aus dem Druck zu lösen. Das gelang hier und da, eigene Chancen sprangen aber nicht heraus. Eine solche hatte der nach einer knappen Stunde eingewechselte Leon Wilki, der aus Hesweiler im Kreis Cochem-Zell stammt und dessen beiden Brüder kommende Saison für den TuS Kirchberg auflaufen werden; Nico kommt von der SG Argenthal zurück, Luis aus der A-Jugend hoch. Leon Wilki wird laut Cift nicht zu seinen Brüdern stoßen, bei Rot-Weiss bleiben wird der Offensivmann aber nicht über die Saison hinaus. Jedenfalls war es kurz vor dem 0:2, als Wilki nach einem schönen Spielzug den Ball ans Außennetz setzte.
Auch Christ kann Tchadjei nur per Foul stoppen
Dieses 0:2 fiel per Foulelfmeter nach 75 Minuten, da auch Kirchbergs Keeper Tizian Christ den durchgebrochenen Tchadjei nur mit einem Foul stoppen konnte, für Christ gab es aber regelkonform nur Gelb. Den Strafstoß verwandelte Eugene Dennis sehr sicher. Danach war klar: Rot-Weiss wird ins Endspiel einziehen, Sagel nahm direkt mit Blick auf Samstag einen Vierfachwechsel vor, auch Cift wechselte noch dreimal, schließlich steht schon am Samstag das Oberliga-Duell mit der TuS Koblenz an.
Eine dicke Chance auf einen Treffer hatten die Kirchberger aber auch, kurz vor Schluss schoss Stoßstürmer Jannik Auler, der für den angeschlagenen Kapitän Florian Daum ganz vorne spielte, aus kurzer Distanz übers Tor und raufte sich noch einige Zeit die Haare. Lange standen auch die Koblenzer im obligatorischen Kreis zusammen und lauschten den Worten von Cift. Der war sehr zufrieden mit dem „absolut verdienten Sieg“, zu dem Sagel herzlich gratulierte, „sie sind verdient weitergekommen“. Das Kirchberger Ausscheiden schmerzte an diesem Abend nicht so wie die personellen Sorgen beim TuS, der mit etwas Abstand sicher stolz auf seine beste Rheinlandpokalsaison der Geschichte sein dürfte.
TuS Kirchberg - FC Rot-Weiss Koblenz 0:2 (0:1)
Kirchberg: Christ – Özer, Rode (64. Sehn Henn), Reifenschneider, Weber - Müller, Schneider (77. S. Wilbert) - Gohres (77. Weiß), J. Heimer (77. Jannasch), Milz (77. Engelmann) - J. Auler.
Koblenz: Grote – Matsui, Alsela, Dennis, Ruiz Diaz - Wozny, Asani (58. Ahmetaj) - Tchadjei, (86. Shehada) Hadzic (86. Kraemer), Azahaf (58. Wilki) - Sivic (77. Oriyama).
Schiedsrichter: Jan-Hagen Engel (Monzelfeld).
Zuschauer: 450.
Tore: 0:1 Sivic (38.), 0:2 Dennis (75., Foulelfmeter).
Besonderheit: Rote Karte für Reifenschneider (Kirchberg) wegen Notbremse (51.).