Eldin Hadzic spricht, wie er Fußball spielt. Besonnen, überlegt, ohne Schnörkel. Er ist so klar in seinen Worten wie in seinen Aktionen auf dem Rasen. Wohl mit ein Grund, warum ihn Trainer Fatih Cift zum Kapitän der Oberliga-Mannschaft von Rot-Weiss Koblenz gemacht hat. Das Wort von Hadzic hat Gewicht – in der Kabine wie auf dem Platz. Weil er vorlebt, was er sagt. Der 32-Jährige ist eine Autorität, ohne autoritär wirken zu müssen. Doch das ist nicht die eigentliche Geschichte so kurz vor dem Pokalschlager am Samstag, wenn die Rot-Weissen um 14 Uhr im Stadion Oberwerth im Viertelfinale des Rheinlandpokals auf den Stadtrivalen, auf die TuS Koblenz treffen. Die Brisanz dieser Partie rührt auch daher, dass Hadzic praktisch sein ganzes Fußballerleben im Trikot der TuS verbracht hat. Und jetzt gegen seinen einstigen Klub ran muss. In einem Spiel, in dem es heißt: Siegen oder fliegen!
Einst als U17-Spieler aus Neuwied nach Koblenz
Was das Spannungsmoment für Hadzic, der als U17-Spieler aus Neuwied zur TuS kam, noch einmal erhöht. Erzählt der Mittelfeld-Motor der Rot-Weissen aus seiner Vita als Fußballer, tauchen immer wieder Namen aus vergangenen TuS-Zeiten auf. Dirk Laux war es, der den 16 Jahre alten Hadzic zum Oberwerth lockte. Erst wenige Tage war Peter Neustädter im September 2012 als neuer Cheftrainer beim damaligen Regionalligisten TuS Koblenz im Amt, berief der Ex-Mainzer den damals 19 Jahre alten Hadzic in die 1. Mannschaft. „Gegen Homburg war ich im Kader, und eine Woche später gegen Eintracht Frankfurt II stand ich schon in der Startelf. Das ging alles rasend schnell damals“, berichtet Hadzic über seinen unverhofften Aufstieg in jungen Jahren. Und wer war damals fußballerisches Vorbild für den jungen Spieler, dessen Eltern 1985 aus Bosnien nach Deutschland kamen? „Das war Anel Dzaka, zu dem ich heute noch engen Kontakt habe“, erzählt Hadzic.

Der TuS-Trainer Dzaka war es auch, der Hadzic nach einem einjährigen Gastspiel in der Ferne zur Saison 2018/2019 vom 1. CfR Pforzheim zurück zur TuS lotste. „Eldin ist ein guter Junge, immer fleißig auf dem Platz, immer geradeaus außerhalb des Platzes. Er hätte der TuS auch nach dem Aufstieg in die Regionalliga sicher geholfen“, meint Dzaka, der im November 2021 als TuS-Coach gehen musste und der heute als Nachwuchsscout für Bayer Leverkusen im Südwesten der Republik unterwegs ist.
„Das war eben so.“
Eldin Hadzic trägt es bei der TuS niemandem nach, dass für ihn kein Platz mehr war.
Doch nach dem Aufstieg 2023 in die Regionalliga war für Hadzic kein Platz mehr im TuS-Kader. Darüber sprechen mag er nicht. „Das war eben so“, meint er lapidar. Wie es ohnehin nicht sein Ding ist, nachzutreten oder Öl ins Feuer zu gießen vor dem Stadtduell am Samstag. Er spricht lieber über das Hier und Jetzt. Über Rot-Weiss Koblenz. Über den Klub, bei dem er im August vergangenen Jahres nach einjähriger Zwangspause vom Fußball eine neue Heimat gefunden hat. In dem er sich pudelwohl fühlt, weil er sich vom ersten Tag an willkommen gefühlt hat. „Chris Noll hat sich als Sportlicher Seite sehr um mich bemüht, Trainer Fatih Cift kannte ich gut, gegen ihn habe ich ja noch gespielt“, sagt Hadzic.
Obwohl er vor einem halben Jahr alles andere als in Top-Verfassung war, „haben die Trainer immer an mich geglaubt“, berichtet der Mittelfeldmann. Und das völlig zu Recht. Hadzic holte den Trainingsrückstand schnell auf, wuchs in die junge Mannschaft herein und ist heute als deren Denker und Lenker, als Ruhepol nicht mehr wegzudenken. Er gibt den Takt vor, und die jungen Spieler hören auf ihn. Weil er vorlebt, was er von ihnen fordert. Hadzic hat sich längst als Glücksgriff für Rot-Weiss Koblenz erwiesen.
Gute Erinnerungen an das Derby im September
Für die Partie gegen seinen langjährigen Klub sieht der RW-Kapitän sein Team gut aufgestellt. „Wir haben eine junge, hungrige Mannschaft, die über 90 und mehr Minuten Vollgas geben kann. Und ich kenne ja auch die andere Seite, habe lange Jahre in der TuS-Kabine gesessen: Wir haben vielleicht nicht den Erfolgsdruck, wie das bei der TuS der Fall ist“, hält Hadzic fest.
Natürlich wird die Partie gegen den Ex-Klub auch am Samstag „etwas Besonderes“ sein. Aber auch schon wieder ein Stück weit Routine, die sich im Laufe der Zeit einstellt. Bei seinem ersten Meisterschaftsspiel gegen TuS Koblenz im September vergangenen Jahre war das noch ganz anders. „Das war in der Tat ein seltsames Gefühl. Ich hatte zu Beginn Schwierigkeiten, mich auf mein Spiel, auf meine Aufgaben zu konzentrieren. Aber nach ein paar Minuten war die Nervosität weg. Und es lief ja auch ganz gut für uns,“ erinnert sich Hadzic. Rot-Weiss gewann durch ein Kopfballtor durch Dejvi Alsela nach einer Standardsituation mit 1:0.
Genesungswünsche an TuS-Stürmer Esmel
Auch für die Pokalpartie erwartet Hadzic „ein ähnlich enges Spiel, in dem Nuancen und vielleicht erneut eine Standardsituation den Ausschlag geben können“. Auf die Frage, ob das Fehlen des verletzten TuS-Stürmers Dylan Esmel vielleicht ein Vorteil für Rot-Weiss sein könnte, hat Hadzic eine bemerkenswerte Antwort parat. „Da wird TuS-Trainer Michael Stahl schon die eine oder andere Lösung einfallen. In erster Linie aber tut es mir Leid, dass Dylan gegen uns nicht spielen kann. Er ist ein toller Stürmer und ein großartiger Mensch. Ich wünsche ihm, dass er schnell wieder fit ist.“ Auch das ist Eldin Hazic: Ein fairer Sportsmann durch und durch.