Jubel nach 2:0 gegen Rot-Weiss
FV Engers beschenkt Watzlawik mit dem Pokal
Da ist das Ding: FVE-Kapitän Christian Meinert stemmt den Rheinlandpokal in die Höhe, neben ihm freut sich der scheidende Trainer Sascha Watzlawik über seinen dritten Triumph mit dem Verein.
René Weiss

Der FV Engers ist nach einem 2:0 im Finale gegen Rot-Weiss Koblenz Rheinlandpokal-Sieger 2025. Soweit die Fakten eines Spiels, das indes beim scheidenden FVE-Trainer für bewegende Momente sorgte.

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Aller guten Dinge sind drei. Auch sein drittes Finale im Rheinlandpokal nach 2020 und 2022 hat der Fußball-Oberligist FV Engers siegreich beendet und darf sich nach dem 2:0 (0:0)-Sieg gegen den Ligakonkurrenten Rot-Weiss Koblenz auf einen Gegner aus dem Profilager freuen, wenn im August die erste Hauptrunde im DFB-Pokal gespielt wird. Gelost wird am 15. Juni. Unterstützt von der großen Mehrheit der 2349 Zuschauer im Koblenzer Stadion Oberwerth verdiente sich das Team von Sascha Watzlawik den Pott mit einer kämpferisch überzeugenden Vorstellung über 90 Minuten und machte dem scheidenden Trainer das ersehnte Geschenk zum Abschied.

Spezialaufgabe für Jonas von Haacke

Ein Leckerbissen für Fußball-Ästheten war dieses Finale zwischen den rivalisierenden Nachbarn nicht, das konnte auch keiner erwarten. Eher war’s der angekündigte „Stellungskampf“, bei dem um jeden Ball gefightet wurde und Torchancen auf beiden Seiten Mangelware blieben. „Wir haben nicht so viel für den Spielaufbau gemacht, da bin ich ehrlich, weil uns Sicherheit heute am wichtigsten war“, gestand Watzlawik. Trotzdem agierten die Engerser vor allem im ersten Durchgang mutiger als die übervorsichtig wirkenden Koblenzer und waren deshalb auch einem Tor näher. Nach Matthis Thewalts Ballgewinn im Mittelfeld und Justin Kleins Flanke verlängerte FVE-Stürmer Jeremy Mekoma den Ball schon in der 9. Minute erstmals in den Kasten der Rot-Weißen, allerdings aus Abseitsposition, wie das umsichtige Gespann um Schiedsrichter Philipp Michels sofort erkannte. Watzlawik hatte seinen fleißigsten Mittelfeldarbeiter Jonas von Haacke diesmal quasi als zweiten Stürmer neben Manuel Simons aufgeboten, um die Rot-Weißen schon im Spielaufbau zu stören. Prompt hatten es seine defensiven Kollegen im ersten Durchgang fast ausschließlich mit langen Schlägen aus der Koblenzer Abwehr zu tun. „Jonas hat einen tollen Job gemacht“, lobte sein Coach, „er und Manuel haben sich super ergänzt.“

Nur selten konnten die Engerser diesmal von Simons‘ Schnelligkeit profitieren, weil die Rot-Weissen von Trainer Fatih Cift hinten sicher standen. Die beste Chance für den FVE leitete Mekoma mit einem Ballgewinn ein, diesmal konnte Simons Tempo aufnehmen, doch seine Flanke köpfte Justin Klein am ersten Pfosten knapp daneben (18.).

Erst gegen Ende der ersten Halbzeit traute sich Cifts Team auch offensiv mehr zu. Eugene Dennis stocherte den Ball nach Ecke von Alexander Shehada am Tor vorbei (38.), einen Kopfball von Joel Cartus kratzte FVE-Kapitän Christian Meinert vor der Torlinie weg (44.). Dazwischen hätte Simons beinahe einen Stockfehler von Maximilian Grote weit jenseits des Strafraums genutzt, doch dann bekam der Rot-Weiss-Torwart den Ball gerade noch unter Kontrolle (44.).

FVE-Kapitän freut sich über dritten Pokalsieg

Zur zweiten Halbzeit erschienen die Rot-Weissen mutiger, ließen den Ball laufen und in ihren Kombinationen spielerische Klasse erkennen, doch die Engerser hielten dagegen. Den freien Kopfball von Rot-Weiss-Stürmer Rachid Tchadjei, dem es an Wucht fehlte (57.), beantwortete David Eberhardt nach Meinerts perfekter Freistoßflanke mit einem Kopfstoß, den Grote im zweiten Versuch gerade noch vor der Linie zu fassen bekam (59.). „Rot-Weiss war für eine Viertelstunde besser im Spiel“, analysierte FVE-Kapitän Meinert, der sich über seinen dritten Pokalgewinn freuen durfte. Den ersten hatte er 2018 noch im rot-weißen Trikot des Gegners errungen. Zu viel Mitleid wollte er seinem geschlagenen Ex-Klub aber nicht zuteilwerden lassen: „Mir habe ich es, ehrlich gesagt, mehr gegönnt.“

Engerser Ekstase nach dem 1:0: Vadym Semchuk (Nummer 19) kann sein Glück kaum fassen, die Kollegen eilen zum Jubeln herbei.
René Weiss

Ein weiter Einwurf von FVE-Rechtsverteidiger Max Schmitten sorgte schließlich dafür, dass sich das Spielglück auf die Engerser Seite neigte. Der Koblenzer Tyler Wozny verlängerte unglücklich mit dem Kopf, Jannik Stoffels legte auf und Vadym Semchuk traf aus 18 Metern mit platziertem Flachschuss ins linke untere Eck (75.). „Nicht nachdenken, Ball kommt, einfach rein“, verriet der Ukrainer sein Erfolgsrezept. Der 31-jährige beidfüßige Allrounder kickt seit drei Jahren für den FVE: „Ich spiele mit Herz und gebe alles für diese Mannschaft, die mir hilft, mich in Deutschland zu Hause zu fühlen“, schwärmte der Torschütze, der denn auch von den Fachjournalisten zum „Man of the Match“ gekürt wurde.

„Nach dem Tor war mir irgendwie klar, dass das heute gut ausgeht für uns.“
FVE-Kapitän Christian Meinert

Semchuks Tor ließ die grün-weißen Fans explodieren. „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ schallte es von der Haupttribüne. „Nach dem Tor war mir irgendwie klar, dass das heute gut ausgeht für uns“, hatte Meinert das richtige Gespür. Den Rot-Weissen gehörte optisch zwar die Schlussphase, doch ihrem Anrennen fehlte die letzte Entschlossenheit und Überzeugung. In der letzten Minute der Nachspielzeit sorgte der eingewechselte Goran Naric nach Thewalts klugem Pass und einer Körpertäuschung gegen den weit herausgeeilten Grote mit seinem Schuss aus gut 30 Metern ins leere Tor für das entscheidende 2:0. Die grün-weiße Party konnte beginnen.

„Ich bin sehr gerührt und kann das alles gar nicht in Worte fassen.“
FVE-Trainer Sascha Watzlawik, der nach der Saison sein Amt aufgibt

Während Engerser Spieler und Fans die Feierlichkeiten eröffneten, suchte Sascha Watzlawik nach Worten, um seine Gefühlslage zu beschreiben. „Wir haben wochenlang auf dieses Finale hingearbeitet, jetzt bin ich superstolz auf diese Mannschaft“, sagte der Coach, der den FVE nach 13 Trainerjahren zum Saisonende verlässt. „Auch die Jungs, die nicht im Kader standen oder verletzt sind, waren heute da, um uns zu unterstützen. Ich bin sehr gerührt und kann das alles gar nicht in Worte fassen. Angefangen haben wir die Saison als Tabellenletzter, dann haben wir eine krasse Entwicklung hingelegt.“

Keine Kleidung zum Wechseln nach der Bierdusche

Nach der ersten Bierdusche fiel ihm immerhin auf, dass er keine Kleider zum Wechseln mitgebracht hatte. „Ich bin halt ein Amateur“, scherzte Watzlawik, der sich nach dem letzten Saisonspiel in der Oberliga am kommenden Samstag (15.30 Uhr) gegen Wormatia Worms in den (vorläufigen?) Trainer-Ruhestand verabschiedet. Wie er wohl mit so viel Freizeit klarkommt? „Meine Frau freut sich – noch“, verriet Watzlawik. „Mal sehen, wie das ist, wenn sie mich jeden Tag zu Hause hat. Frag‘ mal meine Mannschaft!“

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