Aufgeschürfte Knie, dreckige Trikots und oftmals wenig Kunst: Jeder Fußballer, der schon einmal auf einem Hartplatz gespielt hat, dürfte solche oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Aus diesen Gründen gelten Ascheplätze heutzutage als äußert unbeliebt. Vereine, die einen neuen Sportplatz planen oder eine bestehende Spielstätte umbauen, entscheiden sich deshalb eher für Rasen oder Kunstrasen. Das wirft somit die Frage auf: Sind Hartplätze vom Aussterben bedroht?
Fakt ist: Laut Zahlen des Fußballverbands Rheinland (FVR) gibt es in der Region „noch immer Hunderte Ascheplätze“, sagt Frank Jellinek, Pressesprecher des FVR. Und damit mehr als Kunstrasenplätze. Zum Vergleich: Gelistet sind für die neun Fußballkreise Eifel, Hunsrück/Mosel, Koblenz, Mosel, Rhein-Ahr, Rhein-Lahn, Trier-Saarburg, Westerwald-Sieg und Westerwald-Wied 694 Rasenplätze, 259 Hartplätze und 209 Kunstrasenplätze. „Doch nicht auf allen Sportplätzen wird tatsächlich noch gespielt“, erklärt Jellinek. Das gelte insbesondere für die Hartplätze. Wo aber wird noch auf Asche gespielt und warum?

Hartplatz ist Fluch und Segen für Vereine
Prominentestes Beispiel dürfte der VfB Wissen sein. Da der heimische Rasenplatz in den kalten Monaten witterungsbedingt oft nicht zur Verfügung steht, spielt der Rheinlandligist von November bis April auf dem benachbarten Hartplatz. “Wir würden auch gerne auf Kunstrasen spielen“, erklärt Thomas Nauroth, Erster Vorsitzender des VfB, „doch die Spielstätte ist Eigentum der Verbandsgemeinde (VG) Wissen.“ Bereits 2015 habe man zusammen mit den benachbarten Schulen einen Antrag für einen Kunstrasen an die VG gestellt. „Zum einen hat die VG bisher nicht die finanziellen Mittel dafür gehabt, zum anderen auch kein großes Interesse.“
„Die höherklassigen Mannschaften sind es nicht mehr gewohnt auf Asche zu spielen.“
Thomas Nauroth, Erster Vorsitzender des VfB Wissen, über die Wettbewerbsvorteile eines Hartplatzes.
So müssen die Wissener in der Rheinlandliga, immerhin der sechsthöchsten Liga in Deutschland, Gegner weiterhin auf Asche begrüßen. „Als einer der letzten höherklassigen Mannschaften mit einem Hartplatz gibt es da von gegnerischen Teams schon einmal dumme Sprüche oder Stänkereien“, weiß Nauroth. Doch der Hartplatz habe auch seine Vorteile. „Die höherklassigen Mannschaften sind es nicht mehr gewohnt, auf Asche zu spielen. Das kommt uns entgegen.“ Ein echter Wettbewerbsvorteil für die Wissener, die auf dem heimischen Hartplatz seit Oktober 2020 kein Ligaspiel mehr verloren haben. Zudem sei er nicht so pflegeintensiv wie ein Rasenplatz.

Ähnliches berichtet Mauro Löschmann, Erster Vorsitzender des FSV Dieblich, der zusammen mit dem TSV Lay und dem VfR Niederfell die SG Moseltal bildet. Die Kombinierten spielen überwiegend auf dem Hybridrasen in Lay. In den Wintermonaten wechselt der A-Ligist auf den Hartplatz in Dieblich oder Niederfell. Auch die Moseltaler pochen seit mittlerweile knapp 15 Jahren auf einen neuen Platz, doch Querelen mit den Grundstückseigentümern des angepeilten Standortes der neuen Anlage verhinderte das Projekt bislang.
„Doch auch wir merken, dass sich unsere Gegner auf Asche schwerer tun“, sagt Löschmann, weshalb der Platz den Kombinierten schon den ein oder anderen Punkt gesichert hat. „Wir trainieren dort regelmäßig und sind deshalb gewohnt, auf Asche zu spielen. Andere Mannschaften haben diese Trainingsmöglichkeiten oft nicht mehr.“

Sportplatz-Check offenbart große regionale Unterschiede
Naturrasen, Kunstrasen oder Asche? Ein Blick auf die Statistik des Fußballverbands Rheinland zeigt, dass die Zahl und Auswahl der Sportplätze pro Fußballkreis stark variiert.
Probleme bei der Spielerakquise
So hilfreich der Hartplatz aus sportlicher Sicht auch sein kann, so problematisch ist er für die Infrastruktur der Vereine. „Der Hartplatz macht es unheimlich schwer, Spieler zu gewinnen“, betont Nauroth. Es gebe kaum noch Fußballer, die bereit wären, auf einem Hartplatz zu spielen, wenn es ringsum Vereine mit Rasen oder Kunstrasen gibt. Der Fokus liege sowohl beim VfB Wissen als auch bei der SG Moseltal auf guter Jugend- und Vereinsarbeit. „Wer von klein auf damit groß wird, hat kein Problem damit, auf Asche zu spielen“, so Nauroth und Löschmann. Und wer ein attraktives Vereinsleben mit qualifizierten Trainern, guter Infrastruktur oder Vereinsfahrten bieten kann, punktet.
Immerhin der VfB Wissen kann in puncto Spielstätte aber positiv in Richtung Zukunft blicken. „Der Antrag für einen Kunstrasen wurde endlich bewilligt. In den kommenden zwei Jahren soll die Anlage realisiert werden“, erklärt Nauroth.