Eine weitere Spielzeit in der Fußball-Bezirksliga Ost ist passé. Wie immer lagen auch in dieser Saison Freud und Leid eng beieinander. Was war gut? Was war schlecht? Und was hat, abgesehen vom eigenen Schicksal, die Trainer und Verantwortlichen beeindruckt? Welche Spieler haben geglänzt? An welchen Teams kann sich die eigene Elf vielleicht auch ein Beispiel nehmen? All das haben wir für unseren Rückblick gefragt. Teil 1 beschäftigt sich mit den Mannschaften, die zurück ins Kreisliga-Oberhaus müssen.
Am 12. Mai 2018 blieb nach exakt 54 Jahre, 261 Tagen, 0 Stunden, 36 Minuten und 2 Sekunden die legendäre Uhr im Hamburger Volkspark stehen. Die Bundesliga-Zugehörigkeit des Hamburger Sportvereins, der sich den Spitznamen „Dino“ verdient hatte, war vorbei. Ganz so lange spielte die SG Weitefeld-Langenbach/Friedewald/Nauroth/Mörlen/Norken natürlich nicht in der Bezirksliga Ost. Und doch hören nach 20 Jahren die „Sportplatz-Uhren“ auf zu ticken – wenn es sie denn geben würde. Doch wie konnte der Bezirksliga-Dino absteigen, nachdem er zum Abschluss des vergangenen Kalenderjahres nach 16 Begegnungen noch auf Platz neun rangiert hatte?
Der Sportliche Leiter der SG, Manfred Ebener, führt dies allen voran auf die Verletztenmisere zurück: „Risse, Brüche, muskuläre Probleme – was da alles zusammenkam, das habe ich in meiner ganzen Zeit im Fußball noch nicht erlebt.“ Insbesondere schwächte die SG das Fehlen „der Korsettstange“, findet Ebener. Als Beispiel nennt er die zeitweisen Ausfälle von Stammspielern wie Maik Oliver Seibel, Fabian Lohmar oder Jan Niklas Mockenhaupt: „Irgendeiner kam immer dazu.“ Zeitweise, erinnert sich Ebener, seien in den beiden Seniorenmannschaften 20 Spieler ausgefallen.
Komplett auf die Misere will er den Abstieg aber nicht herunterbrechen. Vielmehr habe das Team etliche Spiele „am Ende hergeschenkt“. Am Ende versuchten die Verantwortlichen noch einmal alles, reaktivierten Trainer-Urgestein Volker Heun aus dem fußballerischen (Vor-)Ruhestand. Heun, der bereits der dritte Trainer nach Heiko Schnabel und dem Trainerduo Deniz Sakalakoglu/Kevin Wiederstein war, konnte die Mannschaft jedoch nicht retten. „An den Trainern lag es nicht“, betont Ebener – ähnlich deutlich, wie er es schon bei der Ablösung des Duos Sakalakoglu/Wiederstein getan hatte.
Als die Weitefelder nach dem Wochenende des 22. Spieltages mit 26 Punkten ganze acht Punkte vor dem FC Kosova Montabaur lagen, dachten bestimmt die wenigsten, dass der FC Kosova am Ende vor dem Bezirksliga-Dino landen wird. Zu diesem Zeitpunkt wollten die Verantwortlichen des Teams aus der Kreisstadt aber noch einmal alles im Kampf um den Klassenverbleib versuchen.
Nach gemeinsamen Gesprächen mit Spielertrainer Arjan Dervishaj beschlossen beide Parteien eine Trennung. Dervishajs Elf hatte den Spieltag bereits am Mittwoch eröffnet. Eine, laut Dervishaj, „emotionslose“ Vorstellung beim 1:2 gegen die SG Lautzert ließ keine andere Wahl als die Trennung. Im folgenden Heimspiel, am Freitagabend gegen die SG Hundsangen, stand in Daut Retkoceri ein neuer Mann an der Seitenlinie. Auch diese Partie ging verloren (1:4). Und Retkoceris Amtszeit hielt ebenfalls nicht lange.
„Nach der Niederlage gegen Westerburg gab es paar interne Meinungsverschiedenheiten zur Ausrichtung der Mannschaft für die letzten Spiele“, erklärt Argentim Ajeti, Abteilungsleiter und 2. Vorsitzender des FC Kosova, warum nach nur sechs Punktspielen bereits die Trennung von Retkoceri alternativlos erschien.
Einer, der immer dabei war, ist Afrim Halili. Zunächst als Co-Trainer unter Dervishaj und Retkoceri – für den Schlussspurt übernahm er als Chef. „Mit dem Kader, den wir zur Verfügung hatten, ist es schade, dass wir abgestiegen sind“, meint er und erinnert sich vor allem „an gute Spiele“ vor der Winterpause. Halili nennt auch die Verletzungen von Schlüsselspielern wie Torwart Enis Pronaj und Allrounder Izet Rexhepi als Gründe für eine Verunsicherung im Team. „Wir haben in der Rückrunde den Rhythmus verloren“, so der dritte FC-Trainer der Saison 2023/24.
Den Rhythmus haben die Offensivspieler der SG Ellingen/Bonefeld/Willroth erst gar nicht wirklich gefunden. Bereits im Winter machte Trainer Claudio Schmitz die geringe Torausbeute, nach 16 Spieltagen standen 16 Tore auf dem Papier, als Schwäche aus. Zum Ende des vergangenen Kalenderjahres stand die Schmitz-Elf auf dem letzten Platz.
Am Ende der Saison standen die Ellinger mit den zweitwenigsten geschossenen Toren da. Die SGE musste in Nils Wambach (ging im Sommer zur SG 99 Andernach) und Dennis Krämer (machte aufgrund eines Kreuzbandrisses nur vier Spiele und beendet nun seine Laufbahn; Schmitz: „Das tut mir leid, er war ein absoluter Vorzeigespieler“) zwei wichtige Torjäger komplett beziehungsweise zum Teil ersetzen. „Ein Fünftel unserer Tore haben wir an den letzten zwei Spieltagen erzielt“, verdeutlicht der nun scheidende Trainer Schmitz. Aber auch auf der anderen Seite des Spielfelds zogen laut Schmitz „zahlreiche individuelle Fehler“ Gegentore nach sich.
Doch Schmitz, der sich im vergangenen Jahr nach der kurzfristigen Absage eines Trainerkollegen bereit erklärt hatte, die Aufgabe bei der SGE zu übernehmen, will auch das Positive herausstellen. „Die Jungs sind eine wunderbaren Einheit geworden, der Teamgeist war absolut positiv“, betont er. „Abgesehen vom 1:5 in Neitersen haben wir jedem Gegner Paroli bieten können. Phasenweise haben wir wirklich gezeigt, zu welchen Leistungen wir fähig sind.“
Während bei den letzten drei Teams der Tabelle schon vor dem letzten Spieltag feststand, dass der Gang zurück in die Kreisliga ansteht, durften sie bei der SG St. Katharinen-Vettelschoß noch bis zum Schlusspfiff des finalen Spieltags hoffen. Am Ende fehlte der Mannschaft von Spielertrainer Labinot Prenku ein Tor im direkten Duell mit der SG Neitersen/Altenkirchen. Trotz 2:0-Führung reichte es schlussendlich nur zu einem 3:3. Nach zwei Saisons geht es zurück in die Kreisliga A. Auf der Gegenseite freuten sich Labinots Brüder Behar und Fatos. Das linderte nicht wirklich den Schmerz. „Sehr enttäuschend“ fand Labinot Prenku den Last-Minute-Abstieg.
Als Gründe sah er ein „gewisses Muster“, das sich „die ganze Saison eingestellt“ habe. Man habe gute Spiele durch leichtfertige Fehler hergeschenkt. Dazu kamen meist „schwache Leistungen“ gegen „vermeintlich leichtere Gegner“. Doch der Spielertrainer, der bereits seinen Abschied verkündet hatte, konnte während der Spielzeit auch positive Eindrücke gewinnen. Vor allem, „dass wir es nach einer langen Durststrecke doch noch geschafft haben, uns wieder zurückzukämpfen und uns dadurch ein Endspiel erarbeiten konnten“. Bitter waren vor allem die Spieltage acht bis 13. In dieser Phase ging es für die SG nach vier Pleiten in Folge von Platz vier auf Platz 13 zurück.
Der nächste Teil unseres Rückblicks befasst sich mit den Teams von Platz zehn bis zwölf.