Normalerweise würde sich Emre Bayram an diesem Mittwochabend sicherlich ins Auto setzen, auf den Weg nach Windhagen machen und das erste Aufstiegsrundenspiel zur Bezirksliga Ost zwischen dem SV Windhagen und dem TuS Niederahr anschauen. Schließlich könnte eine der beiden Mannschaften am Wochenende der Gegner des von Bayram trainierten VfB Wissen II sein. Aber aus VfB-Sicht steht erstens noch nicht fest, ob die Zweitvertretung am Samstag überhaupt nach dem letzten Strohhalm in Richtung Bezirksliga greifen kann, und zweitens gibt es zum gleichen Zeitpunkt ein noch wichtiges Spiel mit vereinseigener Beteiligung.
„Das Wichtigste ist, dass unsere erste Mannschaft drinbleibt, und das sage ich nicht nur wegen einer Aufstiegsmöglichkeit für uns.“
Emre Bayram, Trainer VfB Wissen II
Das Wissener Rheinlandliga-Team kämpft im zweiten und entscheidenden Spiel um den Klassenverbleib – und damit hängt direkt auch zusammen, ob die Reserve Teil der Dreierrunde werden darf. Nur wenn Wissen drin bleibt, kann sich die Zweitvertretung am Samstag mit Windhagen oder Niederahr messen. Andernfalls würde der Tabellendritte der Kreisliga A1, der SV Niederfischbach, nachrücken.

„Das Wichtigste ist, dass unsere erste Mannschaft drinbleibt, und das sage ich nicht nur wegen einer Aufstiegsmöglichkeit für uns. Wir drücken fest die Daumen“, betont Emre Bayram, der aus der Enttäuschung über das verlorene Entscheidungsspiel gegen die SG Herschbach/Girkenroth/Salz um den ersten Platz und die damit verbundene verpasste direkte Aufstiegschance keinen Hehl macht.
Mockenhaupt lässt „normal durchtrainieren“
Nur zwei Tage danach konnten sich die Siegstädter mit dem Gewinn des Kreispokals das gute Gefühl zurückholen. Aus dem Finale gegen den VfB Niederdreisbach brachte man ein paar angeschlagene Spieler mit, die für den Fall der Fälle bis Samstag wieder fit sein sollen.
In Wartestellung befindet sich der SV Niederfischbach, der der Nutznießer eines Wissener Rheinlandliga-Abstiegs wäre. „Wir haben die vergangene Woche normal durchtrainiert“, berichtet Trainer Jörg Mockenhaupt. Ob noch eine Donnerstag-Einheit ansteht, hängt davon ab, was am Mittwoch in Wissen passiert.
Offensivgefahr auf beiden Seiten
Ganz losgelost von diesen Eventualitäten sind Windhagen und Niederahr, die den ersten von drei Spieltagen bestreiten. Mit 90 (Windhagen) und 93 Saisontoren (Niederahr) haben beide Mannschaften ihre Offensivgefahr schon zu Genüge unter Beweis gestellt. „Wir haben natürlich Respekt vor Niederahr, aber sie haben in dieser Saison auch alle drei Spiele gegen Mannschaften aus unserer A-Klasse verloren. Das sind vielleicht Indizien, hat aber nichts zu bedeuten“, sagt SV-Trainer Enes Özbek.
Der letzte Ligaspieltag hat ihm vor Augen geführt, wie unberechenbar der Fußball sein kann, als Windhagen gegen die SG Puderbach/Urbach-Dernbach/Daufenbach/Raubach über ein Unentschieden nicht hinauskam und an der Tabellenspitze der SG Vettelschoß-St. Katharinen den Vortritt lassen musste. „Das hat wehgetan. Ich glaube nicht, dass das Spiel ohne den Platzverweis gegen uns in die Hose gegangen wäre“, ergänzt Özbek.
„Auch wenn wir den Aufstieg nicht schaffen, dreht sich das Rad in Niederahr weiter.“
Jonas Pörtner, Spielertrainer TuS Niederahr
Er sieht einen möglichen mentalen Vorteil beim Gast: „Während wir den Aufstieg am letzten Spieltag verloren haben, hat Niederahr das positive Gefühl, in die Aufstiegsrunde nachgerückt zu sein.“ Möglich wurde das durch die „Aufstiegssperre“ gegen die SG Hundsangen/Steinefrenz-Weroth II, da deren erste Mannschaft bereits in der Bezirksliga spielt.

Niederahrs Trainer Jonas Pörtner teilt Özbeks Einschätzung. „Wir können auf jeden Fall befreiter aufspielen. Der Druck liegt bei Windhagen. Ich sehe uns in dieser Runde in der Außenseiterrolle. Diese beiden Spiele werden ein Bonbon für unser Team.“ Auf Niederahr kommt eine Umstellung zu. In der Kreisliga A3 gab es kaum ein Team, das die Qualität der Windhagener besaß. „Wir haben im Pokal und in Testspielen den Unterschied gespürt. Unsere Staffel war deutlich schwächer. Auch wenn wir den Aufstieg nicht schaffen, dreht sich das Rad in Niederahr weiter. Wir hatten vor der Saison einen größeren Umbruch, werden jetzt wieder einen haben“, kündigt Pörtner an. „Die Welt bleibt auch als A-Ligist in Ordnung.“