Bezirksliga Westfalen: Hektische Schlussphase in Obersetzen - Schlabach fliegt, Schiedsrichter geht
Hektische Schlussphase endet abrupt: Abbruch in Obersetzen macht SG Mudersbach sprach- und ratlos
Die Rote Karte gegen Mudersbachs Trainer Timo Schlabach war nur der Startschuss zu einer hektischen Schlussphase. Foto: M. Böhmer/balu
Manfred Böhmer

Dieses Spiel in der Bezirksliga Westfalen 5 zwischen dem SV Setzen und der SG Mudersbach/Brachbach hatte außergewöhnlich viel zu bieten. Schon bis zur Schlussviertelstunde fielen sechs Treffer. Doch was dann geschah, lieferte viel mehr Gesprächsstoff und hinterließ bei den Verantwortlichen der Gäste aus Mudersbach und Brachbach Sprach- und Ratlosigkeit.

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Was war geschehen? „Der Schiedsrichter hat das Spiel in der Nachspielzeit der zweiten Halbzeit abgebrochen. Wieso, weshalb, warum? Das kann ich nicht sagen“, fasste SG-Trainer Timo Schlabach am Abend nach dem Spiel kurz und bündig zusammen. Doch was bewegte den Unparteiischen Lukas Angermann zum Abbruch? Bereits in der Vorschau zum Spiel sprach Schlabach davon, dass er ein „Kampfspiel“ erwartet. „Das ist eben Abstiegskampf“, sagte er. Dass dieser Abstiegskampf in einem Abbruch endete, daran dachte er aber sicherlich nicht.

Der SG-Trainer sprach hinterher von „einem hektischen Spiel von Anfang an“. Bereits in der ersten Halbzeit habe es für beide Seiten „unglückliche Entscheidungen“ gegeben. In Durchgang zwei sei dem Schiedsrichter das Spiel „dann aus der Hand geglitten“. Auch Mudersbachs Sportlicher Leiter Christian Scheurer nahm dies so wahr: „Das waren nicht nur Entscheidungen gegen uns, auch Setzen fühlte sich benachteiligt. Das ging dann auch so weit, dass der Heimtrainer den Schiedsrichter auf dem Weg in die Kabine verfolgte und ihm klar machte, dass er nicht zufrieden sei.“

Mudersbach führt vor der Schlussphase mit 4:2

Und so bemerkte Scheurer eine „veränderte Linie“ im zweiten Durchgang. Eine Linie, die sich mehr und mehr gegen die Gäste richtete. „Dieser Job ist alles andere als dankbar“, weiß Scheurer um die Schwierigkeiten, gerade bei einem Derby, ergänzt aber: „Da wurden Entscheidungen getroffen, wo wir uns klar benachteiligt gefühlt haben.“

Zu diesem Zeitpunkt lagen die Gäste mit 4:2 in Führung. Die frühe Setzener Führung durch Patrick Schmidt (7.) drehten Mudersbachs Nico Stettner (10.) und Kai Pfeifer (21.). Nachdem Anis Soltani ausglich (31.), ging Mudersbach durch ein Eigentor von Setzens Nick Moritz Höh (44.) erneut in Führung und baute den Vorsprung nach Wiederanpfiff durch Jan Pfeifer sogar noch aus (56.).

Rote Karte gegen Timo Schlabach läutet Krimi mit mehreren Akten ein

Alles gut soweit? Mitnichten. Scheurer rekapituliert im Gespräch die letzte Viertelstunde. Zunächst wurde SG-Trainer Schlabach mit Rot des Feldes verwiesen. „Wir haben Einwurf, Timo will das Spiel schnell machen, ein Setzener Spieler rennt dazwischen und die beiden kommen sich ins Gehege. Unser Trainer sieht die Rote Karte“, sah Scheurer diese Entscheidung bereits als viel zu hart an. Nachdem Max Hermes den 3:4-Anschlusstreffer besorgte (78.), „gipfelte“ (O-Ton Scheurer) die Ungerechtigkeit in einem Strafstoßpfiff in der 90. Minute. „Selbst die Setzer wussten nicht, wofür es Elfmeter gab“, so Scheurer, der die Szene wie folgt erklärt: „Unser Spieler köpft den Ball weg, touchiert in der Landung wohl leicht den Gegner, dieser fällt um – Elfmeter.“

Das war es aber noch lange nicht in diesem Abstiegskrimi. Eine für Scheurer „komplett überzogene Nachspielzeit“ von sieben Minuten führte diesen Krimi zum Höhepunkt hin. Scheurer erklärt: „Bei einem Angriff bekam ein Spieler von uns einen Schlag gegen den Solarplexus und krümmte sich auf dem Boden. Das Spiel läuft weiter, wir klären den Ball zur Ecke, auf einmal gibt es erneut Elfmeter.“

Schiedsrichter verschwindet zweimal ohne Kommentar

Doch zu dieser Ausführung des zweiten Strafstoßes kam es nicht mehr. „Die Emotionslage war angespannt, natürlich mit völligen Unverständnis von unseren Spielern und Fans. Ein Großteil von uns kümmerte sich um den am Boden liegenden Spieler. Es waren zig Menschen auf dem Feld“, rekapituliert Scheurer die undurchsichtige Situation.

Und plötzlich pfiff der Schiedsrichter, formte laut Scheurer mit den Händen ein „T“ und ging ohne Kommunikation in die Kabine. Spieler und Fans beider Lager blieben ratlos zurück. Die Mudersbacher Seite beratschlagte sich dann, wie mit der Situation umgegangen werden sollte. Als die Beratschlagung noch lief, tauchte Schiedsrichter Angermann erneut auf, pfiff abermals, formte mit den Armen dieses Mal ein erkennbares „X“, brach das Spiel ab und verschwand wieder in der Kabine.

Mudersbach bekommt Spielbericht über Whatsapp

Laut Scheurer suchte Harald Link, der Vorsitzende der Mudersbacher, dann zusammen mit einem Verantwortlichen der Gastgeber das Gespräch mit Angermann in der Schiedsrichterkabine. Doch der junge Referee wollte sich nicht äußern. Zur Verwunderung der Verantwortlichen war auch bereits der Spielbericht abgeschickt, ohne dass die Vereine einen Blick darauf werfen konnten. Scheurer bekam diesen erst nachträglich als Screenshot per Whatsapp zugesendet. Dort soll es heißen, dass es nach dem zweiten Elfmeterpfiff zu einer Rudelbildung gekommen sei. Zudem soll sich Angermann bedroht gefühlt haben. Ebenso soll die Gastmannschaft signalisiert haben, nicht mehr weiterspielen zu wollen.

Für Scheurer unverständlich: „Sicherlich sind Worte gefallen wie 'da brauchen wir ja nicht mehr weiterspielen', aber es fand doch überhaupt keine Kommunikation mit uns statt. Ich erwarte schon, dass ein Bezirksliga-Schiedsrichter seine Entscheidungen zumindest mit den Kapitänen kommuniziert. Ich hab mich extra noch einmal versichert, das war nicht der Fall. Auch eine Rudelbildung oder Bedrohungslage konnte ich – jedenfalls von der gegenüberliegenden Seite – nicht wahrnehmen. Unsere Leute waren ohnehin in der Nähe unserer Bank, und die Spieler von Setzen waren an ihrer Auswechselkabine.“

Wurde das Stopp-Konzept angewendet? Wie geht es weiter?

Dass es sich bei dem von Scheurer zuerst wahrgenommenen „T“ vermutlich um das neu eingeführte „Stopp-Konzept“ handelte, bleibt für den Sportlichen Leiter weiter nur Vermutung. „Ich habe es noch nie gesehen, aber es war eben mehr ein T als ein X. Zumal sich die Spieler dann auch in ihre Strafräume zurückziehen sollen. Das war aber nicht der Fall. Wie gesagt: jede Mannschaft stand mehr bei den eigenen Auswechselkabinen. Man kann also nicht sagen, dass ein Stopp-Konzept angewendet wurde.“

Somit wird der Krimi in Obersetzen weitergeführt. Und das nicht auf dem Feld, sondern fortan am Grünen Tisch. „Ich weiß nicht wie entschieden wird. Ich kann mir alles vorstellen“, bleibt Scheurer ähnlich ratlos zurück, wie Spieler und Fans am Sonntagnachmittag in Obersetzen. Fortsetzung folgt...

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