Ruppach-Goldhausen. Als Schiedsrichter Boris Stoeber nach 93 Minuten das Derby in der Fußball-Bezirksliga Ost zwischen der SG Ahrbach/Heiligenroth/Girod und dem TuS Montabaur abpfiff, war die Erleichterung bei den Anhängern der heimischen SG groß. Sie ballten die Fäuste, jubelten laut und herzten sich. Denn die Elf des Trainerduos Zvonko Juranovic und René Reckelkamm hatte in einer Begegnung mit drei Elfmetern gerade mit 3:1 (1:0) gewonnen und so drei wichtige Zähler im Kampf um den Klassenverbleib gesammelt.
Das Spiel auf dem satten, aber durch den Regen vor allem tiefen Grün in Ruppach-Goldhausen begann gut für die Hausherren. Mario Marijanovic klaute Montabaurs Joel Klein im Spielaufbau den Ball und steuerte alleine in Richtung Strafraum der Gäste. Dort angekommen, zog er noch einmal auf und wurde am Standbein von einem grätschenden Gegenspieler strafbar erwischt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Jannik Sturm sicher ins Eck (13.).
Falsche Regelauslegung des Schiedsrichters?
Die Ahrbacher konzentrierten sich in der Anfangsphase auf eine kompakte Defensive und versuchten immer wieder, nach Ballgewinnen durch Unsauberkeiten des Gegners schnell umzuschalten. Die Gäste aus der Kreisstadt hatten zunächst mehr Ballbesitz, fanden gegen dicht gestaffelte Gastgeber jedoch keine Lücken. Letztlich blieb meist nur ein langer Schlag aus der Abwehrkette heraus, der die Ahrbacher Defensive aber vor keine Herausforderungen stellen sollte. Waren die Hausherren mal aufgerückt und unsortiert, brachte die TuS selbst zu wenige Spieler nach vorne. Die beste Chance verbuchte Rico Brenner, als er nach schönem Zuspiel von Jannis Pfau vom Mittelkreis an alleine auf SG-Schlussmann Florian Weimer zulief. Vielleicht hatte der TuS-Torjäger zu viel Zeit zum Überlegen, er entschied sich für einen Heber, den Weimer entschärfen konnte (16.).
Fünf Minuten vor dem Seitenwechsel sollte Brenner dann aber doch noch jubeln – allerdings nicht lange. Nach einem Foulspiel von Dominik Laux an Pfau entschied Schiedsrichter Stoeber erneut auf Strafstoß. Brenner trat an und verlud Weimer. Der Montabaurer Jubel wurde von einem Pfiff Stoebers jäh beendet. Ein Mitspieler Brenners sei zu früh in den Strafraum gelaufen. Eine Fehlentscheidung respektive falsche Regelauslegung des Unparteiischen, denn die Regel gibt es so nicht mehr. In diesem Fall wiederholt werden muss ein Strafstoß nur, wenn ein Mitspieler des Schützens durch ein Vergehen den Torhüter eindeutig beeinträchtigt oder der fehlbare Spieler den Ball spielt oder einen Zweikampf um den Ball führt und dann ein Tor erzielt oder zu erzielen versucht oder eine Chance kreiert. „Da hatten wir Glück“, gestand auch Reckelkamm hinterher. Umso bitterer für Brenner und den TuS wurde der Pfiff, da Weimer den zweiten Versuch des TuS-Stürmers – in dieselbe Ecke – hielt.
Kiesel erzielt den Ausgleich vom Punkt
Nachdem es Mert Korkmaz mit dem Halbzeitpfiff aus spitzem Winkel verpasst hatte, die Ahrbacher Führung auszubauen, ahnte Reckelkamm Böses. „Wir haben unsere Möglichkeiten nicht klar genug ausgespielt, machen die Dinger nicht – dann rächt sich das meistens. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison“, sagte der Trainer über die Korkmaz-Möglichkeit und vor allem auch über mehrere Torchancen in der zweiten Halbzeit. Zunächst einmal kam jedoch Montabaur in den ersten 15 Minuten des zweiten Durchgangs deutlich präsenter aus der Kabine. „Ihr seid gut drin“ und „Wir sind da“, versuchte Trainer Markus Kluger, die Seinen zum Ausgleich zu peitschen.
Und gerade als die Ahrbacher das Spiel wieder ein wenig vom eigenen Tor weg verlagerten und durch Laux zweimal (53., 65.) – nach einer weiten Freistoß-Hereingabe in den Strafraum – das 2:0 verpassten, fiel der Ausgleich. Abermals durch einen Foulelfmeter. Ahrbachs Innenverteidiger Joshua Kap kreuzte den Laufweg von Pascal Lind, der gerade auf dem Weg aus dem Strafraum heraus war, und brachte seinen Gegenspieler zu Fall. Der zur Halbzeit eingewechselte Luis Kiesel verwandelte den Strafstoß zum 1:1 (71.).
Emre Sayan macht den Deckel auf die Partie
Doch die Juranovic/Reckelkamm-Elf schüttelte sich kurz und wollte den Sieg in der Schlussphase mehr. Während es Enes Murati nicht schaffte, den Ball aus spitzem Winkel aus wenigen Meter ins verwaiste Tor zu schieben (74.), war es Korkmaz, der sich im Laufduell gegen Fabian Schupp durchsetzte und vom Strafraumeck mit einem satten Schuss in den Winkel zur erneuten Ahrbacher Führung traf (77.). Und nachdem Korkmaz mit einem nicht minder sehenswerten Schuss die Latte traf, entschied der eingewechselten Emre Sayan das Derby. Nach einem langen Dribbling nahezu über das ganze Feld fand Jan Christian Weber gegen aufgerückte Gäste im Zentrum Sayan, der nach einem Doppelpass mit Korkmaz überlegt ins Eck zum 3:1-Endstand einschob (89.).
„Am Ende hat es sich ausgezahlt, dass wir mehr in dieses Spiel investiert haben.“
Zvonko Juranovic, Trainer der SG Ahrbach
„Es war, wie im Vorhinein erwartet, ein kampfbetontes Spiel“, bilanzierte Kluger. „Ich finde, wir hätten ein Punkt verdient gehabt, aber wer die Tore macht, gewinnt eben. Es waren zwei tolle Tore von Ahrbach.“ Warum Montabaurs erster Elfmeter wiederholt wurde, konnte der TuS-Trainer nicht nachvollziehen. „Das hatte aber auch nichts mit dem Endergebnis zu tun“, fand er. Wie sein Mit-Trainer Reckelkamm hatte sich auch Juranovic eine frühere Entscheidung gewünscht. „Am Ende hat es sich ausgezahlt, dass wir mehr in dieses Spiel investiert haben“, war auch er, wie die Ahrbacher Anhängerschaft, erleichtert.
SG Ahrbach/H./G. – TuS Montabaur 3:1 (1:0)
SG Ahrbach/Heiligenroth/Girod: Weimer – Weber, Kap, Laux, Schmidt – Turan, Amelong (72. Murati) – Sturm (80. Sayan), Marijanovic, Rausch (90. Muth) – Korkmaz.
TuS Montabaur: Fasel – F. Schupp, Görg, Hoffmeyer (46. Kiesel), Reschke – Klein, Lind – Gross (63. Fichtner), Rixen, Pfau – Brenner (75. Griesche).
Schiedsrichter: Boris Stoeber (St. Sebastian).
Zuschauer: 100.
Tore: 1:0 Jannik Sturm (13., Foulelfmeter), 1:1 Luis Kiesel (71., Foulelfmeter), 2:1 Mert Korkmaz (77.), 3:1 Emre Sayan (89.).
Besonderheit: Ahrbachs Torhüter Florian Weimer hält einen Foulelfmeter, der zuvor aufgrund eines verfrühten Hereinlaufens eines Mitspielers wiederholt werden musste, von Rico Brenner (41.).