„Wir haben ein tolles Fußballspiel gesehen und erkannt, warum beide Teams Zweiter in ihren Staffeln wurden“, schwärmte Shayne Hunder. Der Trainer des Vizemeisters der Kreisliga A 4 wirkte nach der 2:3 (1:2)-Niederlage gegen die Gäste aus dem Kreis Westerwald/Sieg nicht wie ein Unterlegener.
Das hat einen Grund. „Vielleicht wird die Runde ja noch abgebrochen. Die Wahrscheinlichkeit ist nicht gering“, ging er auf die nach wie vor unklare Situation in den höheren Spielklassen ein, die erhebliche Auswirkungen auf das Aufstiegsprozedere bis hinunter zur C-Klasse hat. Die Kombinierten aus dem Taunus haben jedenfalls – anders als ihre beiden Gegner in der Dreierrunde – noch ein Ass im Ärmel: Ein Abbruch der Runde würde Dahlheim aufgrund des guten Punktequotienten in die Bezirksliga spülen. Nach der Heimniederlage müssen Hunder und Co. fast schon darauf hoffen. Die Ausgangslage ist jedenfalls trotz einer guten Leistung alles andere als verheißungsvoll.
Zähneknirschen bei Hunder
Bei Hunder klang nach dem Abpfiff Zähneknirschen durch: „Wir sind bis vor kurzem davon ausgegangen, dass die Quotientenregelung angewendet wird und es keine Aufstiegsrunde gibt. Wenn das durch den Verband klarer herausgekommen wäre, hätten wir in den letzten Punktspielen die Kräfte verteilt.“ Die seit geraumer Zeit auf der Homepage des Fußballverbandes Rheinland (FVR) veröffentlichte und ausführlich abgebildete Auf- und Abstiegsregelung stellt die möglichen Szenarien für die A-Ligisten indes eindeutig klar.
„Kleinigkeiten haben das Spiel entschieden“, merkte der SG-Coach an. Ausgerechnet in dieser wichtigen Partie kassierten die Dahlheimer Gegentore, die sie sich in dieser Art normalerweise nicht einhandelten, und sie ließen Möglichkeiten ungenutzt, die sie in der Punktrunde traumwandlerisch sicher verwerteten. Neben den beiden Toren nach Standardsituationen durch Luca Stein (2.) zum 1:0 und Chris Lubitz (60.) zum 2:3 scheiterten zweimal Julian Becker (45.+2, 83.) und Tobias Müller (63.) für Dahlheim am Aluminium. „Wir haben darauf spekuliert, dass Niederfischbach am Ende etwas die Luft ausgeht“, erklärte Hunder.
Die „Adler“ bestritten am Freitagabend ihr Kreispokalfinale über 120 Minuten plus Elfmeterschießen und mussten nun obendrein ab der 78. Minute in Unterzahl agieren. Der souveräne Schiedsrichter Thomas Höfer zeigte Benjamin Krüger nach einer Notbremse Rot. Die Gastgeber drückten danach, kamen aber nicht mehr zum Ausgleich.
Gäste sind spielerisch stärker
„Wir waren heute die glücklichere Mannschaft. Das Spiel hätte in beide Richtungen ausgehen können“, sagte SVN-Co-Trainer Timo Wüst, der den im Urlaub in Griechenland weilenden Cheftrainer Jörg Mockenhaupt vertrat, nach der abwechslungsreichen Partie. „Uns haben sechs Spieler gefehlt, wir sind mit vier A-Jugendlichen angereist. Heute hat man gesehen, was in der Mannschaft steckt.“
Spielerisch waren die Gäste stärker, und sie hatten in Person des wuchtigen Konstantin Gegelmann einen Akteur in vorderster Reihe, der es prächtig verstand, die Bälle zu behaupten und zweimal zu versenken. In der 10. Minute traf er zum 1:1 und in der 56. Minute zum 1:3. „Da schienen wir die Partie im Griff zu haben“, mutmaßte Wüst.
SG-Schlussmann Max Rosenbach vereitelte gegen Simon Langenbach das 1:4. Stattdessen sorgte Lubitz' Kopfballtreffer den 2:3-Anschluss aus Sicht der Heimelf, der sich bei einigen der vielen Steilpässe aussichtsreiche Räume boten. Der Ausgleich gelang jedoch nicht mehr.
Griff zum Telefon wird nötig
Diese Aufstiegsrunde mit Gegnern, die sich kaum kennen, hat etwas von einem „Blind Date“. „Ich werde in den nächsten Tagen ein paar Telefonate führen und mich über die SG Weißenthurm informieren. Man verfügt aus den ganzen Jahren ja über ein gutes Netzwerk. Weißenthurm dürfte einen kleinen Vorteil haben. Ich gehe davon aus, dass sich jemand von ihnen unser Spiel angesehen hat“, sagte Hunder im Hinblick auf die zweite Partie seiner Mannschaft in der Aufstiegsrunde am Sonntag ab 15 Uhr beim Zweiten der A-Klasse-Staffel 2.
Der SV Niederfischbach hat sich mit dem Sieg derweil etwas Pause und ein mögliches Endspiel am Mittwoch auf eigenem Platz gegen Weißenthurm erspielt. Timo Wüsts Worte erinnern fast schon an die Zeiten der Corona-Pandemie: „Wir sind gespannt, ob das Spiel zur Austragung kommt oder ob die Runde bis dahin abgebrochen wird.“ Diesmal ist der Hintergrund aber ein anderer: die Konstellation in den höheren Ligen.
SG Rheinhöhen Dahlheim: Rosenbach – Luca Stein, Klinger, N. Becker, Klein, Jost (59. T. Müller), Lubitz (85. Zils), Hamm (90.+1 Brack), Leon Stein, Köhler (80. L. Müller), J. Becker.
SV Niederfischbach: Latsch – Steffenhagen, Schomers, Gegelmann (85. Krämer), N. Langenbach, Hirth (46. Wagner), S. Langenbach, Civelek (80. Böttcher), Bajorat, Krüger, Otterbach.
Schiedsrichter: Thomas Höfer (Urmitz).
Zuschauer: 210.
Tore: 1:0 Luca Stein (2.), 1:1 Konstantin Gegelmann (10.), 1:2 Tobias Hirth (28.), 1:3 Konstantin Gegelmann (56.), 2:3 Chris Lubitz (60.).
Besonderheit: Rote Karte gegen Niederfischbachs Benjamin Krüger (78., Notbremse).