Der TuS Rheinböllen hat sich von Trainer Rafael Sousa getrennt. Der Tabellenvorletzte der Fußball-Bezirksliga Mitte sah sich nach dem 0:3 am Sonntag gegen den FC Metternich und der dritten Niederlage im dritten Spiel nach der Winterpause zum Handeln gezwungen. Bis zum Saisonende (noch zehn Partien) übernimmt mit Kevin Schneck ein alter Bekannter als Interimstrainer.
Eigentlich sind in der Winterpause schon genug „Trainer-Geschichten“ über den TuS Rheinböllen geschrieben worden. Im Januar verkündeten Rafael Sousa, der seit November 2019 im Amt gewesen ist, und die TuS-Verantwortlichen um Christopher Rott, Sven Pauer und Manuel Röse, dass sich die Wege zum Saisonende trennen würden. Sousa gab kurz danach bekannt, dass er ab dem 1. Juli die SG Viertäler Oberwesel (Tabellenführer Kreisliga A Staffel 6) übernehmen wird. Rheinböllen fand auch schnell einen Nachfolger für Sousa: Ab Sommer übernimmt Tobias Lautz (momentan noch A-Jugendtrainer bei Hassia Bingen, früher unter anderem bei der SG Argenthal).

Keine zwei Monate später kommt nun eine neue Episode im „Trainer-Thema“ beim TuS hinzu. Am Montagabend, einen Tag nach der 0:3-Niederlage gegen den FC Metternich, haben Rott und Pauer Sousa mitgeteilt, dass er ab sofort von seinen Aufgaben entbunden ist. Nach drei Niederlagen in den drei Spielen nach der Winterpause und einem großen Abstand zum rettenden Ufer habe man sich „schweren Herzens“ von Sousa getrennt, sagt Rott: „Das ist uns nicht leicht gefallen, aber wir haben im Sinne des Vereins gehandelt und nicht gegen Rafi. Wir wollen die Saison sauber zu Ende spielen, nach der Negativserie gab es doch untereinander die eine oder andere Querele, aber das ist normal. Wir haben uns gefragt: Machen wir so weiter die letzten zehn Spiele oder ziehen wir einen sauberen Schlussstrich und setzen einen neuen Impuls?“
Sousa akzeptierte die Entscheidung und hegt keinen Groll, wie er sagt: „Die Zeit in Rheinböllen war lang und intensiv, ich hätte es natürlich gerne zu Ende geführt. Es gab sicherlich keinen Bruch zwischen der Mannschaft und mir.“ In der Winterpause hatte Sousa den TuS-Verantwortlichen erklärt, dass er „wenig Bock“ darauf hätte, wenn man die ersten drei Spiele verlieren und dann die Reißleine gezogen würde. So kam es aber nun. „So ist der Fußball eben“, sagt Sousa. Rott wählt die gleichen Worte: „So ist der Fußball. Rafi hat natürlich gefragt: Warum habt ihr das nicht im Winter gemacht? Aber wir wollten an ihm festhalten und die Saison sauber zu Ende führen.“
Schneck war lange raus aus dem Trainergeschäft
Das soll nun Kevin Schneck in Zusammenarbeit mit dem bisherigen Co-Trainer Andy Herdt hinbekommen. Der 41-jährige Münstermaifelder war schon zwischen 2016 und 2018 Trainer in Rheinböllen. Eigentlich sollte er damals beim TuS bleiben, Schneck entschied sich aber nach Saisonende für einen kurzfristigen Wechsel zur SG Vordereifel. Im April 2019 trennten sich die Eifeler von Schneck, danach war er noch kurz beim TuS Düngenheim und bei der SG Nievern tätig. „Als es mit Corona losging, habe ich mich komplett aus dem Trainergeschäft zurückgezogen“, sagt Schneck: „Außer mit meinen Kids war ich auf keinem Sportplatz mehr. Als jetzt der Anruf aus Rheinböllen kam, war ich schon überrascht. Ich habe etwas länger überlegt und nun zugesagt, die Saison gemeinsam mit Andy Herdt zu Ende zu bringen. Aus beruflichen Gründen kann ich nicht immer da sein, werde den einen oder anderen Termin fehlen.“
Einen Teil der Rheinböllener Mannschaft kennt Schneck noch früher. Die Situation im Abstiegskampf als Tabellenvorletzter ist aber fast aussichtslos. Als Tabellenvorletzter hat Rheinböllen auf den rettenden fünftletzten Tabellenplatz sieben Punkte Rückstand. Wenn der Fünftletzte Boppard am Mittwoch im Nachholspiel beim Drittletzten Maifeld-Elztal punktet, wächst der Rückstand sogar an. Nur noch zehn Spiele hat Rheinböllen, am Sonntag ist das erste unter Schneck und Herdt beim Tabellenzweiten FV Rübenach. „Realistisch gesehen, wird es sehr schwierig, noch die Bezirksliga zu halten“, sagt Schneck, der am Donnerstag der Mannschaft vorgestellt wird. Rott sagt über den Interimstrainer: „Wir haben gute Erinnerungen an Kevin, auch wenn er uns damals verlassen hat in Richtung Vordereifel. Ich schätze ihn sehr. Er wird die Runde sauber zu Ende bringen.“
Rheinböllen: Vom euphorischen Aufsteiger zum klaren Abstiegskandidaten
Mit viel Euphorie war Rheinböllen nach dem einjährigen Abstecher in die A-Klasse als souveräner Meister vor der Saison in die Bezirksliga Mitte zurückgekehrt. Das Festhalten an Sousa als Trainer nach dem Abstieg 2023 hatte sich gelohnt. Ordentlich verstärkt ging Rheinböllen die Saison an, niemand sah den TuS als möglichen Abstiegskandidaten. Aber es kam anders, schnell stand Rheinböllen unten drin, die Fehlerhaftigkeit in der Abwehr und die Harmlosigkeit im Angriff ziehen sich durch die Runde und waren auch ausschlaggebend für die drei Niederlagen in den drei Partien nach der Winterpause.
Nun ist das Kapitel Rafael Sousa nach mehr als fünf Jahren beim TuS Rheinböllen beendet. Ob der 35-jährige Sousa noch in der zweiten Mannschaft (B Staffel 9) als Spieler auflaufen wird, wie er es öfter gern gemacht hat, ließ er offen: „Das schließe ich nicht aus, ist aber aktuell nicht geplant. Jetzt freue ich mich darauf, bis zum Saisonende auf ganz vielen Sportplätzen einfach mal Fußball gucken zu können.“