Letzteres ist ein Umstand, über den Oberwinters Trainer Cornel Hirt nicht glücklich ist: „Das ist vom Verband nicht sehr geschickt gelöst.“ Denn in den beiden anderen Bezirksligen stehen die Teilnehmer schon länger fest: der SV Tawern (West) und die SG Westerburg (Ost).
Angesichts der Chancengleichheit wäre es naheliegender gewesen, erst diese beiden Teams gegeneinander spielen zu lassen und den Sieger des Entscheidungsspiels der Gruppe Mitte in der zweiten Partie einsteigen zu lassen. So aber lautet die Partie am Sonntag ab 15 Uhr SV Tawern gegen TuS Oberwinter.
Das Entscheidungsspiel in Andernach hatte in einem Rahmen stattgefunden, der für Siebtligisten selten ist: 1100 Zuschauer hatten sich zum Kunstrasenplatz der SG 99 begeben. Die Parkplatzsituation rund um den Sportplatz war abenteuerlich. Mehrere Ordner mussten die Zuschauer zudem immer wieder bitten, größeren Abstand zum Spielfeld einzuhalten.
Unter den Anwesenden natürlich auch die beiden Mitstreiter in der Aufstiegsrunde: Mehrere Kleinbusse des SV Tawern, dazu eine größere Abordnung von Fahrzeugen mit WW-Nummernschildern, was auf die Westerburger schließen ließ.
Besonderes Spiel für Begen
Für einen Oberwinterer Akteur war es eine besondere Partie: Verteidiger Kadir Mete Begen kickte von 2014 bis 2020 für Andernach, hatte gewissermaßen Heimatgefühle. „Hinzu kommt: Fast auf den Tag genau vor neun Jahren bin ich mit Andernach in die Rheinlandliga aufgestiegen“, freute er sich nicht nur über den Sieg, sondern auch über seine Torvorlage: Eine Ecke von Ebrima Manneh verlängerte er, Islam Reggami vollendete per Volleyschuss zum späten 1:0 (87.).
Hatte Oberwinter drei Tage vorher im letzten Ligaspiel gegen Anadolu durch einen Standard-Gegentreffer den Sieg in der Schlussphase noch aus der Hand gegeben, war der Spieß nun umgedreht. „Wir waren taktisch diszipliniert“, betonte Hirt. Zudem hatte der Jubel des Gegners über den späten Ausgleich vom Sonntag für Zusatz-Motivation gesorgt: „Wir sind mit breiter Brust ins Spiel gegangen“, berichtete Torschütze Reggami der von einem Arbeitssieg sprach: „Wir können es besser, aber heute zählte nichts Anderes.“
Anadolu gehen Stürmer aus
Auf personelle Wechsel hatte Hirt verzichtet. Ganz anders sah es beim SV Anadolu Spor aus, dem in den vergangenen Wochen die Stürmer ausgegangen sind. Armin Jusufi, der am Sonntag vor der Pause verletzt ausgeschieden ist, war auf Krücken dabei, Hüseyin Karalalek saß angeschlagen nur auf der Bank, Edis Ramovic fehlte ganz.
Überraschendes Debüt
Doch hatte Trainer Dzenis Ramovic noch ein überraschendes Eisen im Feuer: Felix Käfferbitz kam zu seinem Saisondebüt für Anadolu. „Das hatte sich vor eineinhalb Wochen schon angedeutet“, verriet der Trainer. Käfferbitz, der bis 2022 für Rot-Weiß Koblenz in der Regionalliga kickte und zuvor für TuS Koblenz in der Oberliga, war in der Hinrunde 2023/2024 noch für den SV Erbach in der hessischen Kreisoberliga Rheingau-Taunus am Ball, seit Jahresbeginn aber vertraglos, sodass eine kurzfristige „Verpflichtung“ möglich war.
Trotz längerer Pause hielt er fast 80 Minuten durch und war auch einige Male gefährlich vor dem gegnerischen Tor aufgetaucht. Einen Pass ins Zentrum von ihm verpasste Mitspieler Talha Levent knapp (24.). „Schade, dass in der Liga das Torverhältnis nicht zählt“, haderte Ramovic – und auch der direkte Vergleich wäre zugunsten Anadolu Spors ausgefallen.
Jederzeit spannend
Im „Nachsitzen“ aber verbuchte Oberwinter ein Chancenplus und erwischte auch den besseren Start, wobei Dieter Paucken im Tor des Gegners mehrfach in höchster Not rettete, so gegen Stephan Gies (9.), Thomas Enke (14.) und Max Blohm (29.), jeweils auf Kosten einer Ecke. Durchgang zwei war nicht mehr ganz so chancenreich, aber zu jeder Zeit spannend.
Zu einigen Disputen kam es nach dem Spiel, da die Emotionen auf beiden Seiten hochgekocht waren. Schließlich sorgten Einsatzkräfte der Polizei dafür, dass sich die beiden Lager in ihre Kabinen zurückzogen, Anadolu Spor ins Erdgeschoss des Vereinsheims, Oberwinter in die erste Etage.
Keiner nimmt Urlaub
„Wir können trotzdem auf eine erfolgreiche Saison zurückblicken, in der wir einiges an Rückschlägen weggesteckt haben“, fasste Ramovic zusammen. „Unser Plan war es, Platz zwei zu sichern, um die Aufstiegs-Chance zu wahren“, sagte Begen zurückblickend: „Daher hat sich auch niemand Urlaub genommen, wir bestreiten die Aufstiegsrunde mit dem kompletten Kader.“ Und die Euphorie nach dem Sieg am Mittwochabend dürfte beim Regenerieren vor der Partie am Sonntag in Tawern allemal helfen.
TuS Oberwinter – Anadolu Koblenz 1:0 (0:0)
Anadolu Spor Koblenz: Paucken – Golz, Hetko, Sari (88. Boyraz), D. Jusufi – Buhler, Karaman, Miles (88. Kemo Faljic), Levent (86. Khalid) – Aga, Käfferbitz (78. Kerim Faljic).
TuS Oberwinter: Fachinger – Bollig, Koll, K. M. Begen, Meiswinkel – Spahn, Gies (90.+4 Röder / 90.+7 Sidibe Arama) – Manneh, Reggami, Blohm (69. Sylla) – Enke.
Schiedsrichter: Jason Lieser (Hetzerath).
Zuschauer: 1100.
Tor: 0:1 Islam Reggami (87.).
So geht’s weiter: SV Tawern – TuS Oberwinter (So., 15 Uhr).