Die Zuschauer jubelten frenetisch, riefen lauthals „Nico, Nico“ und die Müdener Fußballer legten in ihrer Freude über dieses Ereignis der seltensten Art gleich noch einen Tick drauf. Und Wellems sagte selbst: „Das ist unfassbar, in der Bezirksliga habe ich noch nie getroffen und auch vorher eher nicht. Das war das richtige Ding für eine kräftige Weihnachtsfeier gleich.“ Grund, auf der Feier in der Moselkerner Elztal-Halle nicht ins Glas zu spucken, hatte aber nicht nur der 22-jährige Linksverteidiger, die gesamte Mannschaft hatte sich gegen die Mülheimer Rheinlandliga-Reserve von einer ihrer besten Seiten gezeigt. Vom Anpfiff weg machte Müden, das zuvor zwei Spiele verloren hatte, mächtig Dampf, setzte den fast durchgehend mit 18-jährigen Spielern besetzten Gegner vehement unter Druck und kam schnell zum Erfolg. Tobias Viertl nahm einen langen Ball von Marc Thönnes auf und vollendete zum 1:0 (6.). Auch danach war vom Gast nicht viel zu sehen. Den ersten Schuss aufs Müdener Tor gab Jan Schlauß in der 21. Minute ab, zuvor hatte sein Mitspieler Christoph Fritsch noch einen Ball von Markus Thönnes von der Linie gekratzt (13.) und seiner Elf so den 1:0-Pausenstand bewahrt. Ansonsten verlor das Spiel vor dem Kabinengang etwas an Schwung. Bei Müden hatten sich so allmählich leichte Nachlässigkeiten eingeschlichen, mit denen Mülheim-Kärlich II aber nichts anzufangen wusste.
Nach dem Seitenwechsel ging es dann aber so richtig los. Zuerst hämmerte Viertl freistehend einen Ball in den Nachthimmel (47.), dann machte Schmitt es ihm nach (48.), bevor Markus Thönnes eine Viertl-Ecke mit dem Kopf zum 2:0 einlochte (49.). Wenig später hatten aber auch die Gäste vom Rhein getroffen. Von Benjamin Schnorpfeil nicht regelgerecht am Torschuss gehindert, verwandelte der gefoulte Christoph Rönz den fälligen Elfmeter sicher zum 1:2 (55.). Nur kurz darauf erwartete man auf Mülheimer Seite erneut den Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Ralf Volk. Erneut war Rönz der beteiligte Spieler. Der Pfiff blieb zum Glück für die Heimelf aber aus. Manch anderer Unparteiischer hätte das geahndet. Müden brachte das aber nicht aus dem Takt – im Gegenteil. Spielertrainer Andreas Oberreiter setzte sich über rechts durch und hämmerte die Kugel mit einem sehenswerten Schuss vom Strafraumeck zum 3:1 in den langen Winkel (60.). Viertl legte dann gleich mit einem Doppelpack zum 4:1 (62.) und 5:1 (67.) nach. Dann setzte Müdens erst vor vier Tagen 19 Jahre alt gewordener Youngster Carsten Konzer, der eine ganz starke Partie spielte, Schmitt ideal in Szene. Der Angreifer scheiterte aber an Gästekeeper Daniel Hüneke (79.). Auf der anderen Seite flogen Bälle von Ali Ayari (80.) und Rönz (85.) knapp über das von Florian Bauer gehütete Müdener Tor.
Wie bereits bekannt setzte Wellems dann den zu feiernden Schlusspunkt aus einheimischer Sicht. Oberreiter zeigte sich nach dem Ende nicht nur ob seines ersten Saisontors begeistert. „Da habe ich frustmäßig einfach abgezogen und ihn freigemacht. Ansonsten können wir jetzt beruhigt in die Pause gehen. Wir haben uns unsere Weihnachtsfeier von Mülheim-Kärlich nicht kaputt machen lassen, weil wir nach der Pause gnadenlos zugeschlagen haben.“
Sein Kollege Zlatibor Sasic war natürlich nicht so gut gelaunt: „So ein Auftritt von uns funktioniert im Seniorenbereich nicht. Die ersten Minuten jeder Hälfte haben wir jeweils komplett verschlafen. Vielleicht waren wir da schon bei unserer Weihnachtsfeier.“ Ob die dann so freudig startete wie gewiss die beim Sieger vom Müdener Berg, darf bezweifelt werden. Müden machte durch den Sieg zwei Tabellenplätze gut und überwintert mit 24 Punkten auf Platz fünf. Mülheim-Kärlich liegt einen Rang und einen Zähler dahinter.