Argenthal hat nun als Tabellenzehnter 13 Punkte und vier Zähler Vorsprung auf die Abstiegszone, die beim Lokalrivalen TuS Rheinböllen (13.) beginnt. Der TSV Emmelshausen ist nach dem Mayener 2:0 gegen Weitersburg und dem Maifeld-Elztaler 2:2 gegen Anadolu Koblenz auf den vorletzten Tabellenplatz 15 abgerutscht.
Die Alarmglocken schrillen bei TSV-Trainer Christoph Karakassidis nicht nur wegen des Absturzes im Klassement. Auch die personelle Situation macht ihm zu schaffen. Vor zwei Wochen beim 1:3 in Kobern beim SV Untermosel hatte der Trainer nach kurzfristigen Absagen nur 13 Mann. Nun das gleiche Spielchen vor dem Spiel in Argenthal. „Am Morgen haben sich sechs Mann krank oder nicht einsatzfähig abgemeldet“, sagt Karakassidis. Fabian Nass, Jonas Bersch, Luca Boos, Alexander Bardtke, Paulo Pinto und Jason Geier mussten passen.
Mit 13 Mann trat der TSV die Reise nach Argenthal an, den einzigen Wechsel führte Karakassidis erst in der Nachspielzeit durch. Auf dem Papier stehen beim TSV 26 Akteure, die Hälfte war beim wichtigen Derby in Argenthal nicht dabei. Vier Tage vorher, beim 1:3 gegen Rheinlandligist Immendorf im Pokal, standen noch 20 Mann zur Verfügung. Irgendwas läuft schief beim einst ruhmreichen TSV, das weiß auch Karakassidis: „Wir müssen uns aus dem Dreck jetzt ziehen, und ich muss versuchen, dass wir ein paar Spieler im Winter noch mobilisiert bekommen.“
Die Emmelshausener Leistung in Argenthal ist eigentlich in einem Satz abgetan: Spielerisch ganz gefällig, aber völlig harmlos. Kapitän Ozan Inal gab nach 80 Minuten den ersten Torschuss auf das Gehäuse von SG-Keeper Leon Roth ab. „Hinten haben wir Erfahrung, vorne fehlt die uns völlig, das ist die Zeche, die wir momentan zahlen müssen, unser Offensivspiel war leblos, die Zielstrebigkeit nach vorne hat völlig gefehlt“, sagte Karakassidis.
Der Argenthaler Plan ging jedenfalls auf. „Wir wollten den TSV relativ weit kommen lassen, um dann zwei, drei Nadelstiche zu setzen“, sagte Argenthals Spielertrainer Simon Peifer, der nach acht Partien Verletzungspause wieder von Beginn an mitwirkte und sein Comeback mit dem Treffer zum 3:0 krönte (86.). Nach einem TSV-Fehler im Spielaufbau sah Peifer, dass Gäste-Keeper Marcel Ackermann zu weit vor seinem Kasten stand und hob den Ball aus 45 Metern ins Netz.
Den Argenthalern fiel nach vorne auch wenig ein, ihre guten Offensivaktionen waren an einer Hand abzuzählen, aber das reichte für drei Tore. Entscheidender Mann bei der SG war Linksaußen Daniel Römer. Beim 1:0 wurde er perfekt steil geschickt von Nico Wilki, alleine vor Ackermann schloss Römer platziert mit seinem schwachen rechten Fuß ab (20.). Beim 2:0 überlief Römer mit einem 50-Meter-Solo die komplette rechte TSV-Seite, seinen Querpass traf Jonas Melsheimer nicht richtig, aber dahinter lauerte Wilki und schob ins leere Tor ein (74.).
Zwischen beiden Treffern passierte nichts, nur Schiedsrichter Michael Kausch brachte nach 63 Minuten etwas Farbe ins Spiel. SG-Innenverteidiger Silas Bast zögerte beim Stand von 1:0 zu lange bei der Ausführung eines Freistoßes an der Mittellinie, Kausch zeigte Bast wegen Zeitspiels die Gelbe Karte. Das Problem: Bast hatte zehn Minuten zuvor schon Gelb gesehen. Unter dem Ärger der Argenthaler musste er runter. „Das war eine kleinliche Entscheidung von mir“, gab der Bruttig-Fankeler Kausch zu: „Ich hatte nicht gecheckt, dass Bast schon Gelb hatte.“ Beim Spiel in Weitersburg am Sonntag muss Bast nun zuschauen.
Dass der TSV noch gut eine halbe Stunde in Überzahl agierte, fiel nicht auf, zu harmlos agierten die Emmelshausener. Die Argenthaler erhöhten in Unterzahl wie beschrieben durch Römer und Peifer auf 3:0, Ozan Inal per Foulelfmeter (Torwart Roth foulte TSV-Abwehrmann Frank Adu) betrieb noch Ergebniskosmetik (90.). Nach einem Foul des am Ende kaum zu haltenden Römer (Peifer: „Unser bester Mann heute“) sah TSV-Rechtsverteidiger Anzim Adijabi in der Nachspielzeit auch noch Gelb-Rot. „Noch einer weniger, hoffentlich bekommen wir am Sonntag im Derby gegen Boppard elf Mann zusammen“, sagte Karakassidis, der in diesen Tagen um seinen Job beim TSV nicht zu beneiden ist.
Argenthal: Roth – Bast, L. Schulzki, M. Schulzki – Lorenz (61. Thiele), Wilhelm (90.+3 Paul), Backes, Melsheimer (82. Heyer) – Peifer (88. Vogt), Wilki, Römer.
Emmelshauen: Ackermann – Anzim Adjibabi, Scheid, Adu, C. Reuter – Eral (90.+2 Akodere Adjibabi), Wunderlich, Kasper, Mol – O. Inal, Alhaj.
Schiedsrichter: Michael Kausch (Bruttig-Fankel); Zuschauer: 275. Tore: 1:0 Römer (20.), 2:0 Wilki (74.), 3:0 Peifer (86.), 3:1 O. Inal (Foulelfmeter, 90.).
Besonderheiten: Gelb-Rot für Bast (Argenthal, 63.) und Anzim Adijabi (Emmelshausen, 90.+3).