Wenn der Rhein-Hunsrück-Kreis und der Kreis Cochem-Zell im Bundesland Bayern liegen würden, dann hätten die Amateurkicker am vergangenen Freitag zum ersten Mal mit 20 Personen normal und mit Kontakt trainieren können. Auf Druck des bayrischen Fußballverbandes hat das Bundesland Bayern diese große Lockerung beschlossen. Im Konkreten dürfen alle Fußballer aller Altersklassen bei einer Inzidenz in ihrem Landkreis unter 50 wieder normal mit bis zu 20 Personen trainieren. Bei einer Inzidenz unter 100 ist auch Kontakttraining in Bayern erlaubt – allerdings mit einem negativen Test.
Im Kreis Cochem-Zell und im Rhein-Hunsrück-Kreis liegt die Inzidenz unter 50, von einem normalen Fußballtraining mit Kontakt sind die Kicker, die älter als 14 Jahre alt sind, aufgrund des Perspektivplans des Landes Rheinland-Pfalz aber immer noch Wochen entfernt. Ab dem 2. Juni soll bei einer Inzidenz unter 50 erst das Training mit 20 Spielern erlaubt sind – allerdings mit Abstand. Das Wichtigste: Kinder bis einschließlich 14 Jahren dürfen seit rund zwei Wochen wieder normal mit Kontakt trainieren, es ist die bisher beste Lockerung.
Wann endet die fußballlose Zeit für alle Älteren? Wer den Alterkülzer Walter Desch kennt, weiß, dass der Präsident des Fußballverbandes Rheinland alle Hebel in Bewegung setzt, um einen Normalzustand im Amateurfußball schnell hinzubekommen. Die Landesregierung in Mainz scheint da sich noch zu „zieren“. Aber mit dem Beispiel aus Bayern und der DFB-Petition „Draußen muss drin sein“, die mittlerweile mehr als 80.000 Unterstützer hat, kommt Bewegung in die Sache.
Mit Lockerungen im Rheinland könnte schon Mitte Juni zu rechnen sein. Die erste Stufe könnte ein normales Training mit Kontakt in Gruppen mit bis zu zehn Personen sein – so wie es im vergangenen Jahr gewesen ist. Danach dauerte es noch zwei, drei Wochen, bis normales Training und auch Wettkampf (mit Beschränkungen bis zu 30 Spielern und unter den Hygienebestimmungen wie Kontaktverfolgung) erlaubt gewesen ist.
Karl Scheid, Spielleiter im Kreis Hunsrück/Mosel, hält diesen „Fahrplan“ für realistisch: „Wir sind nur noch drei, vier Wochen von einem normalen Trainingsbetrieb mit Kontakt entfernt, wenn die Inzidenzen weiter unter 50 bleiben.“ Und so können die Planungen für die neue Runde im Verband Rheinland und natürlich auch in den Kreisen beginnen.
Die ersten Eckdaten sind mittlerweile bekannt: Wie in der übergeordneten Oberliga Rheinland/Pfalz/Saar soll auch in den beiden überkreislichen Verbandsligen (Rheinlandliga und Bezirksliga, alles 18er-Staffeln) der erste Spieltag am 15. August steigen. In den Kreisen könnte es bei 16er-Staffeln am 29. August losgehen, bei 14er-Staffeln oder kleiner am 5. September. Für die Kreise Hunsrück/Mosel und Mosel wäre demnach ein Beginn am 5. September skizziert. „Dann wären wir voll im Plan, um eine Saison ohne Probleme durchzubekommen“, sagt Karl Scheid stellvertretend für „seinen“ Hunsrück/Mosel-Kreis. Davor würde der alte Kreispokal zu Ende gespielt werden können. „Wenn ab Mitte Juli wieder Spiele erlaubt sind, dann könnten wir die alten Wettbewerbe noch vor dem Start der neuen Saison zu Ende bringen“, sagt Karl Scheid. Im Kreispokal 1 war man bis zum Abbruch im Achtelfinale, im Kreispokal 2 im Viertelfinale angelangt.
Die große Frage, die man sich im Verbandsspielausschuss in diesen Tagen stellt, ist die nach dem Ligensystem: Soll alles wie immer laufen – oder sollen die Ligen geteilt werden? Die Corona-Pandemie und zwei Abbrüche haben die Verantwortlichen im Rheinland vorsichtig gemacht. Bei geteilten Ligen, wie sie im Vorjahr in der Oberliga und im Nachbarverband Südwest schon zur Anwendung kamen, haben die Spielplaner den großen Vorteil, dass man einfacher reagieren kann. Ein Beispiel: Wenn die A-Klasse in zwei Siebener-Gruppen startet, könnte man im Winter schauen, wie weit man gekommen ist und wie „störend“ noch die Pandemie ist, um am Ende zu einem Ergebnis zu kommen. Auf die „Vorrunde“ in zwei Siebener-Gruppen soll eine Auf- und Abstiegsrunde folgen, die alle Optionen (einfache oder doppelte Runde oder nur Spiele gegen Mannschaften, gegen die man in der Vorrunde nicht gespielt hat) offen halten würde.
„Die Tendenz geht zu geteilten Ligen, um flexibler zu sein“, hat auch Karl Scheid vernommen. Der Spielleiter Hunsrück/Mosel sieht in dem System aber Schwächen: „Mein Wunsch wäre es, eine normale Saison wie immer zu spielen, das ist gerechter. Die Impfungen gehen hoch, die Inzidenzen runter. Wir finden zurück zur Normalität, es wird keinen Rückschlag im Winter geben. Geteilte Ligen haben meiner Ansicht den Nachteil, dass eine Staffel, weil sie aus geografischen Gesichtspunkten zusammengestellt ist, vielleicht deutlich stärker ist als die andere. Das hätte Auswirkungen auf die folgende Auf- und Abstiegsrunde.“ Außerdem würde man in einer 14er-Liga, wenn man das Nahziel Abschluss einer Halbserie erreichen wollte, mit 13 Spieltagen schneller zu einem Ergebnis kommen als in einer Siebener-Gruppe mit Hin- und Rückspiel (14 Spieltage).
Der Spielausschuss des Verbandes Rheinland um Chef Bernd Schneider tagt in dieser Woche. Fest steht, die große Mehrzahl der Oberliga-Vereine haben sich erneut für geteilte Ligen ausgesprochen. Gut möglich, dass man sich im Rheinland dem anschließt in den großen 18er-Staffeln (Rheinlandliga und die drei Bezirksligen). Auf Kreisebene könnten die Spielleiter ihre Hoheit behalten. „Mich würde es freuen, wenn jeder Kreis freie Hand hätte“, sagt Karl Scheid – mit dem Zusatz: „Wenn alle die Ligen teilen, werden wir sie auch teilen.“ Die Mannschaftsmeldung läuft noch bis zum 5. Juli. Wie sich die Pandemie in punkto Abmeldungen von Mannschaften auswirken wird, das kann noch nicht abgesehen werden. Im Kreis Hunsrück/Mosel ist Karl Scheid von Abmeldungen von Teams oder Bildungen von Spielgemeinschaften noch nichts zu Ohren gekommen. Vielmehr würde die Anzahl der Mannschaften in der C-Klasse durch den beabsichtigten Neueinstieg der SG Sohren II und der SG Soonwald/Simmern II auf 23 Mannschaften steigen. In den Ligen darüber würden die Teilnehmer die gleichen wie vor der vergangenen Saison sein. Es bleibt die Frage, in welchem Ligensystem die Mannschaften die Saison 2021/22 beginnen werden: Normal oder geteilt?