Argenthal. Michael Schwegel ist ab sofort kein Trainer mehr beim Fußball-Bezirksligisten SG Argenthal/Liebshausen/Mörschbach mehr (wir berichteten). Das gab SG-Vorstandmitglied Werner Boos (Vorsitzender des TuS Argenthal) bekannt. Nach dem sehr schwachen Auftritt der Argenthaler beim 0:5 in Simmern gegen die SG Niederburg/Biebernheim hatte Schwegel um ein Gespräch gebeten. „Er hat uns dann gesagt, dass er aufhören möchte“, erklärt Boos, der – und hier spricht er für die SG-Verantwortlichen – am liebsten die Saison mit Schwegel beendet hätte. Danach hätten sich die Wege wohl sowieso getrennt, weshalb sich die SG auch schon hinter den Kulissen nach möglichen Nachfolgern für Schwegel umgehört hatte. Denn der hatte den SG-Vorstand bereits im Sommer von sich aus informiert, dass nach dieser Spielzeit ziemlich sicher Schluss ist.
Aber warum hat der Ellerner vor dem letzten Spiel 2016 des Tabellenachten am Samstag um 18 Uhr beim Tabellendritten TuS Oberwinter die Brocken hingeworfen? Die SG steht mit 25 Punkten aus 16 Spielen manierlich da, Anzeichen für ein so abruptes Ende gab es wenige. „Man sieht, was möglich ist in Spielen wie beim Sieg in Kirchberg. Das ist der Level, den wir spielen können und den ich mir vorstelle. Dass man den nicht immer abrufen kann, ist klar. Das gegen Niederburg war ziemlich heftig und hat schon sehr weh getan, da zerbröckelt schon etwas. Ich habe dann entschieden, direkt aufzuhören. Ob ich das Oberwinter-Spiel noch abwarte, ist irrelevant. Ich setze mir einen Maßstab, wie Fußball auszusehen hat. Da sprechen wir nicht von der Meisterschaft oder Platz zwei oder drei in der Bezirksliga.“ Schwegel will eine konstante Entwicklung sehen, dafür hat er viel Zeit und Kraft investiert, seit er in der Winterpause 2014/2015 übernommen hatte. Und er gesteht: „Ich war auch bisschen alle jetzt, weil ich fast überhaupt keine Freizeit hatte. Es hat einiges an Kraft und Nerven gekostet. Im ersten Jahr ging es nur um den Klassenerhalt, dann darum, etwas Neues aufzubauen, aber nun sollten weitere Schritte folgen. Aber du merkst: Dieser Spannungsabfall in den Spielen kommt immer wieder, das liegt an der Mentalität und der Einstellung. Und dann kommt immer mal wieder so ein Spiel wie jetzt gegen Niederburg und du stehst da und fragst dich: Was hast du falsch gemacht?“
Nicht viel – wenn überhaupt – findet Boos. „Michael ist ein guter Trainer, um Gottes Willen. Er hat uns ein gutes Stück weitergebracht, er hat mit uns den Jugendweg eingeschlagen und war ein Garant für und auf diesem Weg. Den werden wir auch weitergehen. Es ist schade, dass er während der Saison aufhört. Aber Michael will, dass alles perfekt ist und Negativerlebnisse sieht er vielleicht zu verbissen.“ Das war auch zu Schwegels JFV-Zeiten schon so. Positive Entwicklungen nimmt er gerne mit, das Negative aber setzt ihm zu und kann dann zu solchen – nach außen zu emotional wirkenden – Ausschlägen führen. Boos sagt: „Unser Auftreten am Sonntag war eine Katastrophe und so etwas nimmt er sich sehr zu Herzen. Wir gehen aber überhaupt nicht im Bösen auseinander, die Mannschaft ist intakt. Wir werden Michael auch noch offiziell verabschieden.“
Und irgendwann kommendes Jahr werden sie in Argenthal einen Einheimischen als Trainer offiziell vorstellen: Markus Stelter. Der hatte zuletzt aus privaten Gründen eine längere Trainerpause eingelegt. Davor hat er bekanntlich sowohl die SG Soonwald/Simmern als auch danach die SG Unzenberg/Sargenroth in der Bezirksliga trainiert, bei der im Sommer 2014 aufgehört hatte. Jetzt wird er also bald der neue verantwortliche Mann bei der SG. „Wir haben zu Markus den Kontakt gesucht, weil wir ja nach dem Gespräch im Sommer wussten, dass wir vielleicht einen neuen Trainer für die kommende Saison brauchen und darauf vorbereitet sein wollten“, sagt Boos. Der eine oder andere Kandidat war in der Verlosung, Stelter wird es machen.
Bis er kommt, werden der spielende Co-Trainer Jan Wächter, wie Stelter früherer Soonwald-Coach, und der erfahrene Führungsspieler Roman Theise die Mannschaft übernehmen. „So kann sich Markus besser darauf vorbereiten, kann sich die Spiele ansehen und im Sommer einsteigen“, sieht Boos Vorteile in der Übergangslösung, die mit Mannschaft und Spielerrat vom Vorstand abgeklopft und für gut befunden wurde. Derweil wurden auch schon viele Gespräche mit den Spielern geführt, laut Boos haben 90 Prozent aus dem Kader bereits zugesagt, zu bleiben. Das ist auch Schwegel wichtig: „Die Pfeiler stehen, Erste und Zweite sind zusammengewachsen. Ich gehe mit dem Gewissen, dass die Zusammenarbeit gut war. Ich habe mich dabei nicht von der Emotionalität leiten lassen, sondern wollte auch einen Lame-Duck-Effekt vermeiden.“ Sprich: Er ist noch im Amt, kann aber nichts mehr bewirken. Noch war dieser Effekt nicht eingetreten. Auf ihn warten wollte Schwegel freilich nicht. Was anderes in Aussicht hat er sowieso nicht: „Da habe ich Nullkommanull dran gedacht, das geht ja auch gegenüber der Mannschaft nicht. Ich will jetzt einfach zur Ruhe kommen.“
Mirko Bernd