Bezirksliga Mitte: Moselaner verlieren bei Viertäler Oberwesel mit 2:4, Rheinböllen siegt und überholt Wächter-Elf
2:4 in Oberwesel: Treis-Karden steigt in die A-Klasse ab
Hängende Köpfe bei der SG Treis-Karden (Foto oben), wo Spieler Simon Breitbach (Nummer 6) seinen Trainer Jan Wächter tröstet. Foto: hjs-Foto
Hermann-Josef Stoffel

Oberwesel. Der dritte Absteiger aus der Fußball-Bezirksliga Mitte wurde gesucht und ist nun gefunden – es ist die SG Treis-Karden/Müden/Moselkern. In dem vorher viel zitierten Herzschlagfinale gegen den Abstieg unterlag man am letzten Spieltag bei der SG Viertäler Oberwesel spät mit 2:4 (1:1). Da der bis dato Drittletzte TuS Rheinböllen seinerseits zeitgleich die SG Maifeld-Elztal mit 5:2 schlug, rutschten die Moselaner final unter den Strich.

Fast genau sieben Jahre nachdem man am vorletzten Spieltag der A-Klassen-Saison 2014/15 mit einem 1:1 gegen die SG Soonwald/ Simmern – damals trainiert von einem gewissen Jan Wächter – als Meister das Bezirksligaticket buchte, muss man nun wieder in Selbige runter. Der Ellerner Wächter coacht mittlerweile bekanntermaßen die Mosel-SG – und setzte voll auf Erfahrung im Liga-Schlussspurt. Mit Akteuren wie Dominik Müller, Benjamin Schnorpfeil und den zum x-ten Male reaktivierten Ibald-Zwillingen Martin und Peter ging man das schwere Auswärtsmatch an. Und es begann perfekt für die Gäste. Eben dieser Peter Ibald wuchtete eine Joshua-Marx-Ecke per Kopf aus zweiter Reihe sehenswert ins linke Eck zum 0:1 (2.).

Ein Spielstand, der in jeglicher Konstellation zum Klassenerhalt gereicht hätte. „Da wurden wir ziemlich kalt erwischt“, meinte Oberwesels scheidender Trainer Peter Ritter. Apropos Ritter: Der ließ Pietro Putignano in seinem letzten Spiel die Heimelf als Kapitän aufs Feld führen und war zudem nach der großen Verabschiedung vor der Partie überrascht über sich selbst: „Dass mir da am Ende meiner Dankesrede die Stimme wackelte, damit habe ich nicht gerechnet. Aber ich habe die Mannschaft geliebt wie keine zuvor.“

Zurück ins Spiel. Da geizten seine Mannen zunächst mit Gegenliebe. Lediglich der früh für den verletzten Johannes Lehré gekommene Lukas Stüber prüfte 20 Sekunden nach seiner Einwechslung die Fäuste von Gästekeeper Tim Scherrer (12.). Daher kam der Ausgleich vor dem Seitenwechsel dann auch eher zufällig daher. Sebastian Mitchard schob eine durchrutschende Flanke zum 1:1-Ausgleich ein (37.).

Auf den anderen Plätzen führte zur Pause die Treiser Konkurrenz. Hausbay (das nur bei einer eigenen Niederlage hätte zittern müssen) lag bereits 3:1 gegen Rübenach vorne, Rheinböllen schloss mit einer 2:1-Pausenführung punktetechnisch zu den Moselanern auf (beide 31 Zähler). Nach dem Seitenwechsel ließ Oberwesels zukünftiger Trainer Christoph Fahning die Treiser Gesichter zum ersten Mal einfrieren, nach einer schönen Ballan- und -mitnahme traf er mit rechts zum 2:1 (54.). „Wir bekamen immer mehr Kontrolle über das Spiel und haben es dann über die stärkere Physis geregelt“, formulierte es Ritter treffend.

Einmal stemmte sich Treis-Karden allerdings noch gegen den drohenden Absturz. Jonas Franzen rutschte eine Flanke über den Schlappen, das dadurch entstandene Effet sorgte unter Mithilfe des Innenpfostens für das 2:2 (62.). Da die SG Maifeld-Elztal fast zeitgleich in Rheinböllen ebenso auf 2:2 stellte, ließ das den Treiser Anhang kurzzeitig explodieren. Doch die Gäste ließen mehr und mehr nach.

Die Kräfte schwanden und mit ihnen die so wichtige Konzentration. Einen simplen Fehler im Aufbau nutzte Oberwesels Lukas Stüber zum 3:2 (79.). Und wo man sich zuvor bei den Gästen nicht sicher war, ob man auf Sieg oder in den Verwaltungsmodus gehen sollte, war nun klar – ein Tor musste her. Denn Rheinböllen nutzte seine Überzahl (ein Maifelder flog vom Platz) aus und führte mittlerweile hoch mit 5:2. Doch Oberwesel machte dicht, mehr noch – sie besiegelten per Konter das Treiser Schicksal. Der nimmermüde Linksverteidiger Michael Hohl traf nach einem 80-Meter-Lauf zum 4:2-Endstand (89.).

Beim Abpfiff von Schiedsrichter Boris Stöber aus Lahnstein, der als Spieler für B-Klasse-Aufsteiger Bad Salzig stürmt, sackten alle Gästespieler naturgemäß enttäuscht zu Boden. Als Erster sammelte sich SG-Vorstandschef Jan Hagen, sprach im großen Kreis zu beiden eigenen Mannschaften. Später sagte er: „So etwas habe ich noch nie erlebt. Vom ersten Tag der Vorbereitung an lief es überhaupt nicht. Ständig Verletzungen, Corona-Fälle und sonstige Hiobsbotschaften. Und wenn sich ein Spieler verletzte, dann natürlich Verletzungen, die einen wochen- oder monatelang außer Gefecht setzen. Das ist bei einem dünnen Kader, wie wir ihn haben, kaum aufzufangen. Für jemanden wie unseren Trainer Jan Wächter, der für den Fußball lebt, ist so etwas natürlich ganz schlimm.“

Der schlussendliche Abstieg war für Hagen dann keine große Überraschung mehr: „Das hat sich ja in den letzten Wochen leider abgezeichnet. Das Programm war ja auch ein Wahnsinn. Wir müssen uns erst einmal sammeln und ordnen. Jetzt stehen sehr viele Gespräche an.“ Bei vielen Planungspunkten lautete die Ausgangslage „Bezirksliga“, beispielsweise bei den Neuzugängen. Das muss nun alles neu durchleuchtet werden bei der Mosel-SG. Coach Wächter, der vor einigen Wochen ligaunabhängig verlängerte, betreffe das nicht, so Hagen.

Von Sascha Wetzlar

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