Wenn sich der FV Engers und Rot-Weiss Koblenz am 24. Mai um 12.30 Uhr im Stadion Oberwerth im Finale des Rheinlandpokals treffen, geht es um nicht weniger als einen Titel - garniert mit der Teilnahme am DFB-Pokal und der Aussicht auf einen attraktiven Gegner. Ganz nebenbei ist die Partie auch ein Derby, was im Endspiel um die Krone im Rheinland schon mehrfach der Fall war. Lediglich 18 Kilometer trennen beide Vereine, doch es geht sogar noch kürzer, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Im Finale 2018 waren die Kabinen der Endspielgegner Rot-Weiss und TuS Koblenz gerade einmal 300 Meter entfernt, damals war der Kunstrasen vor dem Stadion die ursprüngliche Spielstätte der Mannschaft von Trainer Fatih Cift – seinerzeit übrigens auch Trainer der Rot-Weissen. Cift durfte damals auch den Pokal in die Höhe stemmen, beim 1:0 erzielte der heutige Rübenacher Sascha Engel in der 82. Minute das Tor des Tages. Ein kurzer Streifzug durch die Historie der Final-Derbys, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
1957/58: Sportfreunde Herdorf - SV Adler Niederfischbach 3:1 (2:0)
Eine kurze Anreise hatten auch die beiden Pokalfinalisten 1958. Der ganze Westerwald befand im Pokalfieber, als sich im März 1958 in Betzdorf die Sportfreunde Herdorf und der SV Adler Niederfischbach im Endspiel gegenüberstanden. Die beiden Gemeinden, die 19 Kilometer auseinanderliegen, hatten bis zum Finalort gerade einmal rund zehn Kilometer zurückzulegen. Rund 4000 Zuschauer hatten sich im Betzdorfer Stadion „Auf der Bühl“ eingefunden. Übrigens ein Zuschauerrekord, der erst 2011 im Endspiel zwischen der TuS Koblenz und Eintracht Trier gebrochen wurde. Und die Besucher in Betzdorf erlebten ein Novum: So wurde in dieser Saison erstmals der Pokalsieger in 90 Minuten ermittelt. In den vier Jahren zuvor gab es zumindest immer eine Verlängerung – oder aber wie 1955 und 1956 mindestens ein Wiederholungsspiel. Herdorf siegte deutlich, verlegte aber die Feierlichkeiten um eine Woche nach hinten. Denn acht Tage später holten sich die Grün-Weißen nach ihrem Staffelsieg der 1. Amateurliga Ost auch die Rheinlandmeisterschaft. Der 2:1-Erfolg im Finale über den TuS Mayen war dann ebenfalls rekordverdächtig, denn die Sportfreunde blieben somit in der kompletten Saison ungeschlagen.

Engers gewinnt gegen Koblenz: Das Finale zum Nachlesen
Showdown im Koblenzer Stadion Oberwerth: Im Endspiel um den Rheinlandpokal geht FV Engers als Gewinner hervor. Hier ist das Spiel in unserem Liveticker zum Nachlesen.
1963/64: SpVgg Andernach - TuS Mayen n.V. 3:2 (2:2, 1:0)
1974/75: TuS Mayen - SpVgg Andernach 3:0 (0:0)
Gleich zweimal standen sich die beiden Kontrahenten des Rhein-Ahr-Kreises in einem Finalspiel gegenüber. Beide Partien wurden im Neuwieder Professer-Hueppe-Stadion ausgetragen. Und in den Duellen waren in beiden Teams regionale Größen auf dem Platz zu finden. Wie zum Beispiel Peter Herberz im Tor der SpVgg. Er galt als großes Torwarttalent in der Region und gehörte 1956 sogar noch zum 40er-Kader des Olympiateams für Melbourne. Dazu Adam Gesell, Ernst Kohlhaas oder Heinz Lichtl, die für die SpVgg noch zu Andernacher Hochzeiten aufgelaufen waren. Dazu waren in der Liga Willi Perse, Andernacher Rekord-Oberligaspieler und der ehemalige saarländische Verbandstrainer Jakob Oden, für die Darbietungen der beiden Teams verantwortlich. 2500 Zuschauer erlebten aufregende 120 Minuten, in denen sich Andernach mit 3:2 in der Verlängerung durchsetzte. Adam Gesell (2) und Dieter Hergenhahn trafen für die Bäckerjungen.
Gut zehn Jahre später war das Ergebnis deutlicher. 3:0 siegte hier der TuS, in dessen Reihen spätere Bundesligaprofis, die sich auch in der Torschützenliste wiederfanden, unterwegs waren. Horst Feilzer (2) und Manfred Mannebach trafen beim klaren 3:0 ins Schwarze. 18 Monate später gehörten beide zum Erstligakader des FC St. Pauli bei dessen erster Spielzeit im Oberhaus.

1971/72: VfB Lützel - SSV Mülheim 1:0 (0:0)
Gerade einmal knapp acht Kilometer trennten die Feste Franz und den heute nicht mehr existierenden Mülheimer Sportplatz an der Jahnstraße. Vor 53 Jahren waren beide Vereine feste Größen im Verbandsgebiet. Beide Klubs können sogar auf ein Zweitligajahr zurückblicken. Während Lützel zu Beginn der 1950er-Jahre in der noch jungen 2. Division Südwest auf Punktejagd ging, lag der größte Erfolg des SSV noch gar nicht solange zurück. 1967 war dem SSV nicht nur der Aufstieg in die Regionalliga gelungen, sondern sogar das Double im Rheinland. 1969 erspielten sich die Mülheimer noch einmal den Titelgewinn im Rheinland, aber ein erneuter Aufstieg in Liga zwei blieb aus. Trotzdem wurde der SSV im Sommer 1972 auch als Favorit gehandelt. Doch Pustekuchen. „Adi“ Weiss, der nach seiner Laufbahn bei TuS Neuendorf bereits im dritten Jahr beim VfB als Spielertrainer auflief, sorgte zwölf Minuten vor dem Spielende für das letzte große Erfolgserlebnis in der Lützeler Vereinsgeschichte. Im Winter 2017 meldete der VfB seine Mannschaft endgültig aus dem laufenden Spielbetrieb ab.

1966/67: SSV Mülheim - FV Engers 7:0 (2:0)
Auch der FV 07 Engers hatte schon einmal sein Derby in einem Rheinlandpokal-Endspiel, als er im Mai 1967 auf die nur 13 Kilometer entfernten Mülheimer traf. Und das mit einem bis heute historischen Ergebnis: 7:0 siegte der SSV. Bis heute ist dies der höchste Finalsieg in der Verbandsgeschichte. Für Mülheim bedeutete dieser Erfolg auch das Double, denn die Mannschaft von Trainer Willi Perse hatte bereits die Rheinlandmeisterschaft errungen und somit auch den direkten Aufstieg in die Regionalliga geschafft. Da Borussia Neunkirchen der Aufstieg in die Bundesliga gelungen war, gab es in dieser Saison keine Aufstiegsrunde, und alle drei Meister der Verbandsrunden durften den Aufstieg in die Zweitklassigkeit feiern. So hatte der SSV den Kopf frei für das Pokalfinale, wo er mächtig aufdrehte. Hans-Peter Klöckner, Werner Wiencken, Walter Bahl (jeweils zweimal) und Manfred Rönz trafen. Für die Engerser, die zu dieser Zeit vom Irlicher Arthur Neumeister trainiert wurden, blieb dagegen erneut nur Platz zwei. Ein Rückschlag, den der Verein nicht verkraftete und bis in die A-Klasse abstürzen ließ, ehe der erfolgreiche Neuaufbau startete.
2022/23: TuS Immendorf - Rot-Weiss Koblenz 0:1 (0:0)
Das Immendorfer Dörnchen samt Vereinsheim des TuS liegt rund zwölf Kilometer vom Stadion Oberwerth entfernt, wo der damalige Bezirksligist und Rheinlandliga-Aufsteiger als krasser Außenseiter gegen Rot-Weiss in die Partie ging. Die Immendorfer hatten zuvor im Halbfinale die TuS Koblenz ausgeschaltet (2:1) und damit einen Coup gelandet. Berührungspunkte hatten die Klubs zuvor nur auf der Kreis- oder Bezirksebene. So hatte Rot-Weiss, zwölf Jahre nach der 1:2-Heimpleite im letzten Punktspiel gegen Immendorf (Bezirksliga Mitte), wieder ein Pflichtspiel gegen den TuS. Thilo Töpken traf nach 50 Minuten zum Tor des Tages und bescherte Rot-Weiss vor 2800 Zuschauern den dritten Pokalsieg.
Pokalfinale 74/75 findet mit fast einem Jahr Verspätung statt
Das Pokalfinale der Saison 1974/75 bleibt vor allem deshalb besonders, weil es erst im April 1976 zur Austragung kam. Mit Einführung der zweigeteilten 2. Bundesliga zur Saison 1974/75 wurde auch das Qualifikationssystem für eine DFB-Pokalteilnahme überarbeitet. So wurde die Anzahl der Klubs vervierfacht. 58 Profi- und 70 Amateurvereine waren bei der Premiere dabei. Für die Amateure bedeutete dies endlich, mit etwas Losglück auch einmal die Gelegenheit einen der ganz Großen als Gast begrüßen zu können. Generell bekamen Landesverbände eine feste Anzahl von Startplätzen zugeordnet, die sie aus ihren lokalen Wettbewerben bestücken sollten. Einzig im Premierenjahr waren Ausnahmen zulässig.
Im Rheinland war durch diese Neuordnung zunächst überhaupt kein Pokalwettbewerb in der Saison 1974/75 vorgesehen. Erst als dem Verband auffiel, dass nur im ersten Jahr eine individuelle Meldung möglich war, aber zum Start des DFB-Pokals 1975/76 sich die Teilnehmer zwingend im Pokalwettbewerb des Landesverbandes gemeldet werden konnten, änderte der Verband seine Meinung. So startete der FV Rheinland erst im Dezember 1974 doch noch die Pokalrunde. Durch den späten Termin geriet man in Zeitdruck. Doch für die DFB-Pokalmeldung reichte es gerade noch so, denn bis zum Meldetermin am 1. Juli war es zumindest gelungen, die Halbfinalisten (TuS Mayen, SpVgg Andernach, VfL Neuwied und VfL Trier) zu ermitteln. Den fünften Startplatz bekam die SpVgg Eintracht Höhr-Grenzhausen durch ein Losverfahren, wo sich die vier unterlegenen Viertelfinalisten (neben Grenzhausen der FC Plaidt, SC Sinzig und der VfB Wissen) im Lostopf befanden. Erst am Jahresende 1975 wurde der Pokalwettbewerb mit den Halbfinals weitergeführt. So kam es zu dem Kuriosum, dass der Pokalsieger der Saison 1974/75 erst am 17. April 1976 ermittelt wurde.