Ein neues Angebot unterbreitet der Fußballverband Rheinland (FVR) seinen Vereinen in Sachen Frauenfußball: Mit einer „Kleinfeldliga“ soll die merklich ausgedünnte Basis gestärkt und verhindert werden, dass die Zahl der Mannschaften immer weiter sinkt. Denn eins ist klar: „Eine kontinuierliche Weiterentwicklung des Frauenfußballs findet bereits seit Jahren nicht statt, von einem Boom sind wir Lichtjahre entfernt“, verweist Sascha Baier, langjähriger Trainer und Abteilungsleiter beim heimischen Aushängeschild SV Diez-Freiendiez, auf den status quo im Kreis.
Mit der SG Birlenbach/Schönborn nimmt ein heimisches Team erfolgreich am Spielbetrieb der Bezirksliga teil, die Freiendiezer Reserve (Gruppe 1, Westerwald/Sieg) und die FSG Osterspai/Kamp-Bornhofen/Nastätten (Gruppe 2, Rhein/Ahr) kicken in unterschiedlichen Staffeln der Kreisliga mit. Das war’s dann hierzulande aber auch schon. Die Zeiten, in denen im Rhein-Lahn-Kreis eine eigenständige Frauen-Liga mit bis zu 12 Mannschaften lief, sind schon lange vorbei. In Heistenbach, Holzappel, Attenhausen, Sulzbach, Nievern oder Welterod sind die Rollläden längst heruntergegangen. Längst konzentriert sich alles in den „benachbarten“ Standorten Andernach oder Montabaur. Die Zukunft des Fußballs ist nicht weiblich, wie einst aus DFB-Kreisen zu hören war.
Dem Frauen-Fußball wieder auf die Sprünge helfen
„Wir starten mit einem attraktiven Angebot in die neue Saison: mit der Frauen-Kleinfeldliga. Neues Spielfeld, neue Chancen“, sieht Oliver Schenk, der Vorsitzende des Verbands-Mädchen-Ausschusses (VFMA), die Möglichkeit, dem Frauen-Fußball wieder mehr auf die Sprünge zu helfen. „Damit wird eine unkomplizierte und flexible Möglichkeit für Vereine geschaffen, die in den Frauenfußball einsteigen oder ihr Angebot erweitern möchten“, wendet sich Schenk weniger an die Klubs, die ohnehin schon feste Größen im Spielbetrieb oder wie der SV Diez-Freiendiez in höheren Klassen etabliert sind.
Wie soll die „Kleinfeldliga“ konkret aussehen? Schenk: „Ob Staffelspielbetrieb oder Turnierform – je nach Interesse und Meldungen wird das passende Format für 7er-Mannschaften auf dem Kleinfeld geboten.“ Das Angebot spricht Frauen ab 18 Jahren an – egal, ob Anfängerin oder Hobbykickerin. Auch Vereine ohne größere Erfahrung im Frauenfußball können einsteigen. „Es braucht keine großen Vorbereitungen oder Vorkenntnisse – schon sieben bis zehn Spielerinnen reichen aus“, verdeutlicht Schenk. Gespielt werden könnte in 7er-Mannschaften auf halbem Feld (D7er-Feld) auf Jugendtore. Man könnte regelmäßige Spieltage planen – ohne Tabellen oder Ergebnisdruck. „Der Einstieg in die Kleinfeldliga ist unkompliziert und erfordert keine aufwendige Organisation. In entspannter und ungezwungener Atmosphäre wird Teamgeist gefördert, sodass sich auch Vereine einbringen und dabei neue Mitglieder gewinnen können.“
„ Davon halte ich überhaupt nichts. Was kommt dann als nächstes – Fünfer-Teams, die nur im Strafraum spielen?“
Sascha Baier vom lokalen „Leuchtturm“ SV Diez-Freiendiez steht der Kleinfeldliga skeptisch gegenüber.
Der Kreisvorsitzende Oliver Stephan ist eher skeptisch: „Im Männer-Bereich stieß hier bei uns mit der im Hunsrück so beliebten Stand-by-Liga ein ähnliches Angebot auf wenig Interesse. Ob das bei den Frauen anders ist, wage ich zumindest zu bezweifeln.“ Sascha Baier sieht’s ähnlich: „Davon halte ich genauso wenig wie das Mitspielen von Frauen bei den Männern. Das macht in punkto Tempo und Körperlichkeit absolut keinen Sinn. Wir beim SV Diez-Freiendiez haben jeweils 11er-Frauenteams in Rheinland- und Kreisliga. Die Kleinfeldliga könnte eher eine Option für die Vereine sein, die schon mit ihren Neuner-Mannschaften Probleme haben. Davon halte ich überhaupt nichts. Was kommt dann als nächstes – Fünfer-Teams, die nur im Strafraum spielen?“
Aus einem anderen Blickwinkel sieht Norbert Kolmer, seit Jahrzehnten der Mister Frauenfußball in Osterspai und Umgebung, das neue Angebot. „Wir sind nach 10 Schwangerschaften in den vergangenen drei Jahren in die Kreisklasse abgesackt. Nach und nach kommen viele Fußballerinnen wieder zurück. Zudem sind in den vergangenen Monaten fünf neue Spielerinnen zu uns gestoßen, sodass wir in der kommenden Saison auf über 30 Fußballerinnen zurückgreifen können. Da wäre ein solches Angebot maßgeschneidert für uns, denn es bietet die Möglichkeit, unbedarfte Mädchen mit Spaß an den Fußball heranzuführen.“
Wie kann man bei der Kleinfeldliga mitmachen? „Schon sieben bis zehn Frauen genügen, um eine Mannschaft zu stellen. Bis Samstag, 5. Juli, sind die Teams als 7er-Mannschaft im DFBnet-Vereinsmeldebogen anzumelden“, sagt Oliver Schenk und hofft auf entsprechende Resonanz.Weitere Informationen erteilt Oliver Schenk, Telefon: 0179 /108 51 05, oder E-Mail: oliver0266@outlook.de.