2. Frauenfußball-Bundesliga: SG 99 spielt schon am Samstag beim HSV
Vor dem Spiel gegen den HSV: Abwehr der SG 99 Andernach muss einen Aderlass verkraften
Malou Müller (rechts) - hier im Kopfballduell mit der Freiburgerin Yara Volpert – hat sich binnen kürzester Zeit zur Stammkraft im Team der SG 99 Andernach entwickelt. Nun aber muss die zur Verteidigerin umfunktionierte 18-jährige beim anstehenden Spiel in Hamburg aufgrund Kniebeschwerden passen. Foto: Tobias Jenatschek
Tobias Jenatschek

Teamchef André Steinbach ist um seinen Job bei der SG 99 Andernach derzeit nicht zu beneiden. Woche für Woche muss er mit seiner Mannschaft in der 2. Frauenfußball-Bundesliga aufgrund zahlreicher Ausfälle personell improvisieren. Das ist auch vor der anstehenden Begegnung am Samstag um 11 Uhr beim ambitionierten Hamburger SV nicht anders.

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Im Schatten des voluminösen Volksparkstadions werden die Bäckermädchen auf dem Trainingsgelände 6 am Hellgrundweg auch reduziert ihr Bestes geben. Von den acht Langzeitverletzten ist Alina Wagner mittlerweile wieder dabei, alle übrigen werden in der Hinrunde wohl nicht mehr gegen den Ball treten. Die rekonvaleszente Wagner wird aber zunächst einmal bei der zweiten Mannschaft (spielt am Sonntag in der Regionalliga zu Hause gegen den 1. FC Riegelsberg) ein wenig Spielpraxis sammeln.

Von den dann noch übrigen 18 Spielerinnen des 26er-Kaders fallen nun bis zu vier weitere aus: In Lisa Krupp pausiert eine der drei Torhüterinnen, mit Malou Müller (Kniebeschwerden) und Besarta Hisenaj (erkrankt) – beide zuletzt elementarer Bestandteil der Dreier-Abwerkette beim 1:0-Heimsieg gegen die U20 des SC Freiburg – ist ebenfalls nicht zu rechnen. Sarah Klyta (vor Wochenfrist Torschützin bei der zweiten Mannschaft beim 5:0-Sieg in Dirmingen) kränkelte Anfang der Woche. Ihr Einsatz steht auf der Kippe.

Die Bäckermädchen spielen rund 510 Kilometer fernab der Heimat zu recht ungewöhnlicher Zeit. Weil am Sonntag der Hauptplatz des Stadions durchs Zweitliga-Spiel der HSV-Männer gegen den 1. FC Nürnberg frequentiert ist, ruht auf den Nebenplätzen aus Sicherheitsgründen der Spielbetrieb. Nach einem freitäglichen Trainingsaufgalopp zu früher Morgenstunde macht sich der SG-Tross an Allerheiligen auf den Weg in den hohen Norden.

Vor knapp einem Jahr holte die SG 99 in der Hansestadt gegen den damaligen Aufsteiger ein respektables 1:1. Erst spät egalisierte der Gastgeber die von Leonie Stöhr erzielte Andernacher Führung. In der Rückrunde kassierten die Bäckermädchen im saisonalen Endspurt allerdings ein ernüchterndes 0:4 vor eigenem Publikum, es war zugleich die höchste Heimniederlage seit dem Wiederaufstieg im Jahr 2019.

In dieser Spielzeit zählt der HSV neben dem aktuellen Tabellenführungsduo 1. FC Nürnberg und 1. FC Union Berlin zu den ganz heißen Aufstiegsfavoriten, im Rahmen der anstehenden Reform gibt‘s da ja erst- und auch einmalig gleich drei Plätze. Den gehobenen Ansprüchen wurden die Hamburgerinnen bis jetzt aber nicht oder nur teilweise gerecht. Zu Hause ging das Ensemble um Trainer Marwin Bolz gegen den SC Sand (2:3) und den VfL Bochum (0:1) komplett leer aus.

„Sie sind vielleicht nicht so gut wie Nürnberg oder Berlin“, schätzt Steinbach vorsichtig die sportliche Ausgangslage ein, gibt aber im gleichen Atemzug zu bedenken: „Sie stehen in Lauerstellung auf Platz fünf, haben viele Tore geschossen, besitzen ein gutes Umschaltspiel.“ Top-Torjägerin Larissa Mühlhaus (20 Treffer) wechselte im Sommer zum Bundesligisten Werder Bremen, aktuell teilen sich gleich vier Spielerinnen mit je zwei Treffern die Hamburger Torjägerkrone.

Bislang war auf die Defensive der SG 99 weitgehend Verlass, acht Gegentreffer sind der Bestwert der Teams auf den Plätzen sieben bis 14, auch die zweitplatzierten Bochumerinnen haben schon mehr (11) schlucken müssen. „Das ist unser Prunkstück“, hebt Steinbach hervor. Es bleibt aber abzuwarten, wie er die drohenden Ausfälle (Hisenaj, Müller) kompensiert und in welcher Aufstellung er die hinterste Linie formiert. Und wer vorn die nötigen Tore erzielen soll, ist ja in Ermangelung adäquater Kräfte schon seit Wochen die Kardinalfrage.

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