Zum Durchatmen bleibt bei der SG99 Andernach wenig Zeit. Nach dem durch einen famosen Endspurt sichergestellten Klassenverbleib in der 2. Bundesliga basteln die Verantwortlichen der Andernacher Fußballerinnen am Kader für die neue Saison, haben aber bislang deutlich mehr Spielerinnen verabschiedet als neue Kräfte verpflichtet.
Immerhin scheint die Not auf der Torwartposition nach den Abgängen von Laura van der Laan, die vom Regionalliga-Aufsteiger Borussia Dortmund ein Angebot erhielt, das sie nicht ablehnen konnte, und Marisa Schön, die sich dem Neu-Zweitligisten Mainz 05 anschließt, vorerst behoben. Denn vom Regionalligisten 1. FC Saarbrücken wechselt eine Torhüterin nach Andernach, die hier bestens bekannt ist. Elly Blaeser stand bereits vor zehn Jahren im Tor der Bäckermädchen und hat offenbar beste Erinnerungen: „Die SG 99 ist ein besonderer Verein mit vielen bekannten Gesichtern für mich“, wird die 29-Jährige in der Pressemitteilung des Klubs zitiert. „Ich freue mich, wieder hier zu sein und kann es kaum erwarten, bis es losgeht.“
„Wir brauchen Spielerinnen nicht nur für die Breite, sondern auch für die Qualität.“
Bodo Heinemann, Teammanager der SG99 Andernach
Zu den bereits vermeldeten sieben Abgängen, neben den Torfrauen beispielsweise auch Top-Angreiferin Leonie Stöhr, die wohl bei der Frankfurter Eintracht ihre Chance sucht, haben sich in Jette Schulz (Mainz 05) und Alina Recht zwei weitere gesellt, die sportliche Zukunft von Besarta Hisenaj und Daria Collas (beide am Knie verletzt) ist ungewiss, und die robuste Verteidigerin Karla Engels geht aus beruflichen Gründen ein Jahr nach Lettland. „Wackelig“, so formuliert es Teammanager Bodo Heinemann, ist die Hoffnung, dass Abwehrtalent Zoe Brückel, die nach langer Verletzungspause im Saisonendspurt ein vielversprechendes Comeback feierte, den Bäckermädchen erhalten bleibt. Die 23-Jährige lebt und studiert in Gießen und muss für eine regelmäßige Trainingsteilnahme einen „Riesenaufwand“ (Heinemann) betreiben.
Viele Schlüsselspielerinnen der goldenen Andernacher Fußballjahre sind zwar geblieben, aber laut Heinemann fehlt es an Masse im Kader: „Wir brauchen Spielerinnen“, sagt er, „nicht nur für die Breite, sondern auch für die Qualität.“ Leichter gesagt als getan, für Vereine vom bescheidenen Zuschnitt der SG99 Andernach wird es von Jahr zu Jahr schwerer, mitzuhalten. Mit dem Zweitliga-Aufstieg des FSV Mainz 05 entsteht den Bäckermädchen ernst zunehmende regionale Konkurrenz, viele Männer-Bundesligisten leisten sich inzwischen auch ein Frauenteam, und alle wollen in die erste Liga.
Ralf Wendel wird Co-Trainer von Isabelle Hawel
Einen Schritt weiter sind die Andernacher in der Trainerfrage gekommen. Nach dem Abschied von Thomas Strotzer wird Ralf Wendel künftig als Co-Trainer von Chefin Isabelle Hawel fungieren. Der B-Lizenz-Inhaber, der im Andernacher Stadtteil Miesenheim zu Hause ist, kennt sein neues Betätigungsfeld und hat schnell begriffen, worauf es bei den Bäckermädchen ankommt: „Es geht nicht nur um Technik und Taktik, sondern um Zusammenhalt, Leidenschaft und Herz“, verkündete Wendel bei seiner Vorstellung sein „persönliches Credo“.