Mit dem 3:2-Auswärtssieg beim FC Bayern München II haben die Fußballerinnen der SG 99 Andernach zum ersten Mal seit dem 10. Spieltag die Abstiegsplätze in der 2. Bundesliga verlassen. Den Bäckermädchen hatte es schon im Vorfeld nicht an Zuversicht gemangelt. Das belegen die vorweggenommenen „Schlagzeilen“, die von den Spielerinnen auf der Fahrt nach München formuliert wurden: „Andernach setzt Ausrufezeichen im Saisonfinale“, hieß es da, „Bäckermädchen lassen Bayern-Küken alt aussehen“, oder, noch etwas gewagter: „Bäckermädchen drehen in München den Ofen aus – frisches Brötchen schlägt alte Semmel.“ Und es gab „für den Notfall“ sogar eine fantasiereiche Alternative auf Kosten des Mannschaftsbetreuers: „Spielabbruch – A. Grauel beißt Schiedsrichterin das Ohr ab.“
Das Ohr blieb dran, und Trainer Thomas Strotzer kann den letzten drei Saisonspielen optimistisch entgegensehen: „Endlich stehen wir über dem Strich, wonach wir monatelang gelechzt haben“, sagt er vor dem Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt II (Sonntag, 14 Uhr), „jetzt haben wir den Klassenverbleib selbst in der Hand.“
„Kann sein, dass unsere Gegner ohne Druck beschwingt aufspielen, möglich aber auch, dass sie nicht unbedingt das Letzte aus sich herausholen.“
Andernachs Trainer Thomas Strotzer
Dass es für die letzten Gegner der Andernacherinnen – nach der Eintracht steht der SC Sand und der VfL Bochum auf dem Spielplan – in Sachen Auf- oder Abstieg um nichts mehr geht, muss nicht unbedingt ein Vorteil sein: „Kann sein, dass unsere Gegner ohne Druck beschwingt aufspielen“, spekuliert Strotzer, „möglich aber auch, dass sie nicht unbedingt das Letzte aus sich herausholen.“
Die jüngsten Resultate der Konkurrenz lassen kaum Prognosen zu. Weinberg, Freiburg II und Gütersloh haben unerwartete Punkte geholt und sitzen den SG99-Frauen im Nacken. Und selbst die Bayern müssen nach der Pleite gegen Andernach wieder bangen; weil die Münchner ihren Einspruch gegen den Punktabzug vom 1:1 gegen Meppen zurückzogen, verloren sie quasi vier Zähler auf einmal und sind nun punktgleich mit der SG.
Andernach setzt auf den größeren Siegeswillen
Für Spannung ist also gesorgt am 24. Spieltag. Strotzer erwartet gegen den Tabellenfünften vom Main „ein ähnliches Spiel wie gegen die Bayern“ und empfiehlt deshalb auch ein ähnliches Vorgehen: „In der ersten Halbzeit haben wir mutig attackiert, gute Spielzüge gezeigt und hätten auch höher als 2:0 führen können“, resümiert er. „Das Anschlusstor fiel kurz vor der Pause zu einem ungünstigen Zeitpunkt, und in der zweiten Halbzeit haben wir den Zugriff verloren, auch weil wir nicht mehr die Körner hatten.“
Die Gelb-Rote Karte für Michelle Reifenberg führte zu den siegbringenden Umstellungen, danach war die SG wieder am Drücker und nutzte einen von drei Eckbällen in Serie zum Siegtor. „Das war eine reine Willensleistung, gepaart mit etwas Spielglück“, zieht Strotzer die Bilanz, „den Ausschlag hat unser größerer Siegeswille gegeben.“ So oder so ähnlich soll es auch am Sonntag laufen, hofft Strotzer – mit kleinen Einschränkungen: „Wir sollten 15 bis 20 Minuten länger die Intensität hochhalten – oder früher deutlich führen.“ Damit die Bäckermädchen weiter positive Schlagzeilen schreiben.