Nach zwei 1:0-Siegen in Folge steht das Stimmungsbarometer bei den Zweitliga-Fußballerinnen der SG 99 Andernach auf Hoch. Auch wenn die Tabelle anderes nahelegt, rechnen sich die Bäckermädchen nun auch im Heimspiel gegen den Tabellendritten Hamburger SV (Sonntag, 11 Uhr) im Andernacher Stadion eine Außenseiterchance aus.
„Ein Unentschieden würde ich unterschreiben“, formuliert Trainer Thomas Strotzer die vorsichtige Zuversicht. Und wünscht sich reichlich Regen bis zum Sonntag: „Der HSV tut sich auf unserem Rasenplatz schwer, umso mehr, wenn es sich um tiefes Geläuf handelt“, frotzelt er in Richtung Hamburg.
Andernach muss in der Offensive zulegen
Die Andernacherinnen müssen allerdings vor allem in der Offensive zulegen. Jeweils nur ein mageres Törchen entschied die Kellerduelle gegen Gütersloh und Freiburg zugunsten der SG 99. Strotzers Trainerkollegin Isabelle Hawel sprach nach dem Auswärtserfolg in Freiburg einen der Gründe für die Torflaute an: „Wir hatten wieder ungefähr ein Dutzend Eckbälle für uns, und keiner war so richtig gefährlich“, kritisierte Hawel, „dabei war das immer eines unserer Erfolgsrezepte. Und wir versuchen uns an denselben Varianten wie früher.“
Hawel vermisst nach den Hereingaben von Lisa Kossmann oder Leonie Stöhr bei den Adressatinnen der Ecken „den unbedingten Willen, das Ding über die Linie zu drücken. Warum schaffen wir das nicht?“
Standards haben gegen HSV große Bedeutung
Zwar hatten die langen Freiburger Abwehrspielerinnen körperliche Vorteile, aber das hat eine Magdalena Schumacher, eine Kathrin Schermuly oder eine Carolin Schraa früher nicht daran gehindert, die eine oder andere Flanke ins Netz zu wuchten, egal mit welchem Körperteil. Gegen den HSV kommt den Standards eine verschärfte Bedeutung zu, weil sich den Andernacherinnen aus dem Spiel wohl nicht viele Torchancen bieten werden.
Die Hamburgerinnen sind auf fremden Plätzen noch unbesiegt, haben den Aufstieg aber trotzdem noch nicht in der Tasche. Während Nürnberg und Union Berlin mit großem Vorsprung davonziehen, muss sich der HSV des SV Meppen erwehren, der nach einer erstinstanzlichen Entscheidung des DFB-Sportgerichts zwei weitere Punkte am grünen Tisch erhalten soll.
Bayern legen gegen Urteil Widerspruch ein
Beim Meppener 1:1 in München erzielte eine Bayern-Spielerin in der Nachspielzeit den Ausgleich, die nicht auf dem Spielberichtsbogen stand. Die Bayern haben gegen das Urteil Einspruch eingelegt, nun soll die Rolle der Schiedsrichterin bei diesem Vorgang geprüft werden. Bleibt es bei einem Punktabzug für München, „dann ist das auch für uns interessant“, sagt Thomas Strotzer. Denn dann beträgt der Bayern-Vorsprung auf Andernach nur noch drei statt vier Punkte.
Dass den Meppenern dieses Urteil, so es Bestand hat, im Aufstiegsrennen helfen kann, bezweifeln die Fachleute. Strotzer gibt die Einschätzungen wieder, die er bei einem Treffen der Zweitligatrainer in dieser Woche in Frankfurt zu hören bekam: „Nürnberg, Union und der HSV werden deutlich am höchsten gehandelt.“ Über die möglichen Absteiger wurde in Frankfurt nicht spekuliert.