Nach vier Wochen intensiver Arbeit an Fitness, Form und Stimmung wird es für die Fußballerinnen der SG 99 Andernach am Sonntag ernst im Abstiegskampf. Mit dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (14 Uhr in Mendig) beginnt für die Zweitliga-Fußballerinnen der SG 99 die Rückrunde, die noch 13 Möglichkeiten bietet, den Vier-Punkte-Rückstand aufs rettende Ufer aufzuholen und den Absturz in die Regionalliga zu verhindern.
„Die Zuversicht ist groß, dass wir als Team einen Schritt nach vorn machen“, gibt sich SG-Kapitänin Lisa Kossmann optimistisch, „in den ersten Spielen gegen Gladbach und in Weinberg wollen wir wieder reinkommen, ab März zählt es dann. Unmöglich ist nichts, in der Liga kann jeder jeden schlagen.“
Andernacherinnen finden wieder Spaß am Toreschießen
In drei Testspielen gegen Regionalligisten haben die Andernacher Bäckermädchen wieder Spaß am Toreschießen gefunden und die Abwehr stabilisiert. Ob das reicht, um gegen die Zweitligakonkurrenz zu bestehen, bleibt abzuwarten. Noch immer leidet die Mannschaft unter Verletzungs- und Krankheitspech, neben den Dauerpatienten Vanessa Zilligen und Zoe Brückel (beide Kreuzbandriss) fällt auch die erkrankte Kathrin Schermuly aus, der Einsatz von Carolin Schraa ist fraglich. Der neue SG-Trainer Thomas Strotzer traut der Stürmerin keinen 90-Minuten-Einsatz zu und rätselt: „Ist es besser, sie von Anfang an zu bringen oder später einzuwechseln?“
An hartnäckigen Erkältungen leiden auch Madgalena Schumacher, Isabel Pfeiffer sowie Neuzugang Paula Petri. Strotzers Hoffnung, die Ausfälle von Akteurinnen „mit Stammelf-Qualität“ (Kossmann) durch einige „junge Wilde“ zu kompensieren, könnte trügerisch sein. Zwar haben Spielerinnen wie Jette Schulz, Sarah Klyta und Malou Müller in den Testspielen überzeugt, doch Strotzer muss sich von seiner Mit-Trainerin Isabelle Hawel belehren lassen: „In der 2. Liga herrscht ein ganz anderes Niveau.“
Die Defensive macht weniger Sorgen
Statt Mittelfeld-Motor Schermuly wird das Trainerteam wohl Leonie Stöhr mit deren Aufgaben betrauen: „Sie hat selbst angemerkt, dass sie momentan nicht so torgefährlich ist wie gewohnt. Aber sie kommt. In der Mittelfeld-Position ist sie mehr im Spiel, und sie kann auch richtig dazwischen krachen.“ Die Defensive mit Schumacher und Leonie Krump macht weniger Sorgen. „Eigentlich bin ich ein gelernter Sechser“, erklärt Krump, geboren in Prüm, die 2023 vom 1. FC Köln nach Andernach kam. „Hier habe ich aber fast immer in der Innenverteidigung gespielt. Neben Maggi macht das Spaß, ich fühle mich sehr wohl und kann dem Team helfen.“
Eine entscheidende Rolle wird die psychische Verfassung der SG99-Frauen spielen. Das gescheiterte Experiment mit einem Trainer ohne Erfahrung mit kickenden Frauen hat Spuren hinterlassen. „Es gab zu viele Umstellungen, die bewährte Mannschaft wurde auseinandergerissen“, beschreibt Kapitänin Kossmann, die wenige Wochen nach der Geburt ihres ersten Kindes im vergangenen Mai wieder auf dem Platz gestanden und seitdem kaum ein Training oder Spiel ausgelassen hat. „Wir haben den Glauben an uns verloren, dabei wissen wir, dass wir Fußball spielen können. Das ist eine Kopfsache.“ Krump bestätigt: „Die Hinrunde verlief frustrierend, da machte sich ein Gefühl der Hilflosigkeit breit. Die Zusammenarbeit mit dem Trainer war nicht so reibungslos, wie wir das gewohnt waren, er hatte halt eine andere Fußball-Philosophie.“
Die Bilanz gegen Mönchengladbach sieht schlecht aus
Erst eines von acht Pflichtspielen gegen die Borussia hat Andernach bisher gewonnen. Im Dezember 2023 erzielte Kathrin Schermuly beide Tore zum 2:1-Heimsieg, ebenfalls in Mendig. Dass die Mädels aus Mönchengladbach bereits am kommenden Mittwoch zum Viertelfinale im DFB-Pokal beim Zweitliga-Konkurrenten Hamburger SV antreten, kann laut Strotzer zum Vorteil für seine Mannschaft werden: „Vielleicht sind die Gladbacher abgelenkt oder schonen die eine oder andere Spielerin. Wenn sie uns unterschätzen, würde uns das helfen.“ Doch Strotzer setzt lieber auf die eigenen Qualitäten: „Wir sollten bei uns bleiben, die Mädels haben Lust, zu verteidigen und den Gegner zu ärgern.“