„Heute bin ich sehr zufrieden“, meinte SG-Trainer Florian Stein, „das einzige Manko war, dass wir hintenraus noch viel höher hätten gewinnen können.“ Vor allem Julia Schermuly, die diesmal selbst ohne Torerfolg blieb, arbeitete mit ihrem aggressiven Anlaufen der letzten Nürnberger Abwehrreihe und daraus resultierenden Ballgewinnen Chancen heraus.
Hätte Lisa Umbach nach Julia Schermulys Vorlage selbst einen Schuss gewagt statt vergeblich den Pass zu Maren Weingarz zu versuchen, hätten die Bäckermädchen früh in Führung gehen können (13.). Stattdessen fiel das erste Tor auf der anderen Seite. Die Mädels des traditionsreichen „Club“ setzten meist auf lange Bälle und schnelle Sprints und erzwangen so nach einer halben Stunde ihren zweiten Eckstoß. Jessica May schlug den Ball Richtung zweiter Pfosten, Elena Mühlemann köpfte ihn per Aufsetzer ins Eck (29.).
Schumacher verwandelt Freistoß direkt
Die Bäckermädchen, deren Kombinationsspiel bis dahin noch nicht in Fluss gekommen war, vernahmen den Weckruf und erhöhten den Druck. Nur zwei Minuten nach dem 0:1 flankte Alina Wagner von links, Nürnbergs Torfrau Lea Paulick rammte die heranstürmende Julia Schermuly rabiat zu Boden, doch Fifa-Schiedsrichterin Fabienne Michel wollte den geforderten Elfmeter nicht pfeifen.
„Elfter und Rote Karte“, urteilte Stein, „das war eine klare Tätlichkeit.“ Die Szene ging weiter und Andernach bekam einen Freistoß, gut 20 Meter vor dem Tor in zentraler Position. „Schieß ihn einfach rein, Maggie“, rief ihr immer noch erzürnter Trainer von draußen. Abwehrchefin Schumacher tat wie geheißen und versenkte den Ball mit Wucht im Winkel – 1:1 (35.).
Bäckermädchen die reifere Mannschaft
„Maggies Freistoß war der Gamechanger“, analysierte Trainer Stein hinterher, „danach haben wir gezeigt, dass wir die reifere Mannschaft sind.“ Die das kurz vor der Pausenpfiff auch zahlenmäßig darstellte. Wieder hatte Julia Schermuly den Ball erobert, zog durch bis zur Grundlinie und servierte maßgenau für Lisa Umbach, die zur Halbzeitführung nur noch einschieben musste (45.).
„Das 2:1 war wunderschön herausgespielt, das muss ich mir nachher noch mal im Video anschauen“, schwärmte Trainer Stein, der mit den Zuschauern nur wenige Minuten nach Wiederbeginn erneut jubeln durfte. Das 3:1 fiel nach bewährtem Muster: Lisa Umbach schlug eine Ecke von rechts dicht vors Tor, im Gewühl fand die Fußspitze von Kathrin Schermuly den Ball als erste und bugsierte ihn über die Linie (52.).
Vierter Treffer wil nicht mehr fallen
In der Folge zeigten die Bäckermädchen, was sie fußballerisch draufhaben. Für ihre ansehnlichen Ballstafetten und Doppelpässe ernteten sie immer wieder Szenenapplaus von den Rängen, versäumten vor lauter „Spielrausch“ (Stein) nur das Toreschießen. Julia Schermuly und Alina Wagner mit einer Doppelchance (59.) und noch einmal Julia Schermuly, die nach Lisa Umbachs Steckpass frei vor Torfrau Paulick das Tor nur knapp verpasste (80.), kamen dem vierten Treffer am nächsten. Allein, er wollte nicht mehr fallen.
Trainer Stein verpasste der verhinderten Torjägerin noch ein Sonderlob und fand den positiven Aspekt an der Torfolge: „Wir haben wieder drei verschiedene Torschützinnen. Deshalb sind wir so schwer auszurechnen.“
SG 99 Andernach – 1. FC Nürnberg 3:1 (2:1)
SG 99 Andernach: Van der Laan – Dillenburg (46. Schmahl), Engels, Schumacher, Hisenaj – Kathrin Schermuly, Zilligen – Weingarz (87. Wäschenbach), Umbach, Wagner (87. Brück) – Julia Schermuly.
1. FC Nürnberg: Paulick – Thöle, Bogenschütz, May – Richert – Führlein (80. Janssen) – Felix, Kusch (85. Schneider), Mühlemann, Lein – Fournier.
Schiedsrichter: Fabienne Michel (Gau-Odernheim). Zuschauer: 150.
Tore: 0:1 Elena Mühlemann (30.), 1:1 Magdalena Schumacher (35.), 2:1 Lisa Umbach (45.), 3:1 Kathrin Schermuly (54.).