Der Hoffnungsschimmer am Horizont hat sich zu einem veritablen Lichtstrahl ausgewachsen. Mit dem 2:1 (1:1)-Heimsieg gegen die zweite Mannschaft der Frankfurter Eintracht haben die Fußballerinnen der SG 99 Andernach einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Klassenverbleib in der 2. Bundesliga getan. Andernach hat vier der letzten fünf Spiele gewonnen und weist nach den Niederlagen der Konkurrenz nun vier Punkte Vorsprung vor dem ersten Abstiegsplatz auf.
Ein Sieg, wahrscheinlich schon zwei Unentschieden, reichen der SG 99 aus den letzten beiden Spielen, um den rettenden elften Tabellenplatz zu sichern. „Jetzt müssen wir keinen mehr überholen“, gab eine strahlende Trainerin Isabelle Hawel die gelöste, fast schon euphorische Stimmung im Andernacher Lager wieder. „Wir entscheiden über unser Schicksal, egal, was die Konkurrenz macht.“

Gegen eine spielstarke und ehrgeizige Frankfurter Mannschaft mussten die SG99-Frauen und ihr Anhang allerdings lange auf die Erlösung warten. In der ersten Halbzeit hatte eine zum ersten Pfosten geschlagene Ecke den Andernacherinnen die frühe Führung beschert. Aus der dichten Spielertraube vor dem Tor schraubte sich Malou Müller am höchsten und köpfte den Ball zum 1:0 über die Linie (11.). Ob die kopfballstarke Innenverteidigerin tatsächlich als Letzte am Ball war, konnte sie selbst nicht bestätigen: „Ich weiß es nicht, da war es so eng.“ Der Treffer, ihr dritter im dritten aufeinanderfolgenden Spiel, wurde der 18-Jährigen dennoch gutgeschrieben.
Andernach verliert nach Führung die Kontrolle
In der Folge verloren die Andernacher Bäckermädchen zunehmend die Spielkontrolle und ließen die Eintracht kommen: „Wir wirkten vor der Pause nicht wach, hatten keinen Zugriff, weil die Abstände zu groß waren“, kritisierte Hawel. So war das auch beim Frankfurter Ausgleich, den Elena Mühlemann freistehend mit einem raffinierten, vielleicht auch nur verunglückten Heber aus 18 Metern erzielte (40.). Laura van der Laan stand zu weit vor dem Tor und kam nicht mehr ran: „Der Ball flog ganz komisch, dann kam ich einen halben Schritt zu spät“, beschrieb sie ihr Missgeschick, „zum Glück haben die anderen meinen Patzer ausgebügelt.“
Bis dahin war es aber noch ein weiter Weg. Zwar erhöhten die Andernacherinnen in der zweiten Hälfte den Druck, gewannen die Mehrzahl der Zweikämpfe „auch in den gefährlichen Räumen“, wie Hawel betonte, taten sich aber schwer mit dem Herausspielen klarer Torchancen. Die Eintracht-Frauen verteidigten mit allen Mitteln, nahmen eine Handvoll Gelber Karten in Kauf und hatten Glück, dass Schiedsrichterin Anna-Lena Weiss nach dem Schuss von Leonie Wäschenbach kein elfmeterwürdiges Handspiel auf Frankfurter Seite sah (67.). Gästetorfrau Lina Altenburg wehrte ab, was auf ihr Tor kam, auch einen gefährlichen Schuss von Lisa Kossmann, nach dem es überraschenderweise Abstoß gab (74.).
Kathrin Schermuly erzielt Siegtreffer „mit dem Bauch“
Am Ende war’s wieder ein Eckball, der zur Entscheidung führte. Nach der Kritik der Trainerin an den harmlosen Standards haben die Bäckermädchen rechtzeitig ihr einstiges Erfolgsrezept wiederbelebt. Leonie Stöhr, die kurz danach nach einem krachenden Pressschlag mit dickem Knöchel vom Platz musste, zirkelte den Ball in die gefährliche Zone, und Kathrin Schermuly beförderte ihn irgendwie ins linke Toreck (85.). „Mit dem Bauch“, klärte die glückliche Schützin nach ihrem ersten Saisontor lächelnd auf. Das späte 2:1 löste überschwängliche Jubelszenen bei Andernach aus, die sich nach dem Schlusspfiff fortsetzten. „Wir sind alle sehr erleichtert“, kommentierte Stürmerin Carolin Schraa.
Gesteigert wurde die Andernacher Freude durch das gelungene Kurz-Comeback von Vanessa Zilligen, die fast ein Jahr nach ihrem zweiten Kreuzbandriss erstmals wieder auf dem Platz stand. „Überragend“, fand Trainerin Hawel die Rückkehr der Führungsspielerin, als „unbeschreiblich“ beschrieb Zilligen ihre Gefühle. „Und der Sieg macht diesen Tag perfekt.“ Perfekt ist der Klassenverbleib aber noch nicht. Dass kein Übermut aufkommt, verspricht Rückkehrerin Zilligen: „Wir bleiben konzentriert.“
SG 99 Andernach – Eintracht Frankfurt II 2:1 (1:1)
SG 99 Andernach: Van der Laan – Stöhr, Engels (46. Hisenaj), Müller, Schumacher, Weingarz (69. Wagner) – Schermuly, Krump – Wäschenbach (80. Zilligen), Kossmann, Stöhr – Schraa (90. Schulz).
Eintracht Frankfurt II: Altenburg – Bednorz (82. Maier), Specht, Wallrabenstein – Mühlemann, Zimmermann, Wild (76. Schäfer), Rueckert (68. Demirbas) – Berg, Schmidt-Sommer (82. Maier), Schwoerer.
Schiedsrichterin: Anna-Lena Weiss (Holzwickede).
Zuschauer: 315.
Tore: 1:0 Malou Müller (11.), 1:1 Elena Mühlemann (40.), 2:1 Kathrin Schermuly (85.).
Nächste Aufgabe für Andernach: Auswärtsspiel am Sonntag, 11. Mai, 14 Uhr, beim SC Sand.