Der Blick auf die Tabelle der 2. Frauen-Bundesliga verspricht Spannung bis zum letzten Spieltag. Zumindest, was die Abstiegsfrage angeht, denn die sechs Teams ab Platz 11, derzeit der FC Ingolstadt mit 16 Punkten, liegen jeweils nur einen Punkt auseinander. Für die Fußballerinnen der SG 99 Andernach, Vorletzter mit 12 Zählern, ist also nach der 1:4-Heimniederlage gegen Spitzenreiter 1. FC Nürnberg das rettende Ufer weiter in Reichweite, auch wenn der Spielplan als nächste Aufgabe ein Auswärtsspiel beim Tabellenzweiten FC Union Berlin vorsieht. Am Sonntag ab 14 Uhr im Stadion an der Alten Försterei zu punkten, ist nach der Papierform für die Bäckermädchen nahezu ein Ding der Unmöglichkeit.
SG-Trainer Thomas Strotzer tröstet sich mit dem Blick in die Zukunft: „Wir konzentrieren uns besser auf die folgenden Spiele, in denen wir etwas mitnehmen können – und müssen.“ Die Partie bei den Berliner Profis, die unter Erstligabedingungen arbeiten, sieht der Coach als „Bonusspiel“.
Berliner mit vier Neuen noch bessser
Die Unionerinnen haben ihre einzige Saisonniederlage, ein 1:2 gegen Eintracht Frankfurt II, im eigenen Stadion erlitten. Im Winter sind vier Neue zum ohnehin bestens ausgestatten Kader gestoßen, darunter Angreiferin Nele Bauereisen aus Nürnberg und Verteidigerin Tomke Schneider von der Frankfurter Zweiten. Prompt gewann Berlin die richtungsweisenden Auftaktpartien beim HSV (2:1) und vor mehr als 5000 Zuschauern gegen den „Club“ (4:0), nach dem 1:0 in Weinberg hat Union schon sieben Punkte Vorsprung auf Nichtaufstiegsplatz 4.
„Wir erwarten ein ähnliches Spiel wie gegen Nürnberg“, sagt SG-Trainer Strotzer, „beide spielen angriffslustigen Vollgasfußball und haben auf allen Positionen individuelle Klasse auf einem ganz anderen Niveau zu bieten.“ Trotzdem leistete sein Team dem Nürnberger „Club“ mehr als eine Halbzeit lang erfolgreich Widerstand. „Bis zum 1:2 war kein Klassenunterschied zu erkennen“, blickt Strotzer zurück, „danach merkte man, wer wo in der Tabelle steht.“
Gegenüber Nürnberg fehlt nur Weingarz bei SG
Vom Aufgebot des Nürnberg-Spiels fehlt in Berlin nur die erkrankte Maren Weingarz. Das freut das Andernacher Trainerteam Isabelle Hawel und Thomas Strotzer: „Unser Ziel ist es, möglichst vielen Mädels Spielpraxis zu verschaffen“, plädiert Strotzer für munteres Durchwechseln, „gegen Nürnberg haben die Eingewechselten in der Schlussphase gute Ballpassagen gezeigt und zwei Abschlüsse herausgespielt. Das spricht für sie.“ Magdalena Schumacher kommt vielleicht wieder für die Startelf in Frage, Alina Wagner, zurück aus den USA, verschafft sich über die zweite Mannschaft in der Regionalliga Spielpraxis.
Der sportliche Ausflug in die Hauptstadt beginnt für die Bäckermädchen und ihren Begleittross bereits am Samstagmorgen mit der Anreise, nach Übernachtung und Spiel geht es direkt auf die rund zehnstündige Heimfahrt. „Und während die Union-Spielerinnen am Montagmorgen erst mal ein Kältebad nehmen, gehen unsere Mädels auf die Arbeit“, beschreibt Thomas Strotzer die Realität.