SG 99 bleibt Zweitligist
Andernacherinnen jubeln schon vor dem Spiel
Die Andernacherin Maren Weingarz (weiße Hose) im Zweikampf - beim 0:6 gegen den SC Sand gab's diesmal nichts zu holen für die SG 99. Der Klassenverbleib stand aber schon vor dem Anpfiff fest.
Norina Tönges

Dass die Andernacher Fußballerinnen 0:6 beim SC Sand verloren, konnte die Freude über den Klassenverbleib in der 2. Liga kaum trüben. Denn den hatte die SG 99 schon vor dem Anpfiff sicher.

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Zuerst die gute Nachricht: Die Fußballerinnen der SG 99 Andernach spielen auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga. Die Botschaft vom gesicherten Klassenverbleib erreichte die Andernacherinnen schon vor dem Anpfiff ihres Auswärtsspiels in Willstätt, weil die Tabellennachbarn SV Weinberg (1:4 gegen Mönchengladbach) und SC Freiburg II (0:3 beim Hamburger SV, der sich dadurch wie tags zuvor die HSV-Männer den Bundesligaaufstieg sicherte) am vorletzten Spieltag ohne Punkte blieben.

„In unserer Kabine war der Jubel riesengroß“, berichtete SG-Trainerin Isabelle Hawel, „man hat gespürt, wie von uns allen eine mächtige Last abgefallen ist.“ Prompt setzten ihre Schützlinge die Partie beim SC Sand in ebendiesen, lagen schon nach 45 Minuten mit 0:5 hinten und verpassten beim 0:6-Endstand ihre bisher höchste Zweitligapleite, das 0:7 aus dem Hinspiel im Dezember, nur um einen Gegentreffer.

„Wir wirkten gedanklich nicht auf der Höhe, wie abwesend, und sind von Sand regelrecht überrannt worden.“
Andernachs Trainerin Isabelle Hawel

„Nach den Ergebnissen des Vormittags war uns klar, dass uns ein ganz großer Spagat bevorsteht“, gab Hawel die Stimmung im Trainerteam wieder, „und den haben wir nicht hinbekommen.“ Vor allem in Halbzeit eins „ist es uns nicht gelungen, Spannung in unserem Spiel aufzubauen, wir wirkten gedanklich nicht auf der Höhe, wie abwesend, und sind von Sand regelrecht überrannt worden.“

In der zweiten Minute traf Sarah Wiesner für den SCS die Latte, zwei Minuten später traf Sanja Homann zum 1:0 für die Gastgeberinnen, die sich weitgehend ungehindert durch die Andernacher Hälfte bewegen durften. Nach einem Foul der allein gelassenen Torfrau Laura van der Laan verwandelte Julia Matuschewski den fälligen Elfmeter zum 2:0 (12.), das 3:0, das Paige Gayle nach einem Konter erzielte (33.), war schon die frühe Entscheidung.

Lisa Kossmann trifft nur das Lattenkreuz

Wenige Sekunden zuvor hatte Lisa Kossmann bei der ersten Andernacher Torannäherung nur das Lattenkreuz getroffen; für Isabelle Hawel eine „Schlüsselszene: Wenn uns da das Anschlusstor gelingt, hätte uns das vielleicht wachgerüttelt.“ So schlummerten die Bäckermädchen weiter und kassierten durch einen Doppelschlag kurz vor der Pause die Gegentore vier und fünf.

0:5 zur Pause, exakt so war es auch im Hinspiel gelaufen, da wurden unangenehme Erinnerungen wach. „Wir haben dem Gegner alles vor die Füße geworfen“, fand Hawel einen drastischen Vergleich. Präziser gesagt: „Wir haben keine Zweikämpfe gewonnen und mussten dadurch immer wieder in Laufduelle, die wir gegen die schnellen Gegnerinnen nicht gewinnen konnten.“

SG 99 begrenzt den Schaden in der zweiten Hälfte

Etwas besser sah das Andernacher Spiel in der zweiten Halbzeit aus, auch weil die Gastgeberinnen ihr offensives Engagement deutlich herunterfuhren. „Eine Reaktion unsererseits war da“, fand Hawel, „so haben wir wenigstens Schadensbegrenzung betrieben und nicht zweistellig verloren.“ Den sechsten und letzten Treffer erzielte erneut Routinier Matuschewski mit einem sehenswerten Sonntagsschuss aus großer Distanz genau in den Winkel (68.), damit war der Sander Torhunger gestillt.

Sie feierte ihr Comeback: Zoe Brückel.
Norina Tönges

„Schade, dass wir nicht wenigstens ein Tor erzielt haben“, bedauerte die Trainerin, wollte aber keine Fundamentalkritik üben. „Nach den Monaten voller Abstiegsangst ist so viel Druck von den Mädels abgefallen“, erklärte sie den neuerlichen Systemausfall gegen das Team aus dem Ortenaukreis, „das können wir ihnen nicht übel nehmen.“ Lieber lenkte sie den Blick auf das halbstündige Comeback von Zoe Brückel nach 14-monatiger Verletzungspause: „Schön, dass sie wieder auf dem Platz steht. Sie hat wieder die Ruhe ausgestrahlt, wie wir sie kennen.“

Ob die hochtalentierte Abwehrakteurin und andere Führungsspielerinnen auch in der kommenden Zweitligasaison das Andernacher Trikot tragen werden, steht noch in den Sternen. Hawel und ihr Mittrainer Thomas Strotzer wollen in der kommenden Woche die Gespräche intensivieren, ehe es im letzten Punktspiel gegen den VfL Bochum vor allem darum geht, den Sechserpack von Sand vergessen zu machen: „Wir wollen uns mit einer zweitligareifen Leistung aus der Saison verabschieden“, verspricht Isabelle Hawel.

SC Sand – SG 99 Andernach 6:0 (5:0)

SG 99 Andernach: Van der Laan – Stöhr (60. Zilligen), Hisenaj (80. Reifenberg), Schumacher, Müller (60. Brückel), Weingarz – Wäschenbach, Schermuly (80. Wagner), Kossmann, Krump – Schraa (80. Pfeiffer).

Schiedsrichterin: Paula Mayer (Elversberg).

Zuschauer: 476.

Tore: 1:0 Sanja Homann (4.), 2:0 Julia Matuschewski (12., Foulelfmeter), 3:0 Paige Gayle (34.), 4:0 Leni Fischer (44.), 5:0 Sanja Homann (45.), 6:0 Julia Matuschewski (68.).

Letztes Saisonspiel für Andernach: am Sonntag, 18. Mai (14 Uhr), Heimspiel gegen den VfL Bochum.

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