Abschiedstränen bei SG 99
Andernacher Saison endet mit Gegentor in Nachspielzeit
Zum Abschluss der Saison gab's für die SG 99 Andernach (am Ball Carolin Schraa) eine knappe Niederlage gegen Bochum.
Norina Tönges

Zwar haben die Andernacher Fußballerinnen ihr letztes Spiel knapp verloren, aber am Ende überwiegt die Freude über den Klassenverbleib.

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In der allerletzten Szene der Saison platzte die Andernacher Hoffnung auf einen Punktgewinn zum Saisonfinale und den Sprung auf Tabellenplatz 10. Gegen den ambitionierten Aufsteiger VfL Bochum, der nach einer vielversprechenden Hinrunde in der schwachen Rückserie seine Chance auf den Durchmarsch in die Bundesliga verspielt hatte, kassierten die Zweitliga-Fußballerinnen der SG 99 in der vierten Minute der Nachspielzeit den Gegentreffer zum 1:2.

Während die Gäste ihren ersten Dreier nach acht sieglosen Spielen feierten wie eine Meisterschaft, schlichen die Andernacher Bäckermädchen mit betretenen Mienen vom Platz. Die Enttäuschung über eine rundum unverdiente Niederlage wich bei Cheftrainerin Isabelle Hawel und ihren Schützlingen aber schon bald positiven Gedanken: „Vor allem in der zweiten Halbzeit hatten wir viele Torchancen, haben den zweiten Treffer aber nicht gemacht“, fasste sie die 90 plus vier Minuten zusammen, „aber das ist letztlich auch egal.“

Große Freude bei den Andernacherinnen nach dem 1:0.
Norina Tönges

Den vorzeitigen Klassenverbleib hatten die Andernacherinnen nach langen Wochen auf den Abstiegsplätzen bekanntlich durch vier Siege aus fünf Spielen in der Crunchtime der Saison sichergestellt, jetzt richten sich die Blicke auf die achte Spielzeit in der 2. Liga.

Die Zukunft sieht trotz des kräftigen Aderlasses – sieben Spielerinnen sowie Trainer Thomas Strotzer verlassen nach derzeitigem Stand den Verein – weniger düster aus als befürchtet. Gegen Bochum standen mit Ausnahme von Torfrau Laura van der Laan nur Spielerinnen in der Startelf, die sicher oder – wie Zoe Brückel – wahrscheinlich auch im nächsten Jahr das Andernacher Trikot tragen werden.

Zoe Brückel erzielt die Andernacher Führung

Ausgerechnet Brückel, die nach zwei Kreuzbandrissen und entsprechend langer Fußballpause ein beeindruckendes Startelf-Comeback feierte, erzielte kurz vor dem Ende einer ereignislosen ersten Halbzeit die Andernacher 1:0-Führung, als sie sich nach einer schlecht abgewehrten Ecke aus dem Gewühl befreite und vom Elfmeterpunkt ins Eck traf (45.+2).

Zum zweiten Durchgang traten die Bochumerinnen tatendurstig und motiviert an, und doch gingen die ersten Chancen an Andernach. Kapitänin Lisa Kossmann scheiterte mit einer Doppelchance an VfL-Torfrau Leonie Doege und dem Aluminium (48.), Doege rettete auch gegen Leonie Wäschenbach (56.), und Malou Müller traf per Kopf nach Kossmanns Ecke ebenfalls die Latte (57.).

Zoe Brückel (am Ball) holt zum Torschuss aus.
Norina Tönges

Prompt glich Bochum nach einem prima Konter durch die eingewechselte Anna-Latifa Uebing aus (59.), doch das Andernacher Chancenfestival ging weiter. „Die Mannschaft spielt wie vor einem Jahr“, schwärmte Zuschauerin Kathrin Schermuly, die sich am Ende einer nerven- und kräftezehrenden Saison zum Finale eine Spielpause gönnte. In der Tat zeigten vor allem die „Veteraninnen“ des Andernacher Höhenflugs, wie gut sie zusammenspielen können. Es fehlten halt nur, auch das ist nichts Neues, die Tore. Selbst nach dem verletzungsbedingten Ausscheiden der kurz zuvor eingewechselten Leonie Stöhr spielten die SG99-Frauen zu zehnt noch eine Handvoll Topchancen heraus, die Carolin Schraa (86.), Alina Wagner (88.) und Isabel Pfeiffer (90.+3) nicht nutzten. So standen sie am Ende mit leeren Händen, aber überwiegend fröhlichen Gesichtern da. Die vereinzelten Tränen kamen vom Abschiedsschmerz.

Isabelle Hawel bleibt Chefin des SG99-Trainerteams

„Total schade“, fand Isabelle Hawel nach dem Schlusspfiff den Abschied ihres Trainerkollegen Thomas Strotzer. „Unsere Zusammenarbeit hat sehr gut funktioniert.“ Ihre eigene Funktion als Chefin des Trainerteams bleibt unangetastet, trotz aller familiären Verpflichtungen: „Da hängt nun mal mein Herz dran.“

So ist das auch bei etlichen ihrer Schützlinge. Kathrin Schermuly musste nicht lange überlegen, warum sie trotz beruflicher Belastung ein weiteres Jahr dranhängt: „Wegen der Mannschaft, sonst würde ich aufhören. Aber solange Fußball Spaß macht, bleibe ich dabei.“ Auch Mitspielerin Carolin Schraa, mit sieben Saisontreffern beste Torschützin der SG 99, will „noch mal mit dieser Mannschaft spielen und es besser machen als vergangene Saison“.

SG 99 Andernach - VfL Bochum 1:2 (1:0)

SG 99 Andernach: Van der Laan - Hisenaj (73. Stöhr), Brückel (66. Engels), Schumacher, Müller, Weingarz (66. Pfeiffer) – Wäschenbach (66. Wagner), Zilligen (73. Schulz), Krump, Kossman – Schraa.

Schiedsrichterin: Sina Gieringer (Sinzheim).

Zuschauer: 285.

Tore: 1:0 Zoe Brückel (45.+2), 1:1 Anna-Latifa Uebing (58.), 1:2 Elea Golberg (90.+4).

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