SG 99 unterliegt Hamburg 1:2
Andernach schrammt gegen HSV an Überraschung vorbei
Die Andernacherin Leonie Wäschenbach (am Ball) kämpft im Heimspiel gegen den Hamburger SV um den Ball.
Norina Tönges

Die Andernacher Fußballerinnen haben gegen den Tabellendritten Hamburger SV eine starke Leistung gezeigt und sogar 1:0 geführt, Punkte im Abstiegskampf hat es allerdings nicht gegeben.

Mehr als eine Stunde durften die Andernacher Fußballerinnen im Heimspiel gegen den hohen Favoriten Hamburger SV auf Big Points im Abstiegskampf der 2. Bundesliga hoffen. Dann hatte der Tabellendritte aus dem Norden fünf hellwache Minuten und drehte den 0:1-Halbzeitrückstand in einen 2:1-Vorsprung, der bis zum Schlusspfiff Bestand hatte.

Während der HSV vor 450 Zuschauern einen großen Schritt Richtung Bundesliga machte, blieb der SG 99 Andernach nur der Stolz auf eine starke Vorstellung, die streckenweise an die besten Andernacher Zeiten erinnerte. Die Hoffnung lebt also weiter vor den letzten vier Saisonspielen, der Rückstand aufs rettende Ufer beträgt nach wie vor nur einen Punkt, der Abstand nach hinten allerdings ist geschrumpft.

Leonie Stöhr wird versetzt und macht ein „Superspiel“

Andernachs Trainerteam Thomas Strotzer und Isabelle Hawel kompensierte den kurzfristigen Ausfall von Karla Engels und Kathrin Schermuly (beide muskuläre Probleme) mit der Versetzung von Leonie Stöhr auf die rechte Verteidigerposition, wo die zuletzt glücklose Offensivkraft sich mit mutigen Grätschen als wahres Zweikampfmonster erwies. „Sie hat ein Superspiel gemacht“, lobte Strotzer.

Außerdem rückte Nachwuchskraft Malou Müller in die Startelf, und die 18-Jährige hat bekanntlich zwei Stärken: Verteidigen und Stürmen. Ersteres tat sie 90 Minuten lang zuverlässig, zu letzterem Zweck eilte sie in der 25. Minute in den Hamburger Strafraum, um die Eckballflanke von Lisa Kossmann mit so viel Wucht aufs Tor zu köpfen, dass HSV-Torfrau Inga Schuldt den Ball erst hinter der Linie herausfischen konnte – 1:0 für Andernach.

„Die erste Halbzeit hat uns komplett in die Karten gespielt. Es hat mich überrascht, dass der HSV mit so vielen überdurchschnittlichen Zweitligaspielerinnen nicht in der Lage war, uns auseinanderzuspielen.“
Andernachs Trainer Thomas Strotzer

Die umständlich und fehlerhaft agierenden Hamburgerinnen hatten bis dahin trotz optischer Feldüberlegenheit keine echte Torchance erspielt. Bei Andernach saß die erste, weil bei der Kapitänin nach der Kritik der letzten Woche der „Zauberfuß“ wieder funktionierte.

Mit der Führung im Rücken spielten die Bäckermädchen wie befreit auf, ließen weitere Ansätze für gute Chancen jedoch liegen. Die Pausenführung war dennoch verdient. „Die erste Halbzeit hat uns komplett in die Karten gespielt“, freute sich Strotzer und wunderte sich über den Gegner: „Es hat mich überrascht, dass der HSV mit so vielen überdurchschnittlichen Zweitligaspielerinnen nicht in der Lage war, uns auseinanderzuspielen.“

Leonie Wäschenbach muss in zweiter Hälfte passen

Zur zweiten Halbzeit kam die gesundheitlich angeschlagene Leonie Wäschenbach nicht mehr wieder; ihre Dynamik auf der rechten Außenbahn fehlte ebenso wie wenig später die Durchsetzungskraft von Paula Petri, die einen Tritt auf den Fuß bekommen hatte. Im Zuge dessen musste Strotzer feststellen: „Letztlich hat die Besetzung der Bank entschieden; wir konnten nicht die Qualität nachschieben wie der HSV.“

In der Tat sorgten zwei Eingewechselte für die Wende zugunsten des Favoriten. Die quirlige Lotta Wrede, vor zwei Wochen 17 geworden, verschaffte sich mit einem atemberaubenden Strafraumdribbling Platz und knallte den Ball formvollendet in den Winkel zum Ausgleich (68.). „Ein Tor aus dem Nichts“, fand nicht nur Strotzer. Fünf Minuten später schoss die zweite Jokerin Vildan Kardesler die Linksflanke von Vanessa Stöckmann am zweiten Pfosten volley in den Winkel zum 2:1 für Hamburg.

„Wir haben erneut gezeigt, dass wir mit Druck umgehen können. Wir sind gut genug, den Klassenverbleib zu schaffen, wenn wir diese Energieleistung und Wucht auf den Platz bringen.“
Thomas Strotzer, Trainer der SG 99 Andernach

So nahm die Partie letztlich den erwarteten, aber nicht zwingenden Verlauf. Zwar blieben die SG 99-Frauen im Spiel, die eingewechselte Anna-Lena Leipelt köpfte Kossmanns zweite starke Ecke knapp am Tor vorbei (90.). Doch am Ende jubelten die Hamburgerinnen, die in den Schlussminuten noch die eine oder andere „100-Prozentige“ zum dritten Tor verdaddelt hatten.

„Wir haben nach der Pause die Klarheit verloren, bei Ballbesitz falsche Entscheidungen getroffen und zu wenig Entlastung und Tempo gehabt“, legte Strotzer den Finger in die Wunden. Trotzdem hat die couragierte und spielstarke Vorstellung seines Teams den Coach überzeugt: „Wir haben erneut gezeigt, dass wir mit Druck umgehen können. Wir sind gut genug, den Klassenverbleib zu schaffen, wenn wir diese Energieleistung und Wucht auf den Platz bringen.“

SG 99 Andernach – Hamburger SV 1:2 (1:0)

SG 99 Andernach: Van der Laan – Stöhr, Schumacher, Müller, Weingarz – Reifenberg (77. Schulz), Krump – Wäschenbach (46. Klyta), Kossmann, Petri – Schraa (77. Wagner).

Schiedsrichterin: Antonia Tucholski (Habenhausen).

Zuschauer: 458.

Tore: 1:0 Malou Müller (25.), 1:1 Lotta Wrede (68.), 1:2 Vildan Kardesler (73.).

Nächste Aufgabe für Andernach: am Sonntag um 11 Uhr Auswärtsspiel bei Bayern München II.

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