Welch eine Dramatik, was für ein Happy End: Im Abstiegskampf der 2. Bundesliga verspielten die Fußballerinnen der SG 99 Andernach einen 2:0-Vorsprung bei der zweiten Mannschaft des FC Bayern München, gerieten beim Stand von 2:2 in Unterzahl und sicherten sich durch den Siegtreffer von Malou Müller doch noch drei „Big Points“ im Sportpark zu Aschheim.
Durch den 3:2-Auswärtssieg sprangen die Bäckermädchen mit einem Punkt Vorsprung auf den ersten Nichtabstiegsplatz, weil Weinberg trotz 2:1-Führung bis in die Nachspielzeit in Bochum spät zwei Punkte verlor. Im Klartext: In den drei ausstehenden Spielen gegen Frankfurt, in Sand und gegen Bochum hat die SG 99 den Klassenverbleib in der eigenen Hand.
Ein Wechselbad der Gefühle für die SG 99
Ein Wechselbad der Gefühle durchlebte nicht nur die Mannschaft, sondern auch der Andernacher Begleittross: „Zeitweise waren wir auf der Bank sehr deprimiert, denn wir haben natürlich mitbekommen, dass Weinberg lange geführt hat“, gab SG-Trainerin Isabelle Hawel die Stimmung wieder, „aber am Ende hätte es nicht besser laufen können.“
Hawel und ihr Trainerkollege Thomas Strotzer setzten wieder auf eine defensive Fünferkette und ein hohes Pressing. Das klappte zunächst ganz vorzüglich, die Andernacherinnen schnürten die Bayern in deren Hälfte ein und gingen nach einer knappen Viertelstunde durch Carolin Schraa nach Doppelpass mit Leonie Wäschenbach verdient in Führung (14.).

Torfrau Laura van der Laan faustete einen gefährlichen Linksschuss von Bayerns Spielmacherin Sarah Ernst spektakulär über die Latte (18.), dann schlugen die SG-Frauen erneut zu. Leonie Wäschenbach stand nach einem per Kopf verlängerten Einwurf frei und schoss den Ball in die kurze Ecke zum 2:0 (30.). Sechs Minuten später traf Schraa nach Rechtsflanke von Leonie Stöhr per Kopfball nur die Latte, da hätte schon alles klar sein können für Andernach.
„Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt, und eine richtig schlechte zweite.“
Andernachs Trainerin Isabelle Hawel
„Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt“, urteilte Hawel nach dem Spiel, „und eine richtig schlechte zweite.“ Das lag wohl auch daran, dass die dominierenden Andernacherinnen kurz vor der Pause doch einen Gegentreffer zuließen, als sie zu weit aufgerückt waren. „Das haben wir ganz schlecht verteidigt“, rügte die Trainerin. Bayerns Laura Darfinger konnte nach einem Steil- und zwei Querpässen freistehend einschießen (44.).
Trotzdem nahmen sich die Andernacherinnen in der Kabine vor, „kein bisschen nachzulassen“, so Hawel: Doch ihrem Team fehlte nun die Kraft zum erfolgreichen Anlaufen und die Passgenauigkeit und Effizienz der ersten Halbzeit, auch weil Leonie Stöhr mit einer Kopfverletzung zur Pause ausgeschieden war.
Andernachs Michelle Reifenberg fliegt vom Platz
So war es fast logisch, dass die Bayern durch Hanna Wegscheider Mitte des zweiten Durchgangs zum Ausgleich kamen (68.). Nun mussten die Bäckermädchen sogar um den einem Punkt bangen, und dann sah Michelle Reifenberg die zweite Gelbe Karte und flog vom Platz (74.).
„Uns war klar, dass wir eine Veränderung in unserem Spiel brauchten“, berichtete Hawel, „und die Gelb-Rote Karte war unser Umschaltmoment.“ Kurioserweise setzte die Unterzahl bei Andernach noch einmal ungeahnte Kräfte frei, die Umstellung auf ein 4-4-1 tat ein Übriges, und plötzlich waren die SG-Frauen am Drücker. „Wir wollten dieses Spiel zu 100 Prozent gewinnen“, bekräftigte Hawel.
Malou Müller köpft Ball zum 3:2 ins Netz
Zwei Ecken von Lisa Kossmann blieben ohne Ertrag, die dritte köpfte Malou Müller am kurzen Pfosten ins Netz zum 3:2 (84.). Was dann noch kam, verteidigten die Bäckermädchen leidenschaftlich weg, beflügelt wohl auch durch die Nachricht vom Bochumer Ausgleich gegen Weinberg, und als Bayern-Torfrau Anna Wellmann für den letzten Bayern-Eckball ihr Tor verlassen hatte, verfehlte Lisa Kossmann mit einem Schuss von der Mittellinie den leeren Kasten um einen knappen Meter. Dann war Schluss, und Andernach atmete auf: „Für den Kopf der Mädels kommt dieser Sieg zu einem ganz wichtigen Zeitpunkt“, freute sich Isabell Hawel, „jetzt gehen wir das Restprogramm optimistisch an.“
Bayern München II – SG 99 Andernach 2:3 (1:2)
SG 99 Andernach: van der Laan – Stöhr (46. Schermuly), Engels, Schumacher, Müller, Weingarz – Wäschenbach, Krump, Kossmann, Reifenberg – Schraa (86. Klyta).
Schiedsrichterin: Christina Junkers (Kaarst).
Zuschauer: 121.
Tore: 0:1 Carolin Schraa (14.), 0:2 Leonie Wäschenbach (31.), 1:2 Laura Darfinger (44.), 2:2 Hanna Wegscheider (68.), 2:3 Malou Müller (83.).
Bes. Vorkommnis: Gelb-Rote Karte für Michelle Reifenberg (Andernach, 76.) wegen Spielverzögerung und Foulspiel).
Nächste Aufgabe für Andernach: Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt II am Sonntag, 4. Mai, 14 Uhr.