Schließlich ist das Geläuf derzeit besonders strapaziert, tragen doch neben Fußball-Regionalligist TuS Koblenz in dieser Saison auch die beiden Oberligisten Rot-Weiss und Cosmos ihre Heimspiele in der altehrwürdigen Arena aus.
„Das Wetter hat uns bis hierhin geholfen, zudem leistet die Stadionkolonne wirklich sehr gute Arbeit“, sagt Jörg Pfeffer, Leiter des Sport- und Bäderamtes, „aber jetzt muss die Belastung des Platzes reduziert werden.“ Wie lange das sein wird, lässt er offen – es hängt schlicht vom Wetter ab. „Wir schauen von Woche zu Woche“, sagt Pfeffer. Der Spielplan der drei Vereine weist bis zur Winterpause noch insgesamt vier Heimspiele aus, ehe dann bis Anfang März der Spielbetrieb ohnehin ruht.
Finden die TuS-Heimspiele statt?
Während am vergangenen Wochenende die beiden Oberligisten bereits auf den Kunstrasen vor dem Stadion ausweichen mussten, ist dies im Fall der TuS eher unwahrscheinlich: Die beiden noch ausstehenden Heimspiele am 26. November (Stuttgarter Kickers) und am 9. Dezember (Eintracht Frankfurt II) gehen entweder im Stadion über die Bühne oder müssen abgesagt und im Frühjahr nachgeholt werden.
„Die große Zuschauerzahl bei der TuS und auch Sicherheitsaspekte lassen einen Umzug auf den Kunstrasen nicht zu“, erklärt Pfeffer. Sehr wohl aber bei Rot-Weiss und Cosmos, was zur Folge hat, dass der ohnehin stark frequentierte Platz vor dem Stadion nun noch ein paar Spiele mehr verkraften muss. „Das geht schon“, sagt der Amtsleiter, der in diesem Zusammenhang aber auch die gute Zusammenarbeit mit dem Fußballverband Rheinland hervorhebt, der dort seine Traineraus- und fortbildungen abhält.
Unmut der Vereine hält sich in Grenzen
Bei den betroffenen Vereinen hält sich der Unmut über die Ausquartierung in Grenzen. Im Gegenteil: Mit Blick auf die seit Jahren, ja Jahrzehnten, angespannte Lage arrangiert man sich. „Wir sind ja dankbar, dass wir überhaupt im Stadion spielen dürfen“, sagte Thomas Wunderlich, Sportlicher Leiter der „Cosmonauten“, am Rande der Partie gegen Mechtersheim (0:1) auf dem Kunstrasen.
Nachdem in den Vorjahren das Stadion bislang „nur“ von Rot-Weiss und der TuS genutzt worden war, hat deren Aufstieg den Rasen zusätzlich belastet. Denn: Frei nach dem Grundsatz „Gleiches Recht für alle“, wollte die Stadt auch dem aufstrebenden Verein die große Bühne nicht verwehren. „Wir bemühen uns, allen Vereinen zu helfen“, sagt Pfeffer. Und welche Argumente hätte die Stadt, um Rot-Weiss den Zugang in die Arena zu erlauben – und Cosmos nicht?
Selbst die TuS, derzeit klassenhöchster Verein der Stadt, weiß um die Nöte. „Wir spielen per Definition Profifußball und wollen dies natürlich auch unter Profi-Bedingungen tun“, sagt TuS-Präsident Christian Krey. Übermäßige Ansprüche leitet er daraus allerdings nicht ab, schließlich ist die TuS nur Mieter – und konnte sich auch in finanziell schwierigen Zeiten stets auf das Wohlwollen der Stadt verlassen.
Vereine wollen investieren
Ganz nebenbei, so räumt TuS-Trainer Michael Stahl ein, kann das tiefe Geläuf auch ein kleiner Faktor im Abstiegskampf sein. „Kombinationsfußball ist dort derzeit kaum möglich“, weiß der Coach, der mit seiner Mannschaft vor allem über Leidenschaft und die kämpferischen Elemente die Defizite gegenüber den Top-Vereinen der Liga kompensieren will.
Die insgesamt unbefriedigende Saison des ständigen Improvisierens hat die Vereine längst dazu bewogen, sich eine sportliche Heimat zu suchen, beziehungsweise die vorhandenen Strukturen zu verbessern. Rot-Weiss teilt sich seit mehreren Jahren die Trainingsplätze rund ums Stadion mit der TuS, ist aber guter Dinge, bald auf dem eigenen Areal zumindest zu trainieren. „Da geht es voran“, sagt der Sportliche Leiter Christian Noll mit Blick auf den einstigen Hartplatz, auf dessen (weitläufiger) Fläche in Zukunft ein Natur-, ein Kunstrasen sowie ein Kleinfeld stehen sollen.
Rot-Weiss hofft auf baldigen Umzug
„Da sind wir schon stolz drauf“, sagt Noll. Allein, bis dort erst die Bagger und dann die Bälle wirklich rollen, dürfte es noch eine ganze Weile dauern. Und für den Moment war der Umzug nach nebenan dem Erfolg auch gar nicht abträglich. „Wenn wir auf dem Kunstrasen immer solche Spiele haben wie gegen Engers, soll es mir recht sein“, sagt er lachend mit Blick auf das völlig irre 3:2 am Freitagabend, als die Mannschaft in der Schlussphase ein 0:2 noch gedreht hatte.
Gleichwohl weichen die Rot-Weißen zum Training bisweilen noch nach Kaltenengers (Noll: „Vielen Dank an den Verein“) aus, Cosmos nutzt den Kunstrasen in Weißenthurm. Doch beim Oberliga-Aufsteiger ist man sich einig, dass das Pendeln zwischen einzelnen Plätzen keine Dauerlösung sein kann. „Alle Vereine haben ihre Probleme, und wir wollen unseren Teil dazu beitragen, eine sportliche Heimat zu haben“, sagt Wunderlich. Der Verein nutzt vor allem die Anlage auf der Schmitzers Wiese in der Goldgrube, wo neben einem Rasen auch ein Hartplatz zur Verfügung steht.
Fest steht: Die drei Koblenzer Vereine werden sich wohl auch im Frühjahr mit den Gegebenheiten arrangieren müssen. Denn mal eben einen neuen Rasen zu verlegen, wie es mancher Profiverein im Winter praktiziert, ist in Koblenz angesichts der Kosten nicht geplant. „Das ist kein Thema“, sagt Amtsleiter Jörg Pfeffer.