Fußball Ettringen steigt nach 3:1 dank größerer Abgeklärtheit in die A-Klasse auf - 500 Zuschauer
Bad Bodendorf mangelt es an Effektivität und muss abgeklärte Ettringer in die A-Klasse ziehen lassen
Den Kopfball von Lukas Mörlebach konnte der Bad Bodendorfer Torwart Nils Schöttler zwar abwehren, am Ende aber musste er sich doch dreimal geschlagen geben. Die SG Ettringen/St. Johann gewann das Entscheidungsspiel in Gönnersdorf vor 500 Zuschauern mit 3:1. Foto: Vollrath
Vollrath

Gönnersdorf. Zweite Chance genutzt: Im Kreispokalfinale hatten die Fußballer der SG Ettringen/St. Johann noch dem klassenhöheren FC Plaidt den Vortritt lassen müssen (1:2), nur wenige Tage später haben sie nach einem 3:1 (2:1)-Erfolg im Entscheidungsspiel der beiden B-Klassenzweiten gegen den SC Bad Bodendorf ihrer Freude über den Aufstieg ins Kreisoberhaus freien Lauf lassen dürfen. 500 Zuschauer in Gönnersdorf bildeten eine stattliche Kulisse.

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Trainer Raduan Fatine, der während der 90 aufreibenden Minuten am Spielfeldrand ein Riesenlaufpensum absolviert hatte, sprach von einem historischen Tag: „Ich kann mich nicht daran erinnern, dass Ettringen in den vergangenen 20 Jahren mal in der A-Klasse gespielt hat.“ Tatsächlich hat es fast zwei Jahrzehnte gedauert. Nach einer ruhmreichen Phase mit zwischenzeitlicher Zugehörigkeit zur Bezirksliga erfolgte 1999 der Abstieg in die B-Klasse.

Elmar Schäfer, Fatines Pendant auf Bad Bodendorfer Seite, wollte seiner Mannschaft keinen Vorwurf machen: „Sie hat eine tolle Saison hingelegt mit ständigem Auf und Ab und heute gezeigt, dass sie ein würdiger Konkurrent im Spiel um den freien A-Klassen-Platz war. Jetzt müssen wir uns kurz schütteln, die Niederlage verdauen und dann wieder den Blick nach vorn richten.“

Schwer zu knabbern dürften die Fußballer aus dem Ahrkreis daran haben, dass die dominante Schlussphase mit einer Vielzahl an torreifen Szenen nichts Zählbares mehr gebracht hatte. „Ettringen war die reifere Mannschaft und wirkte in vielen brenzligen Situationen abgeklärter. Sie hat aus ihren Möglichkeiten das Maximum herausgeholt“, so Schäfer.

Dabei sah es anfangs recht gut aus für den Tabellenzweiten der Staffel Ahr. Er überraschte den Gegner mit Giftigkeit und Angriffsdruck. Die starke Abwehr, die in 26 Punktspielen nur 16 Gegentreffer zugelassen hatte, wurde bis Mitte der ersten Halbzeit kaum geprüft. Die Musik spielte nahezu ausnahmslos in der Ettringer Hälfte. Das hohe Engagement zahlte sich aus, als Björn Fiege (17.) aus etwa 16 Metern abzog und ins rechte obere Toreck zum 1:0 traf. Die Partie wäre sicherlich anders verlaufen, wenn Sven Schütter (22.) mit einem Kopfball zum 2:0 erfolgreich gewesen wäre.

So aber legte die Elf vom Hochsimmer endlich den Schalter um und erwachte aus ihrem „Tiefschlaf“, wie ihr Coach später die Anfangsphase beschrieb. Zehn Minuten reichten dann aus, um das Blatt zu wenden. Erik Franke passte den Ball quer durch den Strafraum zum frei stehenden Ahmad Alkhatib, der eiskalt zum 1:1 (34.) einlochte. Eine Minute vor dem Pausenpfiff zeigte dann Thomas Nürnberg, wie wertvoll er für sein Team ist und dass der mit 38 Saisontreffern gefährlichste Torjäger der Staffel Mayen für gewisse Situationen einen besonderen Riecher besitzt. Als Bad Bodendorfs Torwart aus dem Tor geeilt war, um an der Strafraumgrenze Schlimmeres zu verhindern, nutzte Schlitzohr Nürnberg dies gnadenlos aus, um das 2:1 zu markieren.

Nach dem Kabinengang setzte Ettringen seinen Sturmlauf fort. Was Nürnberg wegen einer Abseitsstellung nicht gelang, das erledigte Ugur Selvi wenig später, als er auf 3:1 (57.) erhöhte, nachdem Eike Idczak ihn mit einem Zuckerpass glänzend bedient hatte.

Im Anschluss gerieten sich Nürnberg und Sven Schütter in die Haare, beide mussten das Spielfeld mit Gelb-Rot verlassen, weil sie kurz zuvor wegen Foulspiels bereits die erste Gelbe Karte gesehen hatten. Die Dezimierung traf Ettringen mehr als die Schäfer-Schützlinge. „Mit Nürnberg fehlte uns jemand, der als erfahrener Spielmacher die nötige Ruhe ausstrahlt. Zudem hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt einen hohen Aufwand betrieben, die Beine wurden schwer.“ Das waren für Fatine die Gründe dafür, dass sein Team bis zum Schlusspfiff um den Sieg bangen musste.

„Das 1:3 war für mich noch nicht vorentscheidend“, gab Schäfer zu Protokoll. „Denn wer weiß, was passiert wäre, wenn eine unserer vielen Torchancen verwertet worden wäre.“ Davon gab es genug: Stefan Strohe mit seinen gefährlichen Freistößen (68., 73. und 79.), Fiege, der den Ball am leeren Tor vorbeijagte (70.) und wenig später Torwart Henrik Höfker zu einer Glanzparade zwang (76.), sowie André Suckow (83.), der ebenfalls am Torhüter scheiterte.

Jedenfalls war fast 100 Minuten lang Spannung pur angesagt in einem mitreißenden Duell zweier nahezu gleichwertiger Gegner, die sich nichts schenkten und trotz neun Gelber Karten sportliche Fairness bewahrten. Die 500 Zuschauer im Waldstadion von Gönnersdorf kamen jedenfalls voll auf ihre Kosten.Hans-Josef Schneider

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