Dabei brachten die Koblenzer das kleine Kunststück fertig, das Spiel nach einem 0:1-Rückstand in der Schlussphase mit drei Treffern binnen sieben Minuten komplett auf den Kopf zu stellen. TuS-Spielertrainer Michael Stahl brach aber nicht gleich in überschwänglichen Jubel aus, sondern betrachtete das winterliche Geschehen auf der Ostalb recht nüchtern: „60 Minuten lang war das eines unserer eher schlechteren Spiele in der aktuell guten Phase. Nach dem Doppelwechsel hatte ich aber ein gutes Gefühl. Wir haben dann das Zentrum übernommen, waren griffiger und hatten etwa ab der 70. Minute die Lufthoheit. Der Glaube, hier was zu holen, war immer da. Im letzten Spieldrittel haben wir uns das auch verdient.“
Am Freitagnachmittag zierte noch eine dicke Schneedecke das Spielfeld der Centus Arena. Um 16 Uhr macht sich eine Kolonne freiwilliger Helfer trotz anhaltenden Schneefalls ans Räumen, setzte die Arbeit tags darauf um 8 Uhr fort. Das Ergebnis konnte sich in Kombination mit der werkelnden Rasenheizung sehen lassen: Der Platz war im bespielbaren Zustand. Das sah auch Stahl so: „Der war absolut in Ordnung.“ Der Beginn der Partie verzögerte sich aber noch um eine halbe Stunde, weil es einen medizinischen Notfall im Zuschauerbereich gab.
Nach 197 Minuten setzt es mal wieder einen Gegentreffer
Der Koblenzer Coach schickte exakt jene Formation in gleicher Ausrichtung (4-1-3-2) auf diesen Untergrund, die in der Vorwoche bei der Nullnummer gegen Spitzenreiter Stuttgarter Kickers begonnen hatte. Und diese Einheit hielt gegen bemühte, aber weitgehend ideenlose Aalener lange die Gefahr fern vom eigenen Tor. Stahl: „Welle auf Welle rollte da auf unser Tor, wir haben aber sehr gut verteidigt und bis auf eine einzige Chance der Aalener in der ersten Halbzeit nichts zugelassen.“ Diese Gelegenheit im Detail: Nach scharfer Hereingabe von rechts rutschte VfR-Sturmspitze As Ibrahima Diakite in aussichtsreicher Position vorm Koblenzer Tor knapp am Ball vorbei (5.).
Relativ kurz nach Wiederanpfiff endete im zweiten Abschnitt die dann 197-minütige Phase der TuS ohne Gegentreffer. Der Aalener Stefan Wächter schaufelte einen Eckball zentral an den Fünfmeterraum, dort verlor Leon Waldminghaus das Kopfballduell mit Diakite – der wieder einmal gute Koblenzer Keeper Michael Zadach konnte den Einschlag knapp neben dem Pfosten nicht verhindern (51.).
Der Glaube, hier was zu holen, war immer da.
TuS-Trainer Michael Stahl
Nach einer knappen Stunde folgte die erste, allerdings noch kurze Unterbrechung, als Schneebälle von der Osttribüne in den Koblenzer Strafraum prasselten. Es ging weiter, die TuS nahm allmählich Fahrt auf. Aufreger in der Aalener Gefahrenzone, als Lasse Jürgens den Ball nach einem Versuch des aufgerückten TuS-Innenverteidigers Damir Grgic an den ausgestreckten Arm bekam (65.). Durchaus elfmeterwürdig, wie hinterher das Studium der Videobilder belegte, aber die hatte der Schiedsrichter, dem die Sicht aufs Geschehen versperrt war, in besagtem Moment nicht zur Verfügung.
Es dauerte bis in die Schlussphase, bevor die TuS sich das nächste Mal vielversprechend dem anvisierten Ziel näherte. Wächter trat auf der linken Angriffsseite der Koblenzer über den Ball und ebnete so den Weg für Kapitän Felix Könighaus, der die Gelegenheit nutzte, hart und flach auf den hinteren Pfosten flankte, wo der völlig ungedeckte Erijon Shaqiri nur noch einschieben musste – 1:1 (82.).
Aalen hatte sich noch gar nicht richtig von diesem Rückschlag erholt, da setzte es schon den nächsten – und zwar nach gleichem Muster. Wieder war es Könighaus, der den Ball von der linken Seite mustergültig vors VfR-Tor brachte. Diesmal stand Waldminghaus goldrichtig und grätschte den Ball über die Linie – 1:2 (84.).
Spielunterbrechung nach dem 3:1
Der Frust des Aalener Anhangs im Frost wuchs und entlud sich eine Minute vor Ablauf der regulären Spielzeit. Finaler Auslöser: Behadil Sabani traf nach Ablage von Armend Qenaj mit trockenem Schuss von der Strafraumgrenze ins Schwarze – 1:3 (89.). Worauf rund 20 vermummte Chaoten wütend den Platz stürmten. Die wenigen Ordner waren nicht Herr der Lage. Der Unparteiische unterbrach die Begegnung, die Koblenzer verzogen sich vorsichtshalber in die Kabine, während sich die Aalener Spieler bemühten, die aufgebrachten „Fans“ zu beschwichtigen und vom Platz zu scheuchen. Was schließlich auch gelang.
Knapp zehn Minuten dauerte es, dann pfiff der Schiedsrichter das Spiel auf dem doppeldeutig geräumten Feld wieder an. Stahl tauschte in den ereignislosen drei Minuten bis zum Abpfiff noch dreimal, dann stand der erste Auswärtssieg der TuS in dieser Regionalliga-Saison in den Geschichtsbüchern. Dem nun gerne im letzten Heimspiel des Jahres am Samstag weitere drei Punkte gegen Eintracht Frankfurt II folgen sollen. Stahl: „Dafür müssen wir im Vergleich zu heute aber zulegen.“
Aalen: Witte – Rahn (86. Maiella), Jürgensen, Odabas, Thermann – Meien – Preu (71. Abruscia), Kabashi (86. Kundruweit), Wächter, Kindsvater – Diakite.
Koblenz: Zadach – Waldminghaus, Grgic, Volkmer, Könighaus – Suleiman (57. Mandt) – Qenaj (101. Hasal), Sabani, Mahrla (57. von der Bracke) – Shaqiri (101. Sawaneh), Esmel (103. Ahmetaj).
Tore: 1:0 Diakite (51.), 1:1 Shaqiri (82.), 1:2 Waldminghaus (84.), 1:3 Sabani (89.).
Schiedsrichter: Sebastian Hilsberg (Mainz).
Zuschauer: 1097.
Gelbe Karten: Odabas, Rahn, Jürgensen – Königsfeld, Esmel, von der Bracke, Waldminghaus.
Nächste Aufgabe für Koblenz: am Samstag um 14 Uhr gegen Eintracht Frankfurt II.