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Koblenz

Für die Oberligisten gibt es keine Alternative mehr zum Abbruch der Saison 2020/2021 – TuS-Präsident Christian Krey sagt: „Das ist nicht mehr zu schaffen“

Von Marco Rosbach
Oberligaderby mit Zuschauern: Am 20. September des vergangenen Jahres war die Fußball-Welt fast noch in Ordnung, 500 Fans durften im Stadion Oberwerth den 2:1-Sieg der TuS Koblenz gegen die SG Mülheim-Kärlich (weiße Trikots) verfolgen. Nun ist die Saison schon seit Monaten unterbrochen und es ist äußerst fraglich, ob es eine Fortsetzung gibt. Immerhin: Trainieren, wenn auch mit Vorgaben, dürfen die Klubs schon wieder.
Oberligaderby mit Zuschauern: Am 20. September des vergangenen Jahres war die Fußball-Welt fast noch in Ordnung, 500 Fans durften im Stadion Oberwerth den 2:1-Sieg der TuS Koblenz gegen die SG Mülheim-Kärlich (weiße Trikots) verfolgen. Nun ist die Saison schon seit Monaten unterbrochen und es ist äußerst fraglich, ob es eine Fortsetzung gibt. Immerhin: Trainieren, wenn auch mit Vorgaben, dürfen die Klubs schon wieder. Foto: Didi Mühlen

Die Mannschaften der zweigeteilten Fußball-Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar haben die Saison 2020/21 abgeschrieben. Das ist die Botschaft der Videokonferenz der Vereine mit Spielleiter Bernd Schneider und weiteren Vertretern aus den Landesverbänden und des zuständigen Regionalverbandes Südwest. Von den 24 Klubs haben sich 19 gegen eine Fortsetzung des seit Ende Oktober ausgesetzten Spielbetriebs ausgesprochen. Damit hat sich jenes Meinungsbild bestätigt, das sich auch schon bei einer vereinsinternen Runde zwei Tage zuvor abgezeichnet hatte.

Lesezeit: 6 Minuten
„Natürlich kannten wir das Ergebnis, aber es war uns trotzdem wichtig, den Oberligisten vorzustellen, wie wir uns eine eventuelle Fortsetzung der Saison vorstellen können“, sagt Spielleiter Schneider. Von gelungener Überzeugungsarbeit konnte am Ende aber keine Rede sein. Das Modell, die Gruppenphase in den beiden Zwölfer-Staffeln abzuschließen, fiel bei den Vereinsvertretern ...
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Freude statt Druck als bessere Wahl

Heute vor einem Jahr war der 13. März kein Samstag, sondern ein Freitag. Freitag, der 13. – das passte. Am Morgen gab's in den Schulen Lautsprecherdurchsagen, dass der Unterricht in bisher gekannter Form vorerst ausgesetzt wird, auch die Sportverbände zogen an diesem Tag die Reißleine und unterbrachen ihren Spielbetrieb. Das damals noch als „neuartig“ klassifizierte Virus war mit diesem Tag endgültig angekommen in den Köpfen der Menschen, die Corona-Pandemie war für jeden erschreckend greifbar geworden.

Zwölf Monate später ist das, was damals so beängstigend erschien, längst zur Gewohnheit geworden (was nicht weniger beängstigend ist). Und genauso wie sich die Sätze der Bundeskanzlerin wiederholen, wenn sie mal wieder auf „drei, vier schwere Monate“ einstimmt, die jetzt noch vor den Menschen liegen, hat auch der Sport weiterhin Probleme, den richtigen Umgang zu finden mit der Ausnahmesituation, die zur Dauereinrichtung zu werden droht. Allen voran: der Fußball, selbst ernannter König des Sports in Spitze und Breite.

Wenn Rainer Koch als der für den Amateurbereich zuständige Vizepräsident im Deutschen Fußball-Bund (DFB), permanent wiederholt, der Fußball sei nicht das Problem, sondern Teil der Lösung, mag das icht falsch sein.

Kindern und Jugendlichen den Sport und damit nach Monaten ein Stückweit Normalität zurückzugeben, kann im Rahmen dessen, was erlaubt und vertretbar ist, nur gut sein und wirklich helfen. Auch Erwachsene zurück auf den Platz zu lassen, hat seine positive Seite. Training in Kleingruppen ohne das gefährliche Rahmenprogramm davor und vor allem danach ist als Bewegungstherapie mit Ball keine schlechte Sache.

Die Unvernunft kommt ins Spiel, wenn nach dem ersten Schritt sogleich der zweite folgen soll, so wie es Walter Desch, der Präsident des Fußballverbandes Rheinland (FVR), jetzt in einem Interview mit unserer Zeitung skizziert hat, als er den 18. oder 25. April als seinen Wunschtermin für eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs nach dann rund einem halben Jahr Unterbrechung in den Raum stellte. Versehen mit dem Hinweis, dass es eng werde mit der Saison, wenn es doch erst nach dem 25. April losgehen sollte. Vereine, die sich zu Beginn dieser Woche aus nachvollziehbaren Gründen dagegen entschieden hatten, das Training aufzunehmen, fühlen sich plötzlich unter Zugzwang gesetzt. Andere, die schon trainieren, um endlich wieder mal etwas zu tun, verspüren nun doch jenen Druck, den sie eigentlich nicht haben wollten.

Von einem Handy, das nach besagtem Interview nicht mehr stillsteht, berichtet ein angefressener Vereinsvorsitzender. Er dürfte kein Einzelfall sein, der sich von seinem Verband, dem Dienstleister der Vereine, im Stich gelassen fühlt.

Wie es auch geht, hat gerade der Schleswig-Holsteinische Fußballverband gezeigt, der sich – nach Hamburg – als zweiter Landesverband durchgerungen hat, die Saison abzubrechen. Die Entscheidung wird im hohen Norden niemandem leicht gefallen sein – doch diesem Schritt wird die Brisanz genommen, weil er zugleich eine Perspektive bietet – frei von Druck.

Statt den Mannschaften nach langer Pause ein Durchpeitschen durch die restlichen Spiele der Hinserie (ist das schon eine Saison?) zuzumuten, brachten sie im hohen Norden mit dem Abbruch eine Alternative ins Spiel. So es die Corona-Lage zulässt, soll möglichst ab Anfang Mai ein „Derby-Cup“ genannter Wettbewerb die Zeit bis zum Start der Saison 2021/22 überbrücken. Hierbei geht es nicht um Auf- und Abstieg, sondern um das, was alle seit jenem Freitag, dem 13., vor einem Jahr so sehr vermissen: die Freude am Fußball.

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