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Kreisgebiet

Video als Beweis: Hilfreich oder Fass ohne Boden?

Von Marcus Pauly
Rote Karte, Gelbe Karte – die werden von Schiedsrichtern nach Tatsachentscheidungen vergeben, die im Nachhinein nicht infrage gestellt werden, woran auch die Ansicht von Videos nichts ändern kann. Videos erhalten aber Bedeutung in Szenen, die der Schiedsrichter nicht gesehen hat und in denen es zu einem sportwidrigen Verhalten gekommen ist. So wie jetzt in einem verhandelten Fall bei einem D-Klassenspiel zwischen Oberzissen III und Dernau II. Foto: Vollrath
Rote Karte, Gelbe Karte – die werden von Schiedsrichtern nach Tatsachentscheidungen vergeben, die im Nachhinein nicht infrage gestellt werden, woran auch die Ansicht von Videos nichts ändern kann. Videos erhalten aber Bedeutung in Szenen, die der Schiedsrichter nicht gesehen hat und in denen es zu einem sportwidrigen Verhalten gekommen ist. So wie jetzt in einem verhandelten Fall bei einem D-Klassenspiel zwischen Oberzissen III und Dernau II. Foto: Vollrath

An Kameras zur Überwachung öffentlicher belebter Plätze und den Videobeweis im Profifußball haben wir uns mittlerweile ebenso gewöhnt wie an die Diskussion um die Effektivität dieser technischen Möglichkeiten. Nun darf auch noch darüber debattiert werden, wie segensreich Filmaufnahmen von Amateurfußballspielen sind. Seit einiger Zeit überträgt Soccerwatch TV im Internet Amateurfußballspiele bis hinunter in die D-Klasse von einer fest installierten Kamera aus.

Lesezeit: 4 Minuten
Und genau dort, in der Kreisliga D Nord, ereignete sich jetzt ein Vorfall, der die Kreisspruchkammer beschäftigt hat – nach Ansicht einer entsprechenden Filmsequenz. In der Partie des SV Oberzissen III gegen die SG Dernau/Mayschoß II zeige die Aufnahme, wie ein Dernauer einen Gegenspieler „mit der flachen Hand ins Gesicht ...
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Illusion von Gerechtigkeit

War das nun eine Lappalie, die da nach Ansicht des Videos geahndet wurde, oder tatsächlich eine so grobe Unsportlichkeit, die sechs Spiele Sperre rechtfertigt? Es darf gestritten werden. Aber eigentlich geht es dabei um etwas anderes. Die Sache als Lappalie abzutun, hieße achselzuckend hinzunehmen, dass solche Szenen zum Alltag auf Kreisligaplätzen und zu diesem emotional aufgeladenen Kontaktsport gehören. Was natürlich nicht richtig sein kann. Insofern erscheint der Wunsch, dem einen Riegel vorzuschieben, und sei es mithilfe von Filmsequenzen, nur zu verständlich. Aber wie so oft: Nicht alles, was gut gemeint ist, muss auch gut sein. Die vermeintlich objektiven Bilder unterliegen immer einer subjektiven Beurteilung. Das Problem kennen wir schon vom Videobeweis im Profifußball, auch wenn der anderen Rahmenbedingungen folgt als im hier verhandelten Amateurkontext. Die angestrebte Gerechtigkeit bleibt aber allzu oft nur eine Illusion. Die Vorstellung, dass sich Spruchkammern künftig immer häufiger mit Filmsequenzen aus D-Klassen auseinandersetzen müssen, wirkt nicht verheißungsvoll.

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