Beide Trainer waren stolz auf ihre Mannschaften – und das aus gutem Grund. Beide Teams gaben wirklich alles, obwohl sie gerade zweieinhalb Tage alte, wirklich anstrengende Pokalfights in den Knochen hatten. Der FV Engers 120 Minuten plus Elfmeterschießen in Schweich, der SC 90 Minuten gegen Oberliga-Tabellenführer FK Pirmasens, in denen er sehr viel laufen musste. „Meine Spieler haben ihr Herz auf dem Platz gelassen“, lobte FVE-Trainer Sascha Watzlawik, und Tomasz Kakala sagte: „Ich bin sehr stolz darauf, was die Jungs geleistet haben.“
Nach sechs Minuten Nachspielzeit war Kakalas SC vor 205 Zuschauern im Haag glücklicher. Die Gastgeber taumelten, hingen in den Seilen, waren körperlich fertig, aber sie fielen nicht um und verteidigten die 2:1-Führung ins Ziel. „Ich wusste, dass uns am Ende die Körner ausgehen, wir mussten uns diesen Dreier erkämpfen“, sagte Kakala und fügte hinzu: „Ich freue mich mega über den Sieg. Er war unglaublich wichtig für uns.“ Watzlawik haderte nachvollziehbarerweise mit dem Ergebnis. „Es ärgert mich, dass wir keinen Punkt geholt haben, wir hätten ihn verdient gehabt“, stellte der Engerser Coach klar.
Von der Spielanlage her hätten die Gäste ein Remis allemal verdient gehabt. Der FV Engers war über weite Strecken der Partie die fußballerisch bessere Mannschaft. Zum Teil kombinierte die Mannschaft, aus der Watzlawik vollkommen zurecht Youngster Mattis Thewalt hervorhob („Kompliment, für mich war er der beste Mann auf dem Platz“), schnell und wunderbar nach vorne. Allerdings hatte das Offensivspiel des FVE ein Manko. Es kam nur selten zum Abschluss. Gerade in Durchgang eins fehlte meistens der letzte Pass oder die letzte richtige Entscheidung, um das SC-Tor zu gefährden. Nicht zuletzt auch deshalb, weil einmal mehr Niklas Baus bis zu seiner Auswechslung wegen muskulärer Probleme überragend verteidigte.
Doch es gab weitere Gründe, warum Trainer Kakala nicht zu Unrecht festhalten durfte, dass sein SC eine „sehr starke erste Halbzeit“ abgeliefert habe. Die Idarer attackierte ein ums andere Mal geschickt und spielten dann ziemlich schnörkellos nach vorne. Das war letztlich zunächst gefährlicher als der schöne FVE-Vortrag.
Vor allem über seine rechte Angriffsseite war der SC klasse. Marius Botiseriu schwankte dort zwar zwischen Genie und Wahnsinn, wurde schließlich aber zum Entscheider. Wahnsinn waren eine ganze Latte von total unnötigen Ballverlusten wegen übertriebener Dribbelei in der eigenen Hälfte, genial dagegen seine Flankenläufe. Zwei gerieten perfekt. Das erste hohe präzise Zuspiel vollendete Florian Zimmer per Kopf zum 1:0 (11.). Erleichterung machte sich im Haag darüber breit, dass der Torjäger nach vier Spielen (inklusive Pokal) endlich wieder geknipst hatte. Sechs Minuten später legte er einen weiteren Treffer nach einer Traumkombination nach, netzte aber aus Abseitsposition ein. Das Tor zählte nicht.
Marius Botiserius nächste Flanke war für sich schon ein halbes Tor, weil Alex sie aus zwei Metern einfach hätte ins Netz befördern können. Thewalt versuchte mit riesen Einsatz zu retten, was kaum noch zu retten war und verbuchte sogar eine Art Teilerfolg. Mit einer Grätsche erreichte er die Kugel. Aber der Engerser hatte kein Glück. Mit seinem langen Bein spitzelte er die Kugel aus einem Meter gegen seinen Keeper. Von Franjo Serdarusic prallte der Ball dann doch vor die Füße des SC-Brasilianers, der die restlichen 50 Zentimeter bis über die Linie dann selbst erledigte – 2:0 (24.). Watzlawik nervte, dass seine Mannschaft zweimal ausgekontert wurde und monierte die „schlechte Restverteidigung“.
Kakala störte sich derweil daran, dass seine Equipe kein drittes Tor nachlegte. „Dass wir das 3:0 nicht geschossen haben, ist vielleicht das Einzige, was ich diesmal zu kritisieren habe“, sagte er. Großchancen dazu gab es zwei. Juri Amidon scheiterte nach Zimmer-Zuspiel mit einem schwachen Schuss an Serdarusic (40.), und Alex zirkelte die Kugel aus 16 Metern nur um Zentimeter rechts am Pfosten vorbei (42.). Allerdings hätte der FV Engers gut und gerne auch den Anschluss vor der Pause erzielen können. Delil Arbusu fand in SC-Keeper Tobias Edinger, der sich wie eine Wand vor ihm aufbaute, seinen Meister (30.). Und nach einer verlängerten Ecke brachte David Eberhardt das Kunststück fertig, die Kugel aus zwei Metern über den gähnend leeren SC-Kasten zu schaufeln (37.). Außerdem markierte auch der FVE ein Abseitstor. Enrico Rössler traf mit der letzten Aktion vor der Pause nach einem Freistoß von Kevin Lahn. Die Fahne des Linienrichters signalisierte die Abseitsstellung sofort, aber es muss sehr knapp gewesen sein (45.+1).
Im zweiten Durchgang änderte sich die Partie komplett. Von Minute zu Minute schien der SC müder, schwerfälliger und angeschlagener zu werden. „Wir haben es nicht mehr geschafft, Bälle zu halten und sind so richtig unter Druck geraten“, stellte Kakala fest und fügte hinzu: „So war es sehr sehr spannend.“
Für den besonderen Nervenkitzel sorgte die 69. Minute mit zwei Ereignissen. Erstens schaffte der FV Engers den Anschluss. Rössler traf nach einer abgefälschten Flanke von Manuel Simons. Zweitens wechselte Kakala Alexander Bambach aus, der bis dahin wenigstens ab und an vorne die Kugel noch „festgemacht“ hatte. „Er war einfach platt“, erklärte der SC-Coach den Wechsel zu Alessandro Marino und ergänzte: „Wir haben natürlich auch gehofft, dass Alessandro mit seiner Geschwindigkeit für Entlastung sorgt.“ Doch das funktionierte gar nicht. Und weil die Kopfballstärke Zimmers immer mehr ganz hinten gebraucht wurde, fand der SC nach vorne praktisch nicht mehr statt.
Der FV Engers rannte dagegen an. „Wir hatten im zweiten Abschnitt die Kontrolle, haben nichts mehr zugelassen und haben dann wirklich alles nach vorne geworfen“, erklärte Watzlawik. Doch je näher der Schlusspfiff rückte, desto kopfloser wurde das Engerser Anrennen. In den letzten zehn Minuten der regulären Spielzeit und den Nachspielminuten ballerte der FVE einen hohen Ball nach dem anderen an und in den Strafraum. Dort war der SC Idar allerdings sehr präsent und hatte mit Niklas Brach, Paulo de Souza und Florian Zimmer die Lufthoheit. „Außerdem ist Tobi Edinger ein paarmal sehr gut rausgekommen“, lobte Kakala seinen Schlussmann. Obwohl der SC zum Schluss die Bälle nur noch wegbolzte, ließ er keine wirkliche Torchance der Engerser mehr zu und rettete den vierten Saisonsieg über die Zeit. Die Abwehrschlacht hatte Erfolg.