So erklärte Jochen Borchert, der kommissarische Präsident des Landessportbundes (LSB) Rheinland-Pfalz: „Die bereits jetzt sichtbaren und die für viele noch unsichtbaren Corona-Schäden für den Sport in Rheinland-Pfalz werden durch diese Maßnahmen nochmals deutlich verstärkt.“ Der Funktionär aus Vallendar bei Koblenz ergänzte: „Auch berücksichtigt der generelle Lockdown leider nicht die Aktivitäten des Sports, der durch ein hohes Maß an Disziplin und mit der Umsetzung von Hygienekonzepten erreicht hat, dass der Sport nachweislich kein Infektionstreiber ist.“ Lückenlose wissenschaftliche Beweise hierfür liegen jedoch noch nicht vor. Borchert bekräftigte dennoch: „Wir sind überzeugt, dass es dieser gesamtgesellschaftlichen Kraftanstrengung bedarf, um die Infektionszahlen wieder in den Griff zu bekommen.“
Der Sport steht still. Wieder einmal. Die sogenannten Amateure, die Freizeit-, Hobby- und Breitensportler müssen erneut auf ihre Leidenschaft, ihren Ausgleich, auf Gesundheitsförderung und Prävention, auf das integrative und verbindende Miteinander verzichten.Kommentar zu den Beschränkungen im Breitensport: Eine schmerzhafte Aufgabe für alle
Nicht nur im Fußball war der Aufschrei verständlicherweise groß. „Es ist ein Rückschlag für den Sport allgemein“, urteilte Sven Ressel, Sportdirektor des Deutschen Fechter-Bundes. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Effekte eintreten und wir im Dezember wieder weitermachen können.“ Die Beschlüsse der Kanzlerrunde lassen wichtige Fragen offen: Wie wird zum Beispiel zwischen Profi- und Amateursport unterschieden? Für Olympia-Starter, die sich nicht durch ihren Sport finanzieren können, könnten die öffentlichen Stadien und Hallen verschlossen bleiben.
Wie existenziell Zuschauer sind, unterstrich Geschäftsführerin Jennifer Kettemann vom Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen. „Sie sind für unseren Sport überlebenswichtig“, sagte sie. Auch der zehnmalige Volleyball-Meister Berlin Volleys fürchtet schwere wirtschaftliche Folgen. „Die Einschränkungen treffen uns hart“, sagte Manager Kaweh Niroomand.
Die Auswirkungen können dramatisch sein und sind in ihrem ganzen Ausmaß derzeit noch gar nicht abzuschätzen. Rainer Koch, Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bundes, beklagte, dass „Vereine und Verbände jetzt wiederholt vor extremen Herausforderungen stehen, wenn wir daran denken, dass Mitglieder fernbleiben müssen, sich womöglich ganz abwenden oder Kinder erst gar keinen Zugang mehr zum Fußball im Verein finden“. Nachdem bereits die Saison 2019/20 im Amateurbereich wegen der Corona-Krise abgebrochen werden musste, gerät nun auch die aktuelle Spielzeit in Gefahr.
Die Profis dürfen derweil vor leeren Rängen weiterspielen. Dennoch tut sich die Milliardenbranche mit der Entscheidung schwer. „Der Profifußball ist nachweislich kein Treiber der Pandemie. Vor diesem Hintergrund ist es schwierig zu akzeptieren, dass Fakten nicht zählen“, schrieb Bundesligist Borussia Dortmund in einem Brief an seine Fans. Allerdings hatte die Politik darauf verwiesen, dass Gesundheitsämter Kontakte von Infizierten nicht mehr ausreichend nachverfolgen können.
Für den Deutschen Schwimm-Verband ist es schwer nachvollziehbar, dass die Bäder trotz der Hygienekonzepte dichtgemacht werden. Dieser Beschluss verschärft „die Probleme auf sämtlichen Ebenen“, sagte DSV-Vizepräsident Uwe Brinkmann. Dagmar Freitag, Sportausschussvorsitzende des Bundestages, versteht „die Verzweiflung derer, die in Kultur, Gastronomie und Sport viel Zeit und Geld in Hygienekonzepte investiert haben, aber jetzt dennoch zu den Betroffenen gehören. Alle Vereinssportler dürfen sich dafür bei den verantwortungslosen Corona-Leugnern und Partygängern bedanken.“