Nürburgring

Ecclestone will Zukunft der Formel 1 am Ring

Bernie Ecclestone
Bernie Ecclestone. Foto: Jens Buettner/Archiv

Kauft er, oder kneift er? Formel-1-Boss Bernie Ecclestone sorgte bei seinem mehrtägigen Gastspiel in der Eifel für Verwirrung und Furore gleichermaßen.

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Von unserem Redakteur Dietmar Brück

Noch am Freitag hatte er gegenüber der „Welt“ zu einem Kauf des Nürburgrings nahezu gönnerhaft erklärt: „Wenn ich das mache, würde das bedeuten, dass der Große Preis von Deutschland in Zukunft gesichert ist.“ Weiter zitierte ihn das Blatt mit den Sätzen: „Wie ich höre, will man den Nürburgring verkaufen. Gut möglich, dass ich ihn kaufe. Zumindest denke ich darüber nach.“

Der Milliardär Ecclestone, der den Nürburgring quasi aus der Portokasse bezahlen könnte, löste zwiespältige Reaktionen aus. Sanierungsgeschäftsführer Thomas Schmidt meinte zu unserer Zeitung: „Wir freuen uns über jeden ernsthaften Interessenten.“ Und unter den akkreditierten Motorsportjournalisten waren einige, die Ecclestone ein solches Engagement zutrauten. „Vielleicht will er sich gegen Ende seines langen Schaffens ein positives Denkmal setzen“, meinte ein Kenner der Szene. Auch kühle Rechner haben manchmal eine emotionale Seite.

Eher Stoff fürs Märchenbuch

Doch wie ernst meinte Ecclestone seine Aussage? Die Praktiker am Eifelkurs, langjährige Beschäftigte und Betriebsräte, rieben sich ungläubig die Augen. Ecclestone als Ring-Retter? Eher ein Stoff fürs Märchenbuch, mutmaßten sie.

Einigermaßen Klarheit schaffte eine spontane Begegnung mit dem Formel-1-Geschäftsführer. Kurz vor seinem luxuriösen grau-schwarzen Wohnwagen, der ihm auch als Geschäfts- und Besprechungszentrum dient, erwischten wir ihn am Samstagabend. Seine schwarze Limousine war schon fahrbereit. Aber der kleine Mann mit dem großen Ego wirkte vollkommen entspannt. In weißem Hemd, schwarzer Hose und blitzenden schwarzen Schuhen kam er unspektakulär daher. Zunächst fachsimpelte er noch einen Moment mit einem Fotografen über Kameras. Dann war er bereit für ein kurzes Gespräch.

„Was kann ich für Sie tun?“, meinte der Milliardär. Dann korrigierte er seine eigene Aussage zum Kaufinteresse am Nürburgring: „Ich habe darüber nachgedacht“, sinnierte Ecclestone. „Aber es ist für mich nicht praktikabel.“ Das klang nicht so, als wäre da noch Verhandlungsspielraum. Vielleicht wollte der Brite mit seinen vorangegangenen Äußerungen auch nur guten Willen dokumentieren und den Verkaufsprozess anheizen.

Ecclestone meinte schließlich: „Ich hoffe, dass jemand den Nürburgring kauft, denn wir sind gern hier.“ Dann fasste er seinen Interviewpartner am Arm, ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Audienz zu Ende war. Der Rest des Gesprächs rangierte unter Höflichkeit. „Wir sind immer glücklich, am Nürburgring zu gastieren, zumal wir schon so lange hierherkommen“, ergänzte der Formel-1-Boss, bevor er in Richtung Wohnwagen verschwand. Dort ließ er sich auf weißen Möbeln nieder. Oder verfolgte das Sportgeschehen an einem der Flachbildschirme.

Einen Tag später fragten TV-Journalisten den schwer durchschaubaren Geschäftsmann, ob der Nürburgring demnächst Bernie-Ecclestone-Ring heißen wird. Da hatte der Selfmademan wieder die Maske der Unverbindlichkeit aufgezogen: „Wir werden sehen.“

Die Sanierer können jetzt überlegen, ob sie ihn noch einmal ansprechen. „Bevorzugen werden wir niemanden, auch Herrn Ecclestone nicht“, so Sanierungsgeschäftsführer Schmidt. Der eigenwillige Chefvermarkter der Königsklasse gilt als Geschäftsmann der alten Garde – ausgebufft, clever und verlässlich. Ecclestone besiegelt Millionen- und Milliardendeals per Handschlag – das Kleingedruckte erledigen die Anwaltteams.

Gutes Geschäft für die Region

Rund um den Nürburgring fragt man sich, wie es mit der Formel 1 weitergeht. Die vielen Motorsportfans bangen um die Zukunft der Königsklasse, aber auch die Hotel- und Pensionsbesitzer, die in diesen Tagen komplett ausgebucht waren. Viele Hoffnungen richten sich jetzt auf den ADAC, unter dessen Führung ein Konsortium aus Autofirmen den Ring kaufen könnte. Doch dieser hält sich noch bedeckt. Kay Langendorff, ADAC-Sprecher Motorsport, bestätigte immerhin, dass der Eifelkurs bei dem zweitgrößten Automobilklub der Welt hohe Priorität besitzt.

Die Gegner des Ringverkaufs setzten übrigens ein Zeichen. In einer der Nachwuchsserien trugen zwei blaue Flitzer einen gut sichtbaren „Save the Ring“-Aufkleber. Und wer die Verhältnisse in der Eifel nicht kennt, dem wird es wohl wie den drei Motorsport-Journalisten aus Tokio gegangen sein. „Was? Der Nürburgring soll verkauft werden?“, meinten sie verblüfft. „Für 80 bis 100 Millionen Euro? Das ist doch kein Preis. Der Nürburgring ist doch weltberühmt.“